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Porträt: Generalsekretär der CSU: Wie tickt Markus Blume?

Porträt

Generalsekretär der CSU: Wie tickt Markus Blume?

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    Markus Blume studierte Politikwissenschaften, arbeitete danach unter anderem als Unternehmensberater. Seit 2008 sitzt er im Landtag.
    Markus Blume studierte Politikwissenschaften, arbeitete danach unter anderem als Unternehmensberater. Seit 2008 sitzt er im Landtag. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Manchmal kommt er daher, als hätte er eine Bohnenstange verschluckt – kerzengerade, stocksteif, erkennbar angespannt und noch größer erscheinend als die 1,96 Meter, die er ohnehin misst. Mit tiefer Stimme und entschlossener Miene verkündet er dann in sorgsam vorbereiteten, scharf geschliffenen Sätzen, wo der Hase hinzulaufen hat. An dem denkwürdigen Montag vor zwei Wochen, als die CSU der CDU im Ringen um die Kanzlerkandidatur der Union den Fehdehandschuh hinwarf, klang das so: „Heute ist nicht der Tag der Entscheidung, sondern der Beginn der Debatte“, donnerte Markus Blume. Derart apodiktische, keinen Widerspruch duldende Ansagen zu formulieren gehört zu den Kernaufgaben eines CSU-Generalsekretärs. Er muss, wenn es ernst wird, den „aggressiv leader“, den „Frontmann fürs Grobe“ geben. Einer seiner bekanntesten Vorgänger, der spätere CSU-Chef Edmund Stoiber, hat in diesem Amt als „blondes Fallbeil“ die Benchmark gesetzt.

    Bei Blume freilich fällt der Wechsel in den Krawallmodus immer besonders auf, weil der 46-Jährige auch ganz andere Seiten hat. Als einst erfolgreicher Eistänzer – er war mit seiner Schwester unter anderem deutscher Juniorenmeister – hat er sportliche Eleganz bewiesen. Als konservativer Intellektueller gilt er auch politischen Gegnern als ebenso geistreicher wie humorvoller Gesprächspartner. Und er gehört zu jener verschwindend kleinen Gruppe junger Politiker, die schon deshalb Respekt genießen, weil alle wissen, dass sie in der freien Wirtschaft deutlich mehr Geld verdienen könnten als in der Politik. Blume ist politischer Überzeugungstäter.

    Generalsekretär Markus Blume ernannte Söder unlängst zum "Kandidat der Herzen"

    Im Machtkampf um die Kanzlerkandidatur war Blume nicht nur fürs Zu-, sondern obendrein fürs Nachtreten zuständig. Als Anfang vergangener Woche klar war, dass die CDU-Granden nicht gewillt sind, Söder den Vortritt zu lassen, ernannte Blume seinen Parteichef kurzerhand zum „Kandidat der Herzen“ und hängte damit Armin Laschet, also dem Mann, hinter dem CDU und CSU sich im Bundestagswahlkampf jetzt eigentlich geschlossen versammeln sollten, einen schweren Klotz ans Bein. Wenige Tage später machte Söder in einem Interview schon mal klar, dass allein Laschet und die alten Herren in der CDU die Verantwortung tragen, sollte die Union bei der Wahl im Herbst scheitern. Was bedeutet das für den Mann, der jetzt den Wahlkampf der CSU managen soll?

    Mit heiklen Situationen und schnellen Kurswechseln seiner Chefs hat Blume reichlich Erfahrung sammeln dürfen. Er war bereits unter CSU-Chef Horst Seehofer Generalsekretär und ist es unter Markus Söder geblieben – ein beachtlicher Spagat, wenn man weiß, wie erbittert die beiden über viele Monate hinweg miteinander gerungen haben. Blume ging auf dem verminten Gelände mit einem Höchstmaß an Geschmeidigkeit zu Werke. Auch die politische Kehrtwende Söders im Landtagswahlkampf 2018 brachte Blume wie eine Pirouette aufs glatte Eis: erst Kreuzerlass, Flüchtlingsstreit und andere rechtskonservative Wegmarken, dann die klare Kampfansage an die AfD und ihr zum Extremismus neigendes Klientel.

    Alle Anspannung scheint von Markus Blume abgefallen

    Das Dilemma der CSU ist offenkundig. Sie wollte Laschet nicht, aber sie hat nun einmal keine andere Schwesterpartei als die CDU. Sie hat auf Söders Beliebtheit in den Umfragen gesetzt und muss jetzt zur Kenntnis nehmen, dass mit der Entscheidung für Laschet ihre Umfragewerte auch in Bayern sinken. Dennoch kommt ihr Generalsekretär wie ausgewechselt daher. Alle Anspannung scheint von Blume abgefallen. Er räumt zwar ein, dass die Umfragen gerade „nicht so schön“ seien. Aber er behauptet, wieder richtig Spaß an seiner Aufgabe zu haben, und schiebt mit dem Brustton der Überzeugung hinterher: „Wir werden alles tun für den gemeinsamen Erfolg im Wahlkampf.“

    Die ersten Schritte dazu sollen schon in den nächsten Wochen gegangen werden. Anders als zuletzt unter Parteichef Seehofer, als die CSU mit einem eigenen „Bayernplan“ in den Bundestagswahlkampf ging, soll es dieses Mal ein gemeinsames Wahlprogramm geben. Das Grundvertrauen, dass CDU und CSU als Union zusammenstehen, sei ungebrochen, sagt Blume.

    Wirklich in die Karten schauen lässt er sich freilich noch nicht. Die Einheit der Union und die angeblich hohe inhaltliche Übereinstimmung zu beschwören, das wissen sie in der CDU wie in der CSU, wird nicht reichen. Zu deutlich wurden im Konkurrenzkampf der Kandidaten die Unterschiede zwischen Laschet und Söder und ihren Politikentwürfen herausgearbeitet. Zu tief sitzt in der CSU die Sorge, dass die CDU sich als Volkspartei aufgeben könnte. Die scharf geschliffenen Sätze für den Wahlkampf hat Blume erkennbar noch nicht formuliert. So viel auch geredet wird – noch herrscht Sprachlosigkeit.

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