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Porträt: Die Sphinx im Weißen Haus

Porträt

Die Sphinx im Weißen Haus

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    Was sie wohl denken mag? First Lady Melania Trump.
    Was sie wohl denken mag? First Lady Melania Trump. Foto: dpa

    Es fällt schwer, die Blicke nicht auf das Gesicht von Melania Trump zu richten. Egal ob Donald Trump Hand in Hand mit seiner Ehefrau auf der Gangway der Air Force One steht. Oder ob das Paar – wie vergangene Woche – bei der Ehrung eines siegreichen Sumo-Ringers anlässlich des Staatsbesuchs in Japan synchron in die Kameras lächelt. Die Gedanken sind da: Was hält die First Lady von ihrem Mann, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten? Bewundert sie ihn? Verachtet sie ihn? Oder ist es eine Mischung aus diesen beiden Gefühlen?

    Wer sich jetzt dabei ertappt, eben diese Überlegungen bereits mehrfach angestellt zu haben, der kann sich damit beruhigen, dass in den USA Legionen von Journalisten, Buchautoren, Profi- und Hobbypsychologen versuchen, die Sphinx im Weißen Haus zu entschlüsseln. Die Bemühungen werden dadurch verkompliziert, dass es jede Menge Indizien für Thesen gibt, die sich diametral widersprechen.

    Gesichert ist, dass Melania am 26. April 1970 im slowenischen Novo Mesto zur Welt kam. Der Vater arbeitet als Autohändler, die Mutter als Modellzeichnerin für Kleider. Mode liegt auch der Tochter im Blut. Mode und Modeln. Auf dem Laufsteg macht die 1,80 Meter große, attraktive Frau Karriere – und lernt interessante Menschen kennen. Zum Beispiel den 24 Jahre älteren Immobilien-Unternehmer Donald Trump, 1998 auf einer Party in New York – sieben Jahre später mündet die Beziehung in eine Ehe. Seine dritte, ihre erste Hochzeit. Doch ein stetes Familienleben ist mit dem umtriebigen Milliardär und Fernsehstar Trump kaum möglich. 2006 kommt ihr Sohn Barron zur Welt. Zu diesem Zeitpunkt verfolgt Donald Trump längst politische Ambitionen.

    Melanias Ehemann schafft es tatsächlich. Er wird 2016 sensationell US-Präsident. Doch schon der Wahlkampf wird begleitet von Gerüchten über Seitensprünge und sexistische Sprüche Donald Trumps. Sie soll sich darüber sehr geärgert haben. Sagt man. Und sie soll in vielen politischen Fragen ganz anderer Meinung sein als der Präsident. Sagt man. Und weil die Medien vieles vermuten, aber nur wenig genau wissen, beginnt eine beispiellose Kaffeesatzleserei. Jede Geste, jedes Wort werden registriert und ausgewertet.

    Melania, so viel kann man sagen, kümmert sich intensiv um ihren Sohn Barron, sucht Erfüllung in einer eigenen Modekollektion. Auch hat sie inzwischen damit begonnen, karitative Vorhaben zu initiieren. Das Problem ist: Wenn sie, wie bei ihrer Initiative „Be Best“ (Sei der Beste), vor Mobbing im Internet warnt, denkt jeder sofort an die oft unflätigen Twitter-Sprüche ihres Ehemanns.

    Zuletzt ist es etwas ruhiger um Melania Trump geworden. Gemeldet wurde, dass sie die Bowling-Bahn im Weißen Haus wieder flottgemacht hat. Und sie begleitet den Präsidenten wieder öfter auf Auslandsreisen. Nun wird sie an der Seite ihres Mannes Europa bereisen. Die Blicke werden auf ihr ruhen. Simon Kaminski

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