Noch nie hat ein Trainer derart großspurig eine internationale Fußballbühne betreten. In den englischen Medien war er seither „The Special one“ (Der Besondere). Seine Auftritte absolviert der portugiesische Exzentriker je nach Laune charmant, beleidigend, versöhnlich oder zynisch. Meist treffen seine Spitzen Unparteiische, nicht selten auch eigene Spieler. Als sein ehemaliger Torhüter Baia mit dem gegnerischen Keeper das Trikot tauschen wollte, riss Mourinho ihm das Hemd aus der Hand und zerfetzte es.
José Mourinho und die Verschwörungstheorien
Oft verliert sich der 49-Jährige in Verschwörungstheorien, in denen es die ganze Welt auf ihn abgesehen hat. An anderen Tagen ist der verheiratete Vater zweier Kinder ein liebenswerter Typ, der im Film einen famosen Commissario abgeben würde. Das Paranoide ist Mourinho genauso wenig fremd wie dem Schauspieler. Nun ist es aber so, dass dieser südländische Schönling, der neben Portugiesisch auch Spanisch, Englisch, Italienisch, Französische und Katalanisch spricht, nicht nur wechselweise zynisch und charmant ist. Vor allem ist er erfolgreich. Ja, Mourinho ist der Beste. Er hat mehr große Vereinstitel gesammelt als jeder andere amtierende Klubtrainer. Champions-League-Sieger mit dem Außenseiter FC Porto; dem FC Chelsea hat er nach 50 meisterlosen Jahren gleich zwei Titel (2005, 2006) beschert; als Trainer von Inter Mailand wiederholte er im Finale gegen den FC Bayern den Triumph von Porto und mit Real Madrid soll nun der dritte Gipfel folgen. Was hat Mourinho, was andere nicht haben? Neben seiner Künstlerpersönlichkeit ein Gespür für alles Hintergründige im Fußball und eine solide Ausbildung. Er hat seinem Vater, ebenfalls Trainer, schon als Jugendlicher assistiert und sein Sportstudium mit Auszeichnung abgeschlossen.
Assistent unter Heynckes
Dass er als Spieler nur zweitklassig war, treibt ihn jetzt an. Der zu kurz Gekommene will zeigen, was in ihm steckt. Heute sollen es der FC Bayern und dessen Trainer Jupp Heynckes im Halbfinal-Rückspiel der Champions League zu spüren bekommen. Mourinho war in Lissabon Praktikant unter Heynckes. Bald könnte er der Erste sein, der die Königsklasse mit drei verschiedenen Klubs gewonnen hat. Fraglos etwas Besonderes.