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Porträt: Eike Schmidt: Ein Deutscher in italienischen Politik-Wirren

Porträt

Eike Schmidt: Ein Deutscher in italienischen Politik-Wirren

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    Eike Schmidt war acht Jahre lang Direktor der Uffizien, nun will er Politik an der Seite der Meloni-Partei machen.
    Eike Schmidt war acht Jahre lang Direktor der Uffizien, nun will er Politik an der Seite der Meloni-Partei machen. Foto: Christoph Sator, dpa

    Eike Schmidt ist ein selbstbewusster Tausendsassa. Keine Aufgabe scheint dem 56-Jährigen aus Freiburg im Breisgau zu groß. Acht Jahre lang leitete der Kunsthistoriker die weltberühmte Gemälde-Galerie der Uffizien in Florenz. Nach einer zweiten Amtszeit wechselte es als Direktor an das Capodimonte-Museum in Neapel - ebenfalls ein italienisches Nationalheiligtum. Dort ließ sich Schmidt im April aber nach nur vier Monaten wieder beurlauben, um als Parteiloser für das Amt des Bürgermeisters von Florenz zu kandidieren

    Freiburger Kunsthistoriker scheitert bei Bürgermeisterwahl in Florenz

    Bei der Stichwahl unterlag Schmidt diese Woche jedoch seiner sozialdemokratischen Herausforderin Sara Funaro klar mit 40 zu 60 Prozent. Er wolle nun gleichzeitig Oppositionschef in Florenz und Museumsdirektor in Neapel sein, kündigte der Breisgauer an. 

    Doch der Weg zurück nach Neapel gestaltet sich steinig. Im Wahlkampf hatte Schmidt, der im vergangenen Jahr wegen seiner Ehe mit der italienischen Kunsthistorikerin Roberta Bartoli die italienische Staatsbürgerschaft annahm, seine Rückkehr in die Museumskarriere im Falle einer Niederlage angekündigt. In Neapel wird der ehrgeizige Deutsche nun aber nicht gerade mit offenen Armen erwartet. 

    Kampaniens Ministerpräsident fühlt sich durch deutschen Museumsdirektor beleidigt

    Kampaniens Gouverneur Vincenzo De Luca sagte, es sei für Neapel „beleidigend“ gewesen, dass Schmidt erst zum Jahreswechsel seine Stelle in Neapel antrat, sich dann aber für den Wahlkampf in Florenz beurlauben ließ. „Man kann die Würde Neapels nicht auf diese Weise mit Füßen treten“, fügte der für seine Polemiken bekannte Politiker hinzu. Schmidt habe seinen Hut auf dem Direktoren-Stuhl in Neapel gelassen, bei seiner Rückkehr werde er „aber nicht einmal den Stuhl vorfinden“. Kampaniens vorlauter Ministerpräsident ist nicht der Einzige mit seiner Kritik. Neapels Bürgermeister Gaetano Manfredi sagte, das Capodimonte-Museum brauche einen „Vollzeit-Direktor“. 

    In einem am Mittwoch erschienenen Interview mit dem Corriere del Mezzogiorno, wies Schmidt die Vorwürfe zurück. Er werde von jenen Politikern kritisiert, „weil ich nicht ihr Kandidat war“. Schmidt hatte in Florenz mit einer eigenen Bürgerliste kandidiert und wurde von den Rechtsparteien der in Rom regierenden Koalition von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni unterstützt. De Luca und Manfredi gehören indes zum linken politischen Lager der zukünftigen Bürgermeisterin von Florenz, Funaro.

    Schmidt verkauft seine Niederlage in Florenz als Erfolg. Die Rechte habe mit ihm ihr bestes Ergebnis seit 1999 in Florenz eingefahren. Seine Bürgerliste erreichte knapp zehn Prozent und bekam drei Stadträte. Tatsächlich stellt sich die Frage, ob der Kunsthistoriker seinem begonnenen politischen Projekt nun einfach den Rücken kehren könnte. Schmidts Lösung: Er wolle Oppositionschef in Florenz und gleichzeitig Museumsdirektor in Neapel bleiben. Für Schmidt ist das offenbar kein Problem. „Ich bin gewöhnt, wesentlich mehr als täglich acht Stunden zu arbeiten“, sagte er. 

    Seinen Hauptwohnsitz hat der Direktor in Florenz, er will offenbar nur einige Tage der Woche in Neapel vor Ort sein. Bereits gestern habe er die Kollegen in Neapel angerufen, „um die Arbeit bei den laufenden Projekten wieder aufzunehmen“. Spätestens am Freitag will er erstmals wieder in der Stadt am Vesuv sein.

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    Schon früher machte sich der Kunsthistoriker mit umstrittenen Entscheidungen keine Freunde. So bewarb sich Schmidt, Experte für Renaissance-Kunst, 2017 erfolgreich um die Leitung des Kunsthistorischen Museums in Wien. Als ihm eine zweite Amtszeit in den Uffizien angeboten wurde, lehnte er die Berufung nach Österreich kurzerhand ab. 

    In den Uffizien gibt es bis heute Angestellte, die seinen Führungsstil sehr kritisch sehen. Schmidt selbst sagte zu den Vorwürfen: Die meisten Stadträte gingen ihrem eigentlichen Beruf nach, nur wenige seien Vollzeitpolitiker. „Ich will nach Ergebnissen bewertet werden“, sagte er. 

    Gerüchten zufolge gibt es für Schmidt vielleicht doch einen dritten Weg. Giorgia Melonis Kulturminister Gennaro Sangiuliano, der Schmidts Kandidatur in Florenz förderte, könnte dem Deutschen einen hohen Posten im Ministerium in Rom anbieten, heißt es. Im Wahlkampf sagte Schmidt zu dieser Option: „Ich habe keinen Pakt mit irgendjemanden.“ Florenz, aber auch Neapel, seien nicht seine letzten Karrierestationen. „Mal schauen, was noch für Angebote reinflattern.“ 

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