Vermutlich wusste sie es schon damals. Wusste, dass es nicht klappen würde. Länger an einem Ort bleiben – das hatte sich Jutta Cordt vorgenommen, als sie damals, vor zwei Jahren, ihren derzeitigen Job antrat. „Ich habe keinen Endtermin“, bekräftigte die Frau mit der schwarzen Kurzhaarfrisur in einem Interview. Als Cordt vor zwei Jahren in Berlin ankam, hatte sie gerade die Leitung der Arbeitsagenturen in Berlin und Brandenburg übernommen. Ihr Vorgänger war in die Zentrale in Nürnberg berufen worden.
Dorthin zieht es Cordt nun auch. Die 52-Jährige wechselt allerdings nicht in die Zentrale der Agentur für Arbeit. Nach Informationen gut informierter Kreise soll sie ab kommendem Jahr das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) leiten, das ebenfalls in Nürnberg sitzt. Der amtierende Chef Frank-Jürgen Weise hat seinen Abschied bereits angekündigt. Er soll Cordt nach einem Bericht der Nürnberger Nachrichten bereits ab Oktober einarbeiten. Weise leitet derzeit das Bamf und die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Doppelfunktion, ist also Cordts direkter Vorgesetzter. Dass er bei der Auswahl seiner Nachfolgerin ein Wörtchen mitgeredet hat, gilt als wahrscheinlich.
Für die Managerin Cordt ist der Umzug nach Nürnberg bei weitem nicht der erste ihrer Karriere. Duisburg, Ravensburg, Saarbrücken, Chemnitz: Die Juristin aus Herne hat in so unterschiedlichen Städten wie Positionen gearbeitet. Auch Nürnberg ist für sie nicht neu: Anfang der 2000er-Jahre arbeitete Cordt dort als Referentin für Personalentwicklung, später als Geschäftsführerin des Bereichs „Steuerung Arbeitslosenversicherung“.
Bamf sitzt auf Hunderttausenden unbearbeiteten Asylanträgen
Auch privat ist die leidenschaftliche Motorradfahrerin gerne unterwegs. Als sie aus Sachsen in die Hauptstadt wechselte, bekam sie zum Abschied Karten von der Umgebung Berlins geschenkt – für Touren mit ihrer Moto Guzzi. Cordt ist verheiratet, ein Parteibuch besitzt sie nicht. In ihrem Umfeld wird die 52-Jährige als extrem pflichtbewusst, fleißig und durchsetzungsstark beschrieben – allesamt Eigenschaften, die sie als künftige Bamf-Chefin dringend brauchen wird.
Denn die Behörde in Nürnberg sitzt weiter auf Hunderttausenden unbearbeiteten Asylanträgen. Trotz Überstunden, neuen Mitarbeitern und vereinheitlichten Computersystemen ist es ihr bisher nicht gelungen, diese abzuarbeiten. Weise, der das Bamf zu einer „leistungsorientierten, steuerbaren Organisation“ hatte machen wollen, musste jüngst einräumen, dass das bis Jahresende auch nicht mehr gelingen wird.
Seine designierte Nachfolgerin kommt in ein Haus, in dem es seit Monaten brodelt. Der Personalrat hat die Amtsleitung verklagt, Beschäftigte fühlen sich im Stich gelassen, sind zudem besorgt darüber, dass viele Führungspositionen mit BA-Mitarbeitern besetzt werden. „Die BA ist die BA und das Bundesamt ist das Bundesamt“, mahnte jüngst der Personalrat. Auch damit wird sich Cordt, die seit 1993 für die Agentur für Arbeit tätig ist, beschäftigen müssen.