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Prag: Ei trifft Gauck an Kopf - Politiker entschuldigt sich

Prag

Ei trifft Gauck an Kopf - Politiker entschuldigt sich

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    Mit Regenschirmen schützen Sicherheitsbeamte in Prag während einer Zeremonie für eine Enthüllung einer Gedenktafel die Staatspräsidenten vor Eier- und Tomatenwürfen.
    Mit Regenschirmen schützen Sicherheitsbeamte in Prag während einer Zeremonie für eine Enthüllung einer Gedenktafel die Staatspräsidenten vor Eier- und Tomatenwürfen. Foto: Wolfgang Kumm dpa

    Die Feiern zum 25. Jahrestag der Samtenen Revolution in Tschechien sind von teils turbulenten Protesten gegen Präsident Milos Zeman geprägt worden. Bei einer öffentlichen Zeremonie wurde Bundespräsident Joachim Gauck am Montag von einem Ei am Kopf getroffen, das offenbar für den umstrittenen Kollegen bestimmt war. In der Prager Innenstadt hielten tausende Demonstranten rote Karten gegen Zeman hoch, neben Eiern wurden auch Äpfel und Tomaten geworfen.

    Geworfenes Ei war nicht für Gauck bestimmt

    Zemans Sprecher Jiri Ovcacek sagte, das Ei habe Gauck an der Schläfe getroffen. Der Bundespräsident sei von dem Treffer erschüttert worden, habe das Programm aber wie geplant fortgesetzt. "Entschuldigen Sie, Herr Präsident, dieses Ei war für mich gedacht, nicht für Sie", sagte Zeman anschließend laut Ovcacek seinem Kollegen. Eine Sprecherin der deutschen Botschaft in Prag versicherte, nur "ein sehr kleiner Teil" des Eis habe Gauck getroffen.

    Neben Gauck nahmen auch die Präsidenten Ungarns, Polens und der Slowakei an der Zeremonie zur Enthüllung einer Gedenktafel teil. Die Staatschefs waren am Sonntagabend bereits zu einer Gedenkfeier in der slowakischen Hauptstadt Bratislava gewesen. Die Tschechoslowakei hatte sich im Jahr 1993 friedlich in die

    Zeman stößt zunehmend auf Kritik

    Viele der Zeman-kritischen Demonstranten in Prag trugen Anstecker mit dem Bild des früheren Dissidenten Vaclav Havel, der nach dem Ende des Kommunismus zum ersten Präsidenten Tschechiens gewählt worden war, sowie Banner mit der Forderung nach dem Rücktritt Zemans. Die Kundgebung erinnerte an das brutale Vorgehen der Polizei gegen einen Studentenprotest am 17. November 1989, der die Samtene Revolution auslöste, die letztlich den Sturz der kommunistischen Führung zur Folge hatte.

    Zeman hatte in der vergangenen Woche viele Tschechen mit der Bemerkung verärgert, die Demonstration sei nur eine "von vielen Protestmärschen" gewesen und die Polizei habe damals kein "Blutvergießen" verursacht. Der einstige Kommunist stößt zudem mit seiner rüden Ausdrucksweise bei seinen Landsleuten zunehmend auf Kritik. So bezeichnete der 70-Jährige kürzlich in einem Radiointerview die Mitglieder der Kreml-kritischen Punk-Rock-Band Pussy Riot als "Huren".

    Demonstrationen begleiten Auftritte Zemans

    Auch irritierte er in den vergangenen Monat viele Tschechen mit seinem prorussischen Kurs. Während die EU und die Nato Moskau vorwerfen, im Osten der Ukraine die Strippen zu ziehen, bezeichnete Zeman den Konflikt wiederholt als "Bürgerkrieg zwischen zwei Gruppen ukrainischer Bürger". Außerdem sagte der Anfang 2013 gewählte Staatschef bei einem Besuch in Peking im Oktober, er wolle von China lernen, "wie man die Gesellschaft stabilisiert".

    "Ich bin gekommen, um Zeman die rote Karte zu zeigen, weil ich gegen fast alles bin, was er tut, einschließlich seiner Außenpolitik", sagte die Demonstrantin Jarmila Rydlova bei der Kundgebung in Prag. Der Student Vojtech Stros sagte: "Wir lehnen das Verhalten unseres Präsidenten ab, ich hasse die Dinge, die er sagt." Auch ein öffentlicher Auftritt Zemans auf einem Prager Platz wurde am Montag von Pfiffen und Buhrufen seiner politischen Gegner begleitet. afp

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