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Portrait: Der All-Flug mit Jeff Bezos ist ein später Triumph für Wally Funk

Portrait

Der All-Flug mit Jeff Bezos ist ein später Triumph für Wally Funk

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    MERCURY 13, Wally Funk, 2018. Netflix /Courtesy Everett Collection ACHTUNG AUFNAHMEDATUM GESCHÄTZT PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xNetflix/CourtesyxEverettxCollectionx MCDMERC EC048
    MERCURY 13, Wally Funk, 2018. Netflix /Courtesy Everett Collection ACHTUNG AUFNAHMEDATUM GESCHÄTZT PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xNetflix/CourtesyxEverettxCollectionx MCDMERC EC048 Foto: Www.imago-images.de

    Es ist rührend, zu sehen, wie sich die 82-jährige Wally Funk freut – als Amazon-Chef Jeff Bezos sie persönlich mit der Nachricht überrascht, dass er sie ausgewählt hat, am 20. Juli an seiner Seite ins All zu fliegen. Bei der ersten bemannten Mission von Bezos‘ Raumschiff „New Sheperd“. Wally Funk ist völlig aus dem Häuschen und beide fallen sich in die Arme. Doch gleichzeitig hat das Ganze auch etwas Empörendes. Denn die sympathische Seniorin ist ein weiterer der zahllosen Fälle von offenkundiger Frauenbenachteiligung. Trotz exzellenter Eignung wurde die 1939 in Las Vegas geborene Pilotin als Astronautin links liegen gelassen. Männer wurden ihr vorgezogen.

    Sie war auch eine exzellente Schützin

    Wally Funk war schon als Kind vom Fliegen begeistert. Mit sieben Jahren baute sie ihre ersten Modellflugzeuge aus Balsaholz, mit neun Jahren nahm sie ihre erste richtige Flugstunde. Als Jugendliche war sie topsportlich, auf Skiern repräsentierte sie den Südwesten der USA bei landesweiten Wettbewerben. Zugleich war Wally eine sensationelle Schützin, ihre Spitzenergebnisse wurden sogar an den Präsidenten Eisenhower weitergemeldet, der ihr daraufhin einen Brief schrieb.

    Abgelehnt, weil sie eine Frau ist

    Mit nur 19 Jahren erwarb sie ihre Piloten-Lizenz und wollte professionelle Pilotin werden. Zwar legte sie die weiteren erforderlichen Prüfungen ab, wurde aber von drei kommerziellen Fluglinien abgelehnt – weil sie eine Frau ist.

    Ähnlich erging es ihr, als sie später ins All wollte. 1961, mit 22 Jahren, bewarb sie sich bei einem zwar privaten, aber zunächst von der Nasa akzeptierten Astronautinnentraining. Sie erfüllte alle Anforderungen psychischer und physischer Art mit Bravour. Zu den üblichen Tests zählte damals auch, dass Astronauten in einen Isolationstank eingesperrt wurden, um zu schauen, wann sie aufgrund der Ereignislosigkeit anfangen, zu halluzinieren. Wally Funk schaffte zehn Stunden und 35 Minuten ohne Halluzinationen – was damals Rekord war. Doch die Nasa akzeptierte die 13 mit Erfolg ausgebildeten Frauen auf einmal doch nicht als Astronautinnen. Begründung: Sie seien ja keine Testpilotinnen beim Militär gewesen. Damit waren Wally Funk, die als Beste abgeschnitten hatte, und alle anderen Bewerberinnen faktisch raus aus dem Rennen.

    Wally Funk konzentrierte sich auf eine Karriere im Flugwesen, wurde offizielle Fluginspektorin und fand etwa bei der Untersuchung von 450 Flugunfällen heraus, dass Passagieren in kleinen Flugzeugen beim Einschlag oft Schmuck, Schuhe und Kleider vom Leib gerissen werden. Sie absolvierte überdies fast 20.000 Flugstunden und brachte 3000 Menschen das Fliegen bei.

    Sie überholt nun John Glenn

    Nun startet sie mit 82 Jahren ins All. Und bricht damit vom Alter her den Rekord von John Glenn, der dabei 77 Jahre alt war. Doch der durfte bekanntlich zweimal ins All: 1962 – und 1998 mit einem Space-Shuttle. Bei allem Ärger über die Diskriminierung: Es ist schön, dass der Traum von Wally Funk doch noch in Erfüllung geht.

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