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Porträt: Jamila Schäfer lässt Bayern ein grünes Wunder erleben

Porträt

Jamila Schäfer lässt Bayern ein grünes Wunder erleben

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    Jamila Schäfer von Bündnis 90/Die Grünen ist in München mit einem Direktmandat in den Bundestag gewählt worden.
    Jamila Schäfer von Bündnis 90/Die Grünen ist in München mit einem Direktmandat in den Bundestag gewählt worden. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    An ihrem ersten Tag als neue Bundestagsabgeordnete nimmt Jamila Schäfer ihre Anhängerinnen und Anhänger mit auf den Weg zum Reichstagsgebäude in Berlin. Per kurzer Videobotschaft auf ihrem Instagram-Kanal. Sie grinst aufgeregt, als sie sagt: „Leute, schaut mal, wo ich hier gerade vorbeigehe.“ In ihrer Stimme hört man pure Vorfreude.

    Dazu hat die frisch gewählte 28-Jährige aus München allen Grund. Als erste Grünen-Kandidatin gelang es ihr in der CSU-Hochburg Bayern bei dieser Bundestagswahl ein Direktmandat zu bekommen.

    Schäfer siegt mit einem knappen Vorsprung im Münchener Süden

    Mit 27,5 Prozent der Stimmen besiegte sie am Sonntag den CSU-Direktkandidaten Michael Kuffer (26,8 Prozent) im Wahlkreis München/Süd. Auch wenn es knapp war: Historisch einmalig ist diese Wahl für die Grünen – aber auch für die gesamte CSU in Bayern, die zum ersten Mal seit 2009 nicht mehr alle Direktmandate im Freistaat einholen konnte. Schäfer freut sich natürlich unglaublich. Vielleicht liegt ihr Wahlerfolg an ihrer direkten und offenen Art zu sprechen, nichts zu beschönigen. Auf Anfrage unserer Redaktion meinte sie, dass ihre starke Verwurzelung im Münchener Süden auch viele Stimmen eingeholt haben könnte.

    In München aufgewachsen hat Schäfer schon als junges Mädchen eine grüne Einstellung. Ein altes Foto von 2001, das Schäfer in den Sozialen Medien teilt, zeigt sie als Achtjährige bei ihrer ersten Demo: Ein Teil des Baumwaldes in ihrem Heimatstadtteil Hadern sollte abgeholzt werden – und wurde es schließlich auch. „Ich habe als Kind schon nicht verstanden, warum die Menschen ihre eigene Lebensgrundlage zerstören“, sagt sie in einem ihrer Wahlspots. Bis heute bleibt dieses Unverständnis, aus dem ihr großes Engagement in der Klimapolitik resultiert.

    Jamila Schäfer: "Die Union ist als Regierungspartei abgewählt"

    Schäfer war von 2015 bis 2017 Sprecherin der Grünen Jugend, seit 2018 ist sie Vize-Bundesvorsitzende im Grünen-Parteivorstand. Schon Anfang der Woche ist Schäfer nach Berlin gefahren, um bei den ersten Sondierungsgesprächen und auch der Fraktionssitzung am Dienstag dabei zu sein. Hat sich dabei schon eine persönliche Wunschkoalition herauskristallisiert? Ihre Antwort könnte zumindest auf eine Ampel-Vorliebe hindeuten: „Der Wahlausgang zeigt für mich: Die Union ist als Regierungspartei abgewählt. Die Gespräche der nächsten Tage und Wochen werden zeigen, mit wem wir eine echte Klimaregierung bilden können. Da braucht die SPD noch etwas Nachhilfe, in der Sozialpolitik haben wir aber viele Schnittmengen.“

    Im Bundestag wird sie sicherlich mit ihrer klaren Meinung anecken. Nicht nur in Markus Lanz’ Talkshow machte die sprachgewandte Politikerin kürzlich Friedrich Merz (CDU) klar, was sie von Europas Außenpolitik und dem Umgang mit Menschenrechten hält.

    "Vehemente Gegenrede" gegenüber der AfD im Bundestag

    Dass ihr diese Themen am Herzen liegen, hat sie bei ihrem Besuch und ihrer Hilfe im abgebrannten Flüchtlingscamp Moria im Herbst vergangenen Jahres gezeigt. Alles, was sie aus Moria evakuieren konnte, sei zynischerweise eine Katze gewesen, die jetzt bei ihr wohnt, schrieb sie danach in den Sozialen Medien. Kürzlich setzte sich Schäfer auch dafür ein, dass eine Münchener Familie, die in Kabul feststeckte, evakuiert werden konnte. Dass sie nun zusammen mit Leuten im Bundestag sitzen wird, die sich gegen die Rettung von Flüchtlingen stellt, ist der jungen Politikerin bewusst. Sie sei froh, dass die AfD nicht mehr die Oppositionsführung innehabe: "Schlecht, dass sie noch über 10 Prozent bekommen haben." Sie werde es künftig mit der AfD halten, wie ihre Kolleginnen und Kollegen im letzten Bundestag: "keine Zusammenarbeit und vehemente Gegenrede im Plenum.“

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