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Porträt: Jakob Kreidl: Der Skandal-Landrat

Porträt

Jakob Kreidl: Der Skandal-Landrat

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    CSU-Politiker Jakob Kreidl wollte eigentlich ein Landrat für alle sein.
    CSU-Politiker Jakob Kreidl wollte eigentlich ein Landrat für alle sein. Foto: Andreas Gebert, dpa

    Jakob Kreidl ist als "Skandal-Landrat" bekannt geworden. Auch wenn die Bevölkerung ihm inzwischen vielleicht vergeben hat, mindestens seine Partei steht durch seine erneute Kandidatur vor einem Problem.

    In den Tälern des Bayerischen Oberlandes am Fuß des Mangfallgebirges herrscht eine besonders ausgeprägte Form des Mir-san-mir-Bewusstseins. Hier lebt die Legende vom Wildschütz Jennerwein. Hier hat die CSU ihre politische Trutzburg, das Tagungszentrum im Wildbad Kreuth. Hier zeigt sich Oberbayern von seiner oberbayerischsten Seite: meistens grantig, wenn's sein muss, freundlich und immer ein bisserl schlitzohrig. Und der Herr Landrat ist - mehr noch als anderswo - ein kleiner Fürst.

    Miesbach hat Kreidl verziehen

    Nun aber ist das traditionelle gesellschaftliche und politische Gefüge im Landkreis Miesbach gehörig durcheinandergeraten. Seine Verstrickung in die Verwandtenaffäre im Landtag, seine vielen Nebenjobs und die Aberkennung seines Doktortitels hätten die Miesbacher ihrem CSU-Landrat Jakob Kreidl vielleicht verziehen nach dem Motto: „Ja mei, der Jakob, der kloane Schlawiner...“

    Sogar das von der Kreissparkasse gesponserte Luxus-Geburtstagsfest eignete sich in der Wahrnehmung der Mehrheit der Landkreisbevölkerung nicht automatisch zum Skandal. Schließlich war Miesbach einen Tag Zentrum der bayerischen Prominenz. Der Ministerpräsident war da, der Kardinal und mit ihnen noch rund 450 Gäste.

    Jakob Kreidl : Kampfansage zur Wahl

    Doch alles zusammen und was im Zuge der Affären sonst noch über die Verquickung von Kommunalpolitik und Sparkasse bayernweit bekannt wurde – ein auf Kosten der Sparkasse üppig ausgestattetes Landratszimmer und ein teurer Ausflug in die Schweiz –, zwingt den leutseligen Landrat immer mehr zum Rückzug.

    Jetzt erklärte er, dass er nach seinem Präsidentenposten beim Landkreistag auch sein Amt als Landrat ruhen lassen werde. Nicht wegen der Vorwürfe, sondern, wie er betont, aus gesundheitlichen Gründen: „Die Art und Weise der öffentlichen Diffamierung meiner Person und die tiefen Verletzungen auch durch einzelne Weggefährten haben mich bis über die Grenzen des Erträglichen belastet und mir gesundheitlichen Schaden zugefügt.“ Den Zeilen des Selbstbedauerns folgte eine Kampfansage: „Es liegt nun am Wähler, am 16. März zu entscheiden.“

    Jakob Kreidl spaltet die Bevölkerung

    Zwar hat sich auch die CSU-Spitze von dem 61-Jährigen abgewendet, doch seine erneute Landrats-Kandidatur war ihm nicht zu nehmen: Die Frist für die Nominierung eines anderen Kandidaten ist abgelaufen. Die Partei, die sich gerade einen von Ex-CSU-Chef Theo Waigel ausgearbeiteten Ehrenkodex gibt, steht vor einem Problem: Was tun, wenn Kreidl trotz allem gewählt wird?

    Selbst Weggefährten im Kreisverband beschreiben es als „besonders bitter“, dass Kreidl, der eigentlich ein Landrat für alle sein wollte, die Bevölkerung in zwei Lager spaltet. Von Mir-san-mir kann in Miesbach keine Rede mehr sein.

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