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Porträt: Der Aufstieg von Heiko Maas zum Außenminister

Porträt

Der Aufstieg von Heiko Maas zum Außenminister

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    Als Justizminister machte sich Heiko Maas bundesweit einen Namen. Nun soll er als Außenminister das wohl prestigeträchtigste Ministeramt übernehmen.
    Als Justizminister machte sich Heiko Maas bundesweit einen Namen. Nun soll er als Außenminister das wohl prestigeträchtigste Ministeramt übernehmen. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Als Heiko Maas vor gut vier Jahren als Justizminister nach Berlin kam, war er wohl genauso überrascht, wie der Rest der Republik. Gut vorbereitet war der Mann aus dem Saarland jedenfalls nicht. Drei Monate habe er im Büro schlafen müssen, weil er keine Wohnung in

    Maas ist kein Polterer, kein emotionsgetriebener Politiker. Er ist ein Macher. Das Bild vom Workaholic, der abends am Schreibtisch im Büro einschläft, passt zu dem Mann, der als Justizminister ein Gesetz nach dem anderen auf den Weg brachte. Sexualstrafrecht, Mietpreisbremse, Frauenquote, Anti-Doping-Gesetz, Ehe für alle – der Jurist will gestalten. Und Außenpolitik? Viel hat Maas dabei nicht vorzuweisen: Hier und da ein paar Reisen als Justizminister, regelmäßige Beratungen der EU-Justiz- und Innenminister in Brüssel. Und als Saarländer hat er von Haus aus eine besondere Verbindung zu Europa und auch zum Nachbarland Frankreich. Er spricht ein bisschen Französisch und passables Englisch, heißt es. Aber als großer Außenpolitiker ist er bislang nicht in Erscheinung getreten.

    Maas scheitert gleich drei Mal im Saarland

    Für seine Kritiker ist Maas zu Beginn seines Amts als Justizminister ein notorischer Verlierer, der dreimal als Spitzenkandidat antrat, aber nie Ministerpräsident im Saarland wurde. Ein Justizminister ohne Erfahrung. Doch der Triathlet ist ein Mann mit Ausdauer. Sigmar Gabriel ruft ihn ins Amt. Eine durchaus gewagte Entscheidung.

    Anders als in der Hauptstadt war Maas damals in seiner Heimat politisch bereits eine große Nummer. Mit 26 Jahren wird er Vorsitzender der saarländischen Jusos. Vom Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine (damals noch in der SPD) gefördert, zieht er zwei Jahre später in den saarländischen Landtag ein. Von nun an geht es für Maas steil nach oben. Erst Staatssekretär, dann Ressortchef im Umweltministerium, später Wirtschaftsminister und Vize-Regierungschef im Saarland.

    Als Justizminister steht Maas immer wieder in der Kritik

    Als Justizminister in Berlin machte sich der älteste von drei Söhnen eines Berufssoldaten und einer Schneiderin bundesweit einen Namen. Er handelte sich aber auch viel Kritik ein: Etwa mit seinem Schwenk bei der Vorratsdatenspeicherung oder seinem umstrittenen Gesetz gegen Hetze im Internet. Aber vor allem verschaffte sich Maas bei alldem viel Aufmerksamkeit. Auch dadurch, dass er sich gerne und ausgiebig ebenso zu Themen jenseits der eigenen Ressortzuständigkeit äußerte.

    Mit harten Worten gegen Fremdenfeinde ist der SPD-Politiker außerdem zu einer Art Hassfigur für Rechtsextreme geworden. Beschimpfungen und Bedrohungen sind für ihn Alltag. Maas hat auch schon mal eine Neun-Millimeter-Patrone im Briefkasten seiner Privatwohnung gefunden. Provozieren lässt er sich durch solche Anfeindungen nicht, bleibt ruhig und behält meist einen sachlichen Tonfall.

    Wie seine Freundin Natalia Wörner helfen könnte

    Wohlgesinnte loben, Maas zeige Haltung, habe ein Gespür für Themen und sei eben umtriebig. Kritiker werfen ihm dagegen Aktionismus und übermäßig viel Eigenwerbung vor. Er weiß durchaus, sich in Szene zu setzen: Stilsicher gekleidet, souverän im Auftreten, rhetorisch eloquent und sehr präsent in Medien und sozialen Netzwerken.

    Mit Gabriel und Frank-Walter Steinmeier hat er zwei Vorgänger, die das Amt auf völlig unterschiedliche Weise geführt haben: Steinmeier als Super-Diplomat, der Außenpolitik vor allem als kleinteiligen Verhandlungsprozess verstand. Gabriel als Un-Diplomat, der den großen Auftritt mit klaren, teils provokativen Ansagen auf der internationalen Bühne liebte. Irgendwo dazwischen wird sich Maas einordnen

    Unterstützung für den Start ins neue Amt könnte Maas von seiner Partnerin Natalia Wörner bekommen. Die Schauspielerin war vor ein paar Jahren die Hauptfigur in der Fernsehserie „Die Diplomatin“. Als Vorbereitung für ihre Rolle als Außenamtsmitarbeitern für besonders schwierige Fälle reiste sie auch mal im Regierungsflieger des damaligen Außenministers Steinmeier mit. Nun ist Maas dran. (mit dpa)

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