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Porträt: Armin Laschet: So tickt der neue starke Mann der CDU

Porträt

Armin Laschet: So tickt der neue starke Mann der CDU

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    Die CDU hat auf ihrem ersten digitalen Parteitag Armin Laschet zum neuen Vorsitzenden gewählt und damit eine wichtige Weichenstellung für die Bundestagswahl in diesem Jahr vorgenommen.
    Die CDU hat auf ihrem ersten digitalen Parteitag Armin Laschet zum neuen Vorsitzenden gewählt und damit eine wichtige Weichenstellung für die Bundestagswahl in diesem Jahr vorgenommen. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Vielleicht ist es dieser Moment, der den Kampf um den CDU-Parteivorsitz entscheidet. Gegen Ende seiner Bewerbungsrede legt Armin Laschet sein Manuskript weg. Stellt sich neben das Rednerpult. "Es geht um die wichtigste Frage: Wem vertrauen?", sagt er etwas leiser als vorher - und scheint in diesem Augenblick völlig in sich zu ruhen. Er spürt, dass er eine starke, eine emotionale Rede gehalten hat. Eine Rede, die ihm nicht alle zugetraut hatten.

    Der Sohn eines Bergmannes erzählt die Geschichte seines Vaters. Der ihm stets vermittelt hat, dass es tief unter der Erde völlig egal ist, woher die Leute kommen, mit denen man unter Tage schuftet. Dass es nur darauf ankommt, sich auf sie verlassen zu können. Sich verlassen können, sich vertrauen, Gegensätze überwinden. Das ist das, wofür Armin Laschet stehen will.

    Armin Laschet: "Deutschland braucht einen Kapitän, der die Mannschaft zusammenführt"

    "Deutschland braucht keinen CEO, keinen Vorstandsvorsitzenden, sondern einen Kapitän, der die Mannschaft zusammenführt", sagt der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen auf dem digitalen CDU-. Mehr Abgrenzung von seinem stärksten Rivalen Friedrich Merz geht nicht.

    Merz will als Manager die Deutschland AG zu neuer wirtschaftlicher Stärke führen. Laschet will die drohende Spaltung des Landes in aufwühlenden Zeiten verhindern. Das ist sein Alleinstellungsmerkmal in diesem Dreikampf mit Merz und Norbert Röttgen. Laschet kann Brücken bauen. Und das muss er jetzt auch. Zwischen den Konservativen und den Liberalen in der Partei, zwischen denen, die Angela Merkel hinterher trauern und den anderen, die es kaum erwarten können, dass die Ära der ewigen Kanzlerin zu Ende geht. Der Aachener ist einer, der genauso gut mit der FDP regieren kann (was er in NRW recht geräuschlos tut) wie mit den Grünen, notfalls auch mit beiden.

    Oft hat man dem 59-jährigen Vater dreier Kinder nachgesagt, ihm fehle die nötige Härte, der unbedingte Wille zur Macht, die Ellenbogen. Ein bisschen klang das wie bei Annegret Kramp-Karrenbauer, die nach einem kurzen Abnutzungskampf an der CDU-Spitze aufgab. Doch die Erzählung vom vermeintlich "netten Onkel" hatte schon immer ihre Schwächen. Laschet war in Nordrhein-Westfalen 2017 in ein kaum zu gewinnendes Rennen mit der populären sozialdemokratischen Landesmutter Hannelore Kraft gegangen - und hat die Ministerpräsidentin auf der Zielgeraden überholt. Weil er gekämpft und an seine Chance geglaubt hat. Damit hat er seinen Konkurrenten gleich zwei Dinge voraus: einen Wahlsieg und Erfahrung als Regierungschef.

    In den Umfragen lag Friedrich Merz weit vorne, aber das kannte Armin Laschet schon

    Auch in den vergangenen Monaten lag er in Umfragen weit hinten. Wenn es um die Kanzlerkandidatur ging, wenn es um den Parteivorsitz ging. Das hatte auch damit zu tun, dass Laschet in der Corona-Krise neben dem forschen bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder manchmal wie ein Zauderer wirkte. Mit dem CSU-Chef verbindet ihn eigentlich ein gutes Verhältnis. Doch während der Pandemie hat es ein paar Schrammen bekommen. Dem Rheinländer hat die Inszenierung des Bayern nicht gefallen. Die Sticheleien über das angebliche Corona-Superspreader-Event Karneval, das Hofhalten mit der Kanzlerin in Herrenchiemsee.

    Markus Söder und Armin Laschet verbindet eigentlich ein gutes Verhältnis, dass in letzter Zeit jedoch Schrammen bekommen hat. Beim Parteitag war Söder zugeschaltet.
    Markus Söder und Armin Laschet verbindet eigentlich ein gutes Verhältnis, dass in letzter Zeit jedoch Schrammen bekommen hat. Beim Parteitag war Söder zugeschaltet. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Aber Laschet hat sich nicht provozieren lassen. Selbst dann nicht, als Friedrich Merz den Ton im Machtkampf verschärfte und gegen das "Parteiestablishment" lederte. Selbst dann nicht, als sein Co-Bewerber Jens Spahn hinter den Kulissen eigene Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur auslotete. Er machte einfach weiter sein Ding. „Ich bin vielleicht nicht der Kandidat der perfekten Inszenierung. Aber ich bin Armin Laschet - darauf können Sie sich verlassen", sagt er auf dem Parteitag. Und das ist es offenbar, was die Mehrheit der Delegierten nach so vielen Jahren mit einer maximal unaufgeregten Kanzlerin haben wollte: Verlässlichkeit.

    Armin Laschet will nicht polarisieren, sondern die Gesellschaft zusammenhalten

    In einer Zeit, in der das Land auseinander driftet, in der die Demokratie unter Druck steht, entscheidet sich die CDU nicht für den Klare-Kante-Merz, sondern den besonnenen Laschet aus der Mitte, der diesen Unterschied in seiner Bewerbung ganz konkret ausspielt. Er höre immer wieder, man müsse auch polarisieren können, sagt er und gibt eine klare Antwort: „Nein, muss man nicht! Polarisieren ist einfach, das kann jeder. Wir müssen Klartext sprechen, aber nicht polarisieren. Wir müssen integrieren können, eine Gesellschaft zusammenhalten."

    Die CDU entscheidet sich gegen "Klare-Kante-Merz".
    Die CDU entscheidet sich gegen "Klare-Kante-Merz". Foto: Michael Kappeler, dpa

    Um kurz vor halb zwölf dann die Entscheidung. Ein überraschend klarer Sieg, aber kein Triumphgehabe. Ein stilles Lächeln. Armin Laschet spürt in diesem Moment, dass das erst der Anfang ist. Nun muss er die Lager innerhalb der CDU, die in den vergangenen Monaten sichtbar geworden sind, zusammenführen. Er muss entscheiden, ob er auch Kanzlerkandidat der Union werden will und dafür auch noch die CSU für sich gewinnen. Nach dem Wahlkampf ist vor dem Wahlkampf.

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