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Porträt: Auf einen Tee mit den Taliban: Er verhandelt für Deutschland in Katar

Porträt

Auf einen Tee mit den Taliban: Er verhandelt für Deutschland in Katar

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    Markus Potzel (rechts) in seiner Funktion als Botschafter in Afghanistan neben der ehemaligen Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen.
    Markus Potzel (rechts) in seiner Funktion als Botschafter in Afghanistan neben der ehemaligen Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Foto: Kay Nietfeld, dpa (Archivbild)

    Diplomaten und Rechtsanwälte haben eines gemeinsam: Sie müssen auch dann konziliant und sachlich bleiben, wenn sie es mit Verbrechern und Schurken zu tun haben. Markus Potzel ist Diplomat, ja seit Dienstag sogar „Krisendiplomat“ oder – weniger glamourös – „Bittsteller“, wie manche Medien schreiben: Der 55-Jährige verhandelt derzeit im Auftrag des Außenministers Heiko Maas (SPD) in Katar als Mitglied einer internationalen Delegation mit Vertretern der islamistischen Taliban.

    Diplomat Potzel wuchs in der DDR auf und war Berater von Steinmeier

    Ziel der Gespräche in der Hauptstadt Doha ist es, die neuen afghanischen Machthaber dazu zu bewegen, einheimische Ortskräfte ausreisen zu lassen, die sich vor der Rache der Taliban fürchten.

    Eine „heikle Mission“ nennt man so etwas für gewöhnlich. Doch Markus Potzel kann auf einige Fähigkeiten zurückgreifen, die ihn für diese Aufgabe prädestiniert erscheinen lassen. Seine Vita beginnt 1965 im Osten Deutschlands. Als 1989 die Mauer fällt, blickt Potzel auf eine Schulausbildung und seinen dreijährigen Dienst bei der Nationalen Volksarmee zurück – ein klassischer Lebenslauf für einen jungen DDR-Bürger.

    Markus Potzel (rechts) empfängt den damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (Mitte) 2014 auf dem internationalen Flughafen in Kabul.
    Markus Potzel (rechts) empfängt den damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (Mitte) 2014 auf dem internationalen Flughafen in Kabul. Foto: Maja Hitij, dpa (Archivbild)

    Als es Potzel schließlich 1993 gelingt, an der renommierten Akademie Auswärtiger Dienst in Bonn aufgenommen zu werden, nimmt seine Karriere schnell Fahrt auf. Nach mehreren Stationen im Ausland wird der so umgängliche wie zuverlässige Potzel 2006 persönlicher Berater des damaligen Außenministers Frank-Walter Steinmeier. Schon zu dieser Zeit gilt er in Berlin als Experte für den Mittleren Osten. So überrascht seine Berufung zum afghanischen Botschafter im August 2014 keinesfalls.

    Markus Potzel verhandelte bereits 2019 mit den islamistischen Taliban

    Hilfreich für diese Aufgabe ist, dass Potzel Dari, eine der afghanischen Amtssprachen, spricht. Seit 2017 ist er Sonderbeauftragter der Bundesregierung für Pakistan und Afghanistan. In dieser Funktion verhandelte er bereits in Katar 2019 mit den islamistischen Taliban.

    Da wird auch mal „zusammen Tee getrunken“ und über allgemeine Dinge „palavert“, erzählt der mit der Diplomatin Deike Potzel verheiratete Vater von zwei Kindern. Mit Naivität sollte man das jedoch nicht verwechseln. Er wisse natürlich, dass er da Leuten gegenübersitze, die für Verbrechen verantwortlich sind, sagte Potzel in einem Interview. Wichtig sei es für Diplomaten, sich in den Gesprächspartner hineinzuversetzen.

    Mit seiner Erfahrung gilt Potzel als einer der profundesten Kenner Afghanistans. Und dennoch, auch er lag bei seinen Prognosen über den Verlauf des Konflikts schon daneben. So berichtete er in einem FAZ-Interview Anfang 2019, dass er bei den Taliban „Kriegsmüdigkeit“, ja sogar „Friedenswillen“ wahrgenommen habe. Jetzt ist klar, dass die Taliban nie ihren Plan aus den Augen verloren haben, nach Kabul zurückzukehren. Potzel spricht in diesen Tagen mit den neuen Machthabern, wenn er mit den Taliban verhandelt.

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