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Porträt: „Meister“ Erdogan steht vor einer schwerer Prüfung

Porträt

„Meister“ Erdogan steht vor einer schwerer Prüfung

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    Der türkische Staatspräsident Erodgan steht vor einer seiner schwersten Aufgabe.
    Der türkische Staatspräsident Erodgan steht vor einer seiner schwersten Aufgabe. Foto: Sedat Suna/Archiv (dpa)

    Häufig wird der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wegen seines autokratischen Stils mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin verglichen. Nun steht der von seinen Anhängern als „Meister“ verehrte Erdogan im Konflikt mit Putin wegen des abgeschossenen russischen Jets vor einer schweren Prüfung. Auf dem Spiel stehen nicht nur die türkisch-russischen Beziehungen, russische Gaslieferungen und die türkischen Pläne für eine Pufferzone in Syrien. Erdogan kämpft um Durchsetzung seiner Vision einer „neuen Türkei“, die als eigenständige Regionalmacht in Nahost ihre Interessen verfolgt.

    Ob das im Fall Russland gelingt, ist alles andere als sicher. Findet Erdogan seinen Meister in Putin? Schon in den Tagen vor dem Zwischenfall hatte sich Ankara mehrfach vergeblich über russische Luftangriffe in einem Teil Nord-Syriens beschwert, in dem die mit der Türkei verbündeten Turkmenen leben.

    Mit einer militärisch gesicherten Pufferzone in Nord-Syrien wird es wohl nichts

    Nach der militärischen Konfrontation an der Grenze droht Russland mit Konsequenzen für die von russischen Gaslieferungen abhängige Türkei und setzt seine Luftangriffe in der Nähe des türkischen Hoheitsgebietes fort. Auch die Einrichtung einer militärisch gesicherten Pufferzone in Nord-Syrien dürfte sich mit dem Abschuss erledigt haben.

    Die Türkei sei sein „großer Staat“ und lasse sich von niemandem reinreden, schrieb Erdogan-Berater Yigit Bulut in der Zeitung Star. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Es gibt nicht viel, was Erdogan, seit 2014 der zwölfte Präsident der Türkei, gegen etwaige wirtschaftliche Strafmaßnahmen Putins oder gegen die russische Rolle in Syrien ausrichten kann.

    Erdogans These von der Türkei als Ordnungsmacht in Nahost gerät damit ins Wanken. Doch der 61-Jährige hat sich in seiner Karriere, die vor mehr als 20 Jahren als Istanbuler Oberbürgermeister begann, eine wichtige Fähigkeit bewahrt: Wenn nötig, ist er so pragmatisch und wendig wie sonst kaum ein türkischer Politiker. Schon am Tag nach dem Abschuss des russischen Jets beschwor Erdogan „Frieden, Dialog und Diplomatie“ als Leitmotive im Umgang mit Russland. Die Erdogan-treue Zeitung Yeni Safak meldete, der Staatschef wolle sich schon bald mit Putin persönlich treffen.

    Sowohl Erdogan als auch Putin nehmen politische Niederlagen persönlich

    Eine solche Begegnung wäre eine Gelegenheit für Erdogan, sich als internationaler Spitzenpolitiker zu präsentieren, der Probleme im direkten Gespräch mit den Mächtigen dieser Welt angeht. Bei seinen Wählern würde dies sicher gut ankommen. Die Frage ist, ob Putin mitspielt – oder andere Pläne hat. Denn wie Erdogan ist auch Putin dafür bekannt, politische Niederlagen hin und wieder sehr persönlich zu nehmen. Möglicherweise, heißt es, werde Russland nun als Vergeltung für den Abschuss des Flugzeugs die syrischen Kurden unterstützen, die von Ankara misstrauisch beobachtet werden.

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