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Porträt: Putin: Demokrat oder Diktator?

Porträt

Putin: Demokrat oder Diktator?

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    Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Regierung entlassen.
    Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Regierung entlassen. Foto: DPA

    Wer Putin erlebt, ist von seiner Ausstrahlung beeindruckt. Selbst nach drei Stunden Dauerinterview bleibt er konzentriert und präsent. Man bekommt den Eindruck, der Präsident spreche mit einem persönlich, auch wenn noch hunderte andere Menschen im Saal sitzen.

    Als Putin antrat, übernahm er ein Land im Chaos. Der einstige Geheimdienstoffizier und promovierte Jurist wurde anfangs als "Mann ohne Eigenschaften" verspottet. Nach zwei Amtszeiten boomt die Wirtschaft. Das Land hat dank der Öl- und Gasmilliarden seine Schuldenlast abgeworfen. Russland ist als Akteur auf die Weltbühne zurückgekehrt, der zwar wenig geliebt, aber dafür ernstgenommen wird.

    Der Schmusekurs mit dem Westen ist längst passé. Putins Rede vor dem Bundestag 2001 gehört ebenso der Vergangenheit an wie das Lob des Altbundeskanzlers Gerhard Schröder vom "lupenreinen Demokraten". Putin spricht zwar deutsch, aber er denkt nicht wie ein Deutscher.

    Bei Themen wie Iran, Kosovo, Raketenabwehr oder Energielieferungen zeigt sich der Kremlchef stets kompromisslos. Nach dem Prinzip Zuckerbrot und Peitsche wird nach Belieben gedroht oder mit Zugständnissen gelockt. Es mehren sich die Klagen über einen unberechenbaren Putin.

    Auch im eigenen Land bleibt der Kremlchef für Überraschungen gut. Das Volk wird so lange über seine politische Zukunft im Ungewissen gelassen, wie es Putin gefällt. Bei den Menschenrechten ist Russland nach Einschätzung des Westens auf das Niveau von Ruanda und Swasiland abgerutscht. Doch selbst die beiden Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn und Michail Gorbatschow stützen seinen Kurs.

    So sehr sich Putin auch von den westlichen Werten abgewendet hat, mit den Attributen des westlichen Luxus umgibt er sich bis heute gern. Er bevorzugt Brioni- oder Kiton-Anzüge und dazu Krawatten von Christian Lacroix, Moschino oder Valentino. Dazu trägt er eine nach Medienberichten über 40_000 Euro teure Patek-Philippe-Armbanduhr.

    Der durchtrainierte Schwimmer, Reiter und Judokämpfer sorgte zuletzt mit seinen Oben-ohne-Fotos beim Angeln in Südsibirien für Aufsehen. Im Gegensatz zu Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy sah sich Russlands kremlnahe Presse nicht einmal gezwungen, den Hüftspeck des Präsidenten wegzuretuschieren.

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