Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Porträt: Der liberale Rock ’n’ Roller muss zittern

Porträt

Der liberale Rock ’n’ Roller muss zittern

    • |
    Justizminister mit Motorradfaible: FDP-Landeschef Ulrich Goll.
    Justizminister mit Motorradfaible: FDP-Landeschef Ulrich Goll. Foto: Foto: dpa

    Ravensburg Das Plakat fällt aus dem Rahmen: Ulrich Goll beugt sich über den Lenker seines Motorrades und lächelt den Betrachter freundlich an. Der 60-Jährige ist passionierter Zweiradfahrer, neben einer BMW steht eine Harley-Davidson aus dem Jahr 1950 in der Garage. Trotzdem haben die Liberalen gezögert, das Motiv aus dem Privatleben ihres Spitzenkandidaten tatsächlich zu zeigen. Schließlich haben die Hobbys des Justizministers, zu denen auch ein Ferrari 360 zählt, schon für genügend Schlagzeilen gesorgt. Zeitweise wurde das Motorradmotiv auf Eis gelegt, stieß dann aber auf größtes Interesse. Jetzt bekommen es die Kreisverbände auf Antrag zum Plakatieren.

    Die kleinen privaten Fluchten des Spitzenpolitikers haben Goll schon die Charakterisierung als „letzter Rock ’n’ Roller der Regierung“ eingetragen. Doch eigentlich bevorzugt der Jurist den Kammerton. In den Reden muss sich Goll anstrengen, um wenigstens ab und an eine polemische Note einzustreuen.

    Im oberschwäbischen Ravensburg nennt er SPD-Bundeschef Sigmar Gabriel einen „Weltmeister im Eiern“. Wohin die „ökologische Ordnungspolitik“ der Grünen führe, sehe man an den Plattenbauten der DDR. Gern macht er sich über die Zeitgenossen lustig, die „Porsche Cayenne fahren und als Ausgleich grün wählen“.

    Etwa 60 Zuhörer sind in Ravensburg zum gemeinsamen Auftritt von Goll und Landeschefin Birgit Homburger gekommen. Hier ist CDU-Land. Auf die

    Die jüngsten Umfragen lassen das liberale Polster aber bedenklich schmelzen. Goll plädiert für einen offensiven Umgang mit dem atompolitischen Kurswechsel: „Jeder muss sehen, dass wir Konsequenzen ziehen aus der Katastrophe.“ Die gestrigen Äußerungen seines Parteifreundes Rainer Brüderle werden nun zum unkalkulierbaren Restrisiko für die Südwest-FDP.

    In seinen Standardreden präsentiert Goll die FDP als „Motor“ und „treibende Kraft“. Mühelos rattert er die Spitzenplätze herunter, die Baden-Württemberg belegt. Von Patenten über Bildung bis zur Jugendarbeitslosigkeit geht das. „Wir müssen achtgeben, dass wir nicht zu sehr in die Angeberrolle kommen“, schwört er seine Zuhörer ein.

    Fast 15 Jahre ist Goll inzwischen Justizminister, er ist der Dienstälteste in der Regierung. Er betont, dass er es noch einmal wissen will. Sollte es am Ende aber nicht reichen, Goll würde es verschmerzen. Er hätte mehr Zeit für die fünf Kinder zwischen vier und 13 Jahren. Und dann gibt es noch den Traum einer Europa-Tour mit dem Motorrad. Den notwendigen Führerschein hat seine Frau schon.

    LesenSie morgen Angela Merkels Schicksalswahl im Südwesten

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden