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Porträt: Dietmar Bartsch - der Prinz Charles der Linkspartei

Porträt

Dietmar Bartsch - der Prinz Charles der Linkspartei

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    Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht sollen in Zukunft die Fraktion gemeinsam führen. Dabei könnten sie gegensätzlicher kaum sein.
    Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht sollen in Zukunft die Fraktion gemeinsam führen. Dabei könnten sie gegensätzlicher kaum sein. Foto: Oliver Berg (dpa)

    Fast schien es, als würde er sein Ziel nie erreichen. Dietmar Bartsch drohte zum Prinz Charles der Linkspartei zu werden. Er galt schon seit Urzeiten als Kronprinz von Gregor Gysi. Und doch schien es, als würde er niemals auf den Chefsessel aufrücken.

    Wagenknecht und Bartsch: Entweder beide oder keiner

    Das allerdings lag nicht an ihm, sondern einzig und allein an seiner Mitbewerberin und Konkurrentin Sahra Wagenknecht. Denn dies war ein ehernes Gesetz: Fraktionschef der Linken im Bundestag konnte er nur gemeinsam mit der Ehefrau von Oskar Lafontaine werden. Entweder beide oder keiner.

    Damit sprach alles gegen den 57-jährigen Stralsunder. Denn Gregor Gysi war bis zuletzt entschlossen, den Aufstieg der Vertreterin des radikalen linken Flügels zu verhindern. Notfalls, kokettierte Gysi noch im Frühjahr, werde er bis 90 Fraktionschef bleiben. Wagenknecht verstand die Botschaft und kündigte an, ihre Ambitionen auf den Spitzenposten aufzugeben. Womit auch Bartsch, der Repräsentant der Reformer, aus dem Rennen war.

    Neues Spitzenduo könnte gegensätzlicher kaum sein

    Doch das war nicht das letzte Wort. Nachdem der 67-jährige Gysi auf einem Parteitag in Bielefeld Anfang Juni unter Tränen seinen Rücktritt angekündigt hatte, nominierte der Parteivorstand am vergangenen Montag sowohl Dietmar Bartsch als auch Sahra Wagenknecht offiziell als Kandidaten, die am 13. Oktober an die Spitze der Fraktion gewählt werden sollen.

    Das neue Spitzenduo könnte gegensätzlicher kaum sein. Während Wagenknecht das tägliche Klein-Klein der Parlamentsarbeit eher weniger schätzt und gerne in TV-Talkshows auftritt, gilt Bartsch als fleißiger Arbeiter und gewiefter Taktiker, der Kontakte pflegt und die Dinge eher geräuschlos regelt.

    Seit 1977 Mitglied der SED, sprach alles dafür, dass er in der DDR Karriere machen würde: Abitur mit Auszeichnung, Wehrdienst, Studium der Wirtschaftswissenschaften in Berlin-Karlshorst, Aspirant für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der KPdSU in Moskau, Promotion in

    Dietmar Bartsch: Ein Pragmatiker und Reformer

    Doch als im Wendejahr 1989/90 sein Staat unterging, weinte Bartsch dem abgewirtschafteten SED-Regime keine Träne nach. An der Seite von Gregor Gysi, den er seit 25 Jahren politisch begleitet, machte Bartsch Karriere in der PDS, der Nachfolgerin der SED – als Schatzmeister, Bundesgeschäftsführer und Wahlkampfleiter. Seit 2010 ist er stellvertretender Fraktionschef im Bundestag.

    Bartsch gilt als Pragmatiker und Reformer, der seine Partei vom ideologischen Ballast befreien und in eine rot-rot-grüne Regierung führen möchte. Er wird wegen seines ausgleichenden Wesens aber auch vom linken Flügel geschätzt.

    In seiner Freizeit besucht der begeisterte Volleyballspieler und Vater zweier erwachsener Kinder nach Möglichkeit die Heimspiele der Eisbären Berlin und von Hansa Rostock.

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