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Porträt: Toni Hofreiter will neuer Fraktionschef der Grünen werden

Porträt

Toni Hofreiter will neuer Fraktionschef der Grünen werden

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    Anton Hofreiter will das Erbe von Jürgen Trittin als Fraktionschef der Grünen antreten.
    Anton Hofreiter will das Erbe von Jürgen Trittin als Fraktionschef der Grünen antreten. Foto: Maurizio Gambarini

    Auf der Diplomatenschule hätte er einen schweren Stand. Anton Hofreiter ist, wenn man so will, der Steinbrück der Grünen – ihr Mister Klartext. Dreierbündnisse mit der SPD und den Linken sind für den 43-Jährigen keine politischen Sündenfälle, sondern strategische Notwendigkeiten. Aus seinen Ambitionen, einmal Nachfolger des scheidenden Fraktionsvorsitzenden Jürgen Trittin zu werden, hat er kein großes Geheimnis gemacht – und auch jetzt, da er diesem Ziel sehr, sehr nahe gekommen ist, lässt der Abgeordnete aus Sauerlach im Landkreis München es an Deutlichkeit nicht fehlen. Aus den Zahlen des Wahlabends, warnt er, könne er keinen Regierungsauftrag für eine schwarz-grüne Koalition erkennen.

    Ökologie ist für Hofreiter eine zentrale Frage

    Er – ein Linker? Früher, sagt Hofreiter heute, habe er das eigentlich nicht so gesehen. „Ich bin geblieben, wie ich war, nur ist die Partei teilweise in die vermeintlich realpolitische Richtung gewandert.“ Nun aber, da sich alles neu sortiert bei den Grünen, wird er bald die wichtigste Stimme des linken Parteiflügels sein – ein Mann, der mit seiner langen Mähne, dem Bart und den Jeans unter den vielen Zweireihern in der Fraktion wirkt wie ein Relikt aus einer alten, längst vergangenen Zeit, als die grünen Männer noch zottelige Haare und rauschende Bärte trugen. Und irgendwie stimmt es ja auch: Mit Hofreiter, dem promovierten Biologen, kehrt die Partei wieder ein Stück weit zu ihren Wurzeln zurück. Die Ökologie, sagt der 43-Jährige, den alle nur „Toni“ nennen, sei für ihn „eine ganz zentrale Frage.“

    Hofreiter war zuletzt Vorsitzender des Verkehrsausschusses

    Schon als 14-Jähriger hat er begonnen, sich bei den Grünen zu engagieren, mit 16 tritt er ihnen bei, macht Abitur, studiert sein Traumfach Biologie und widmet sich anschließend einem urgrünen Thema, der bedrohten Artenvielfalt. Monatelang ist er auf Forschungsreisen im Auftrag der Münchner Universität in Peru, Bolivien, Kolumbien und Ecuador unterwegs, dazwischen arbeitet er für zwei grüne Landtagsabgeordnete in München und engagiert sich im Bund Naturschutz. 2005 schafft er den Sprung in den Bundestag, wo er sich früh der Verkehrspolitik widmet und zu den schärfsten Kritikern der Bahn-Privatisierung gehört: „Wir wünschen uns eine Bahn, die alles für den Bürger tut, nicht für die Börse.“

    Als Vorsitzender des Verkehrsausschusses hat Hofreiter sich zuletzt vor allem mit umstrittenen Großprojekten wie dem Stuttgarter Jahrhundertbahnhof und dem Berliner Pannenflughafen herumgeschlagen. Seine neue Aufgabe bei den Grünen, das darf man annehmen, wird nicht einfacher. Auch Anton Hofreiters Partei ist im Moment eine einzige Baustelle.

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