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Portrait: Ralf Stegner: Der rote Rambo

Portrait

Ralf Stegner: Der rote Rambo

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    Der schleswig-holsteinische SPD-Vorsitzende Ralf Stegner.
    Der schleswig-holsteinische SPD-Vorsitzende Ralf Stegner. Foto: Carsten Rehder (dpa)

    Neuerdings zieht er durch die Talkshows wie außer ihm nur noch Gregor Gysi: Ralf Stegner bei „Markus Lanz“, bei „Anne Will“, bei „Pelzig hält sich“ – ganz schön viel bundesweite Medienpräsenz für einen Landespolitiker aus dem hohen Norden. Der bissige Stegner, SPD-Chef aus Schleswig-Holstein, kam bisher in der Öffentlichkeit eher unsympathisch rüber, galt als der rote Küsten-Rambo. Nun sammelt er Pluspunkte, erzählt im Fernsehen auch mal was Privates, zum Beispiel dass er ein Tagebuch führt und dass sein Vater Kellner war.

    Er verhandelte mit über die Große Koalition im Bund

    Auch politisch hat sich der Parteilinke bewegt. Er verhandelte mit über die Große Koalition im Bund, seit gestern wirbt er offensiv um die Zustimmung der Parteibasis zur mit CDU und CSU ausgehandelten Vereinbarung. Damit wird Stegner immer wichtiger für Parteichef Sigmar Gabriel. Der weiß, was er an einem Vorzeigelinken hat, der für das ungeliebte Bündnis mit den Konservativen eintritt.

    Seine Streitlust kann er nicht zügeln

    Ganz zügeln kann Stegner seine Streitlust indes nicht. Gestern spottete er über das CSU-Herzensanliegen Ausländer-Maut, das es bekanntlich in den Koalitionsvertrag geschafft hat: „Wenn Weihnachten und Ostern zusammengelegt wird im nächsten Jahr, dann kommt auch die Maut.“

    In weiser Selbsterkenntnis hat der streitbare Stegner erkannt, dass er als Minister in Berlin nicht geeignet wäre, da er oft „zu direkt“ sei und „offen“ seine Meinung sage. Wohl wahr. In Schleswig-Holstein ist die Große Koalition maßgeblich an Stegner zerbrochen, der in Kiel zunächst Finanz- und danach Innenminister war. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) verlangte 2007 ultimativ, dass die SPD Stegner aus dem Kabinett zurückzieht. Doch in diesem Bündnis war bereits der Wurm drin, 2009 kündigte die CDU die Koalition.

    Parteispitze entschied sich für Thorsten Albig

    Bei den vorgezogenen Neuwahlen fuhr Spitzenkandidat Stegner das schlechteste Ergebnis für die SPD  in Schleswig-Holstein ein. Zur nächsten Wahl wollte die Parteibasis einen anderen Spitzenkandidaten: Sie entschied sich für Thorsten Albig, der 2012 Regierungschef in Kiel wurde.

    Seither sucht Stegner sein Glück auch außerhalb des Küstenstaats. Dem 54-Jährigen winkt tatsächlich ein neuer Job: Er könnte SPD-Generalsekretär werden, wenn Andrea Nahles ins Bundeskabinett wechselt. Den scharfen Ton, der auf diesem Posten nötig ist, bringt er zweifellos mit.

    Privat ist Stegner seit 25 Jahren verheiratet und hat drei Söhne. Zu seinen Hobbys sagt er: „Ich lese Kriminalromane, ich sammle Tatortfilme, spiele Skat und sehe oder spiele Fußball. Da unterscheide ich mich nicht von anderen Menschen.“

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