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Portrait: Der neue niedersächsiche Ministerpräsident Stephan Weil im Portrait

Portrait

Der neue niedersächsiche Ministerpräsident Stephan Weil im Portrait

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    Der SPD-Politiker Stephan Weil ist neuer Ministerpräsident in Niedersachsen.
    Der SPD-Politiker Stephan Weil ist neuer Ministerpräsident in Niedersachsen. Foto: Wolfgang Kumm, dpa Bildfunk

    Ein wenig fremd wirkt er schon noch. Während SPD-Chef Sigmar Gabriel gerade wortreich erklärt, warum Union und FDP die Bundestagswahl praktisch schon verloren haben, steht der eigentliche Star dieses Vormittages noch etwas schüchtern neben ihm im Berliner Willy-Brandt-Haus.

    Der 54-jährige Jurist Stephan Weil ist kein begnadeter Selbstvermarkter wie der Genosse Gabriel – und genauso tritt er auch auf. Der Erfolg vom Sonntag, sagt Weil, „ist kein Sieg des Spitzenkandidaten, sondern der gesamten niedersächsischen SPD“.

    Weil betrieb einen fairen Wahlkampf

    Nach Torsten Albig in Schleswig-Holstein ist der Oberbürgermeister aus Hannover der zweite Sozialdemokrat innerhalb eines Jahres, der aus dem Rathaussessel der Landeshauptstadt in die Staatskanzlei seines Bundeslandes wechselt. Dass es am Ende knapp werden würde, sehr knapp sogar, hat er immer geahnt.

    Der Versuchung, seinen Wahlkampf über das nötige Maß hinaus zuzuspitzen, ist er allerdings nicht erlegen. Bei einem Auftritt in Osnabrück, zum Beispiel, lobte Weil kurz vor der Wahl sogar noch den früheren Ministerpräsidenten Christian Wulff von der CDU, der ein neues Werk des VW-Konzerns in die Stadt geholt hatte. Mit David McAllister, dessen Nachfolger, ist er zwar nicht ganz so pfleglich umgesprungen. Insgesamt allerdings, sagt Weil, „war es ein sehr fairer

    Schröder traut Weil sogar eine Karriere in der Bundespolitik zu

    Obwohl der amtierende Ministerpräsident im direkten Vergleich immer deutlich vor ihm lag und er selbst außerhalb Hannovers vor einem Jahr kaum bekannter war als andere Bürgermeister, ist er sich treu geblieben, hat unaufgeregt und sachlich für einen Wechsel in der Landespolitik geworben und mit einem Medientrainer an seinen rhetorischen Defiziten gearbeitet.

    So wirkte Weil in der Schlussphase des Wahlkampfes deutlich lockerer und souveräner als zu Beginn. Gerhard Schröder, sein Mentor, traut ihm nun sogar noch eine Karriere in der Bundespolitik zu. Sollte, zum Beispiel, Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit vorzeitig abtreten müssen und auch sein Amt als stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD abtreten – Stephan Weil, so heißt es in der Partei, stünde bereit.

    Weil ist ruhig, uneitel und nicht leicht aus der Fassung zu bringen

    In Hamburg geboren, in Hannover aufgewachsen und dann zum Studium ins nahe Göttingen: Der frühere Staatsanwalt und Richter, verheiratet und Vater eines Sohnes, ist ein Kind des Nordens – und klingt auch so.

    Ruhig, uneitel, fast schon spröde und nicht leicht aus der Fassung zu bringen: Auch eine Niederlage im niedersächsischen Herzschlagfinale hätte ihm nicht lange den Schlaf geraubt. „Wenn die Wähler meinen, wir sollen in der Opposition arbeiten“, hat Stephan Weil gesagt, als das eine, entscheidende Mandat für Rot-Grün noch fehlte, „dann werden wir das auch sehr gerne tun.“

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