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Porträt: Gerd Müller: Doch noch Minister

Porträt

Gerd Müller: Doch noch Minister

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    Gerd Müller aus Durach wird neuer Minister an der Spitze des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
    Gerd Müller aus Durach wird neuer Minister an der Spitze des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Foto: Ralf Lienert

    Erst einmal tief durchatmen! Gerd Müller weiß nur zu gut, wie es sich anfühlt, nicht Minister zu werden. Vor fünf Jahren, nach Horst Seehofers überraschendem Wechsel in die bayerische Landespolitik, wurde er bereits als Favorit für dessen Nachfolge im Landwirtschaftsressort gehandelt, am Ende aber machte Ilse Aigner das Rennen. Nun kommt der 58-Jährige doch noch zu Ministerehren – und zwar in einem Ressort, das ihm keineswegs so fremd ist, wie es auf den ersten Blick vielleicht aussehen mag.

    Müller sammelte bereits Erfahrungen in der Entwicklungspolitik

    Als eine Art Außenbeauftragter hat er sich als Staatssekretär im Agrarministerium auch in den vergangenen acht Jahren schon viel mit der Welternährung und der Entwicklungspolitik beschäftigt und unter anderem in Äthiopien ein Projekt mit ins Leben gerufen, das Kleinbauern hilft, ihre Böden nachhaltiger und effizienter zu bewirtschaften. Irgendwann, so hofft er, wird mit solchen Maßnahmen aus einem Land, das noch immer hungert, die Kornkammer Afrikas.

    Über seine neue Aufgabe hat der gelernte Wirtschaftspädagoge schon sehr klare Vorstellungen. Wenn die Industrieländer sich in der Entwicklungspolitik nicht stärker engagierten, warnt Müller im Gespräch mit unserer Zeitung, „sind noch mehr Hunger, noch mehr Armut und noch größere Flüchtlingswellen die Alternativen“. Schon in der Jungen Union hat er Konzepte für eine moderne Entwicklungspolitik formuliert und entsprechende Kongresse veranstaltet. Umso mehr freue er sich, sagt er, nun die Verantwortung für dieses „riesige Thema“ übernehmen zu dürfen. „Es ist eine großartige Herausforderung.“

    Eine nicht zu unterschätzende Aufgabe

    Das Ministerium solle niemand unterschätzen, betont Müller. Zum einen böte die Entwicklungszusammenarbeit auch den sogenannten Geber-Ländern große wirtschaftliche Chancen. Zum anderen sei es, nicht zuletzt, ein „Friedensministerium“ – man denke nur an die Aufbauarbeit, die nach dem Abzug der westlichen Truppen noch in Afghanistan geleistet werden müsse.

    Auch wenn ein paar Altvordere in der CSU über eine der überraschendsten Personalien dieses Wochenendes noch staunen: Gerd Müller, mit einer Niederländerin verheiratet und Vater zweier Söhne, ist einer der erfahrensten Politiker seiner Partei. Er hat für die Seidel-Stiftung und den ehemaligen bayerischen Wirtschaftsminister Anton Jaumann gearbeitet, er war vier Jahre Landesvorsitzender der Jungen Union und fünf Jahre Abgeordneter des Europäischen Parlaments, ehe es ihn 1994 in den Bundestag zog. Im Wahlkreis Kempten. Lindau, Oberallgäu trat er damals die Nachfolge des legendären Agrarministers Ignaz Kiechle an.

    Politische Prägung durch Theo Waigel

    Aufgewachsen auf dem elterlichen Hof in Unterbleichen im Landkreis Günzburg wurde Müller bereits mit 21 Jahren Zweiter Bürgermeister seiner Heimatgemeinde und war nach dem Rücktritt des Ersten für kurze Zeit sogar Deutschlands jüngster Bürgermeister. Das Geld für sein Studium verdiente er sich unter anderem als Mähdrescherfahrer. Politisch geprägt, sagt er, hätten ihn damals vor allem Männer wie Theo Waigel, Bruno Merk oder Hans Maier. Männer seiner Region.

    Bis zum Samstag, als unsere Zeitung über eine mögliche Beförderung Müllers zum Minister berichtet hatte, hatte seinen Namen niemand auf dem Zettel – außer Seehofer. Und der ist mit seinem Coup sichtlich zufrieden: Für ihn ist Müllers Ressort sozusagen das Außenministerium der CSU.

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