Der Ruf, der ihm vorauseilt, könnte besser nicht sein. Und er kommt nicht von ungefähr. Werner Schneider, der als vorläufiger Insolvenzverwalter des Druckmaschinenherstellers Manroland bestellt wurde, hat sich in der Region einen Namen gemacht. Für notleidende Unternehmen wie den Ulmer Anhängerhersteller Kögel, den Bobinger Faserspezialisten Trevira und den Augsburger Anlagenbauer Böwe Systec hat er neue Investoren gefunden. Als der Augsburger Baukonzern Walter Bau 2005 pleiteging, machte sich der 68-Jährige bundesweit einen Namen. Unter seiner Regie gelang es, für zwei Drittel der Walter-Beschäftigten in Deutschland neue Arbeitsplätze zu finden.
Er sieht sich selbst als Sanierer
Nun ruhen die Hoffnungen in Augsburg erneut auf dem Neu-Ulmer, der sich nicht als Abwickler infarktbedrohter Firmen sieht, sondern als Sanierer. So betont Schneider stets die Chancen, die in einem notleidenden Unternehmen schlummern. In erster Linie muss er als Insolvenzverwalter zwar dafür sorgen, dass die Gläubiger an ihr Geld kommen. Dabei will er aber auch möglichst viele Arbeitsplätze erhalten.
Nervenstärke, Geduld und Hartnäckigkeit sind in solchen Situationen gefragt – allesamt Eigenschaften, die dem Insolvenzspezialisten zugeschrieben werden. Dabei dürfte ihm auch seine Ausbildung zugutekommen. Schneider ist kein Jurist, wie viele in seiner Branche, sondern Betriebswirt, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Heute beschäftigt seine Kanzlei (Schneider Geiwitz & Partner, Neu-Ulm), die auch in Augsburg vertreten ist, rund 220 Mitarbeiter. Schneider vergisst nicht zu betonen, dass sein Team, das sich derzeit unter Hochdruck in die Geschäfte von Manroland einarbeitet, die Basis seines Erfolgs bildet.
Für unkonventionelle Denkweise bekannt
Am Anfang kam auch der Zufall dazu. Seinen ersten Fall ergatterte Schneider als junger Assistent an der Universität Augsburg, als ihm ein Konkursrichter das Verfahren antrug. Eigentlich ein Fall für Juristen. Doch der gebürtige Ulmer sagte zu – auch, weil es sich um einen Jaguar-Händler handelte. Was folgte, war eine steile Karriere, in der Schneider auch mit unkonventioneller Denkweise von sich reden machte.
Dazu zählt nicht nur, dass er als Insolvenzverwalter wie beim Faserhersteller Trevira zeitweise die Geschäfte selber führt, sondern auch alte Schulden eintreibt, indem er etwa die Boeing 737 des thailändischen Kronprinzen pfänden lässt. Er versuchte damit, eine Millionenforderung von Walter Bau gegen den thailändischen Staat durchzusetzen. Schneiders Plan ging auf. Dass ihm der Vorfall ein Einreiseverbot nach Thailand eingebracht hat, stört ihn nicht. Urlaub wollte er dort ohnehin nicht machen.