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Porträt: Wie Peter Neumann vom IS-Experten zum Laschet-Berater wurde

Porträt

Wie Peter Neumann vom IS-Experten zum Laschet-Berater wurde

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    Peter Neumann hat sich einen ausgezeichneten Ruf als Islamismus-Experte erarbeitet.
    Peter Neumann hat sich einen ausgezeichneten Ruf als Islamismus-Experte erarbeitet. Foto: Ina Fassbender, dpa

    Es ist ein Satz von Peter Neumann, der in seiner Grundaussage nun schon zweimal in seiner Heimatstadt traurige Realität wurde. Attentätern sei es im Prinzip möglich, sich jemanden in der Würzburger Innenstadt zu „greifen und ihn dort zu enthaupten“, sagte der Terrorismusexperte in einem Interview mit dieser Redaktion. 2014 war das. „Panikmache“ wurde ihm damals vorgeworfen. Dann kommen zuerst der Axt-Anschlag 2016, fünf Jahre später, im Juni dieses Jahres, das Messer-Attentat mit drei Toten.

    Vorhersagen des Terror-Experten bewahrheiten sich häufig

    Vorhergesagt hat der gebürtige Würzburger die Fälle nicht. „Mit dem Satz habe ich damals die allgegenwärtige Terrorgefahr veranschaulichen wollen“, erklärt er in einem späteren Gespräch. Neumann hat es auch nicht nötig, frühere Aussagen später als Prognosen zu verkaufen, wenn sie zur Realität passen. Denn die Trefferquote des 46-jährigen Professors ist auch so verblüffend hoch, wenn es um die Pläne von Terroristen geht.

    Schon vor Charlie Hebdo warnt Neumann vor „islamistischen Anschlägen kleiner Terrorgruppen“. Auch die Strategie, mit Fahrzeugen in Menschenmengen zu fahren, beschreibt er vor Nizza und Berlin. Nun will sich der Kanzlerkandidat der Union Neumanns Fachkenntnis zunutze machen: In Armin Laschets „Zukunftsteam“ ist der Wissenschaftler, seit 1996 selbst CDU-Mitglied, für die Vernetzung von innerer und äußerer Sicherheit zuständig. Ein Thema, das nach der Rückkehr der Taliban in Afghanistan noch wichtiger geworden ist.

    Terror ist für Neumann bereits 1999 ein Thema

    Es ist das Jahr 1997, als der Terrorismus das Interesse des Unterfranken weckt. Der Student der Politikwissenschaften wechselt damals gerade von der TU Berlin an die Queen’s University im nordirischen Belfast. In einer Zeit, als der Nordirlandkonflikt endet und der Friedensprozess beginnt. Ab 1999 promoviert Neumann dann am Londoner King’s College über britische Regierungsstrategien in dem blutigen Konflikt. Terror ist damals kein großes Thema.

    Das ändert sich am 11. September 2001 schlagartig. Mit dem Anschlag auf die Londoner U-Bahn 2005 beherrscht das Thema dann auch endgültig die Debatten in Großbritannien. 2008 wird Peter Neumann Gründungsdirektor des neuen „Internationalen Zentrums zum Studium für Radikalisierung“ am King’s College, das er zehn Jahre leitet.

    Dort wird Pionierarbeit in Sachen Terrorismusforschung geleistet. Mit einem vierköpfigen Team analysiert Neumann, welche Rolle das Internet bei der Radikalisierung von Islamisten spielt. Er spürt in sozialen Netzwerken europäische Dschihadisten in den syrischen und irakischen Kampfgebieten auf und kommuniziert mit ihnen, um den „Islamischen Staat“ (IS) zu verstehen. Für den Boulevard wird der Würzburger „zum weltweit wichtigsten

    Peter Neumann ist Teil des "Zukunftsteams"

    Neumann ist seit Jahren ein gefragter Mann. Wenn irgendwo auf der Welt ein Anschlag passiert, flimmert der Würzburger durch die Nachrichtensendungen. Er gilt als einer der meistzitierten Terrorismusexperten der Welt. Vermutlich, weil er klar formuliert und so hilft, das Unbegreifliche begreiflich zu machen – wie in seinem Spiegel-Bestseller „Die neuen Dschihadisten“.

    Sein weiterer Weg: Er wird OSZE-Sonderbeauftragter für Terrorismusprävention, berät die Vereinten Nationen und Regierungen, darunter die österreichische mit dem damaligen Außenminister Sebastian Kurz. Schon einmal, vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2017, holt ihn CDU-Politiker Armin Laschet in sein Team. Neumann wird gar als neuer Innenminister gehandelt.

    Nun unterstützt Peter Neumann, der nie einen Hehl aus seiner Wertschätzung für Laschet gemacht hat, den in Umfragen zurückgefallenen CDU-Politiker erneut. Er sei „nicht nur für Show im Wahlkampf“ dabei, betont der ins „Zukunftsteam“ Berufene im Gespräch mit unserer Redaktion. Im Falle eines Wahlsiegs wäre er auch „bereit, Verantwortung in Berlin zu übernehmen“.

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