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Porträt: Alexander Dobrindt: Plötzlich Kronprinz

Porträt

Alexander Dobrindt: Plötzlich Kronprinz

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    Auf dem Weg nach oben: Alexander Dobrindt, nun Bundesverkehrsminister.
    Auf dem Weg nach oben: Alexander Dobrindt, nun Bundesverkehrsminister. Foto: Maurizio Gambarini, dpa

    Er war Seehofers Mann fürs Grobe und wird jetzt sein wichtigster Statthalter in Berlin: Alexander Dobrindt ist der Gewinner im Postenpoker der Großen Koalition. Der CSU-Generalsekretär steigt zum Superminister auf und reiht sich damit zwangsläufig ein in die Kronprinzenriege der Partei.

    Dobrindt hat sich zuletzt verändert

    Dobrindt übernimmt von Peter Ramsauer nicht nur das Verkehrsressort, sondern bekommt auch die digitale Infrastruktur dazu – eine der vorrangigsten Zukunftsaufgaben für eine moderne Gesellschaft, wie er es vor kurzem selbst nannte. Das Thema Modernität leitet den Oberbayern seit Jahren. Er hat der CSU nicht nur inhaltlich einen neuen Anstrich gegeben, sondern er hat auch mit einem frischen, auf die junge und weibliche Klientel zugeschnittenen Wahlkampf andere Akzente gesetzt. Er hat sich nicht zuletzt auch selbst verändert – und das nicht nur äußerlich.

    2009: Dobrindt, der Wadlbeißer

    Als Dobrindt 2009 von Karl-Theodor zu Guttenberg das Amt des Generalsekretärs übernommen hatte, in einer für die CSU schwierigen Zeit, kannte den damals etwas füllig wirkenden Bundestagsabgeordneten kaum jemand. Der bodenständig-konservative Oberbayer, in Peißenberg zu Hause und Mitglied des Schützenvereins, wurde zu Seehofers Wadlbeißer. Er holzte nicht nur gegen den politischen Gegner, in dessen Reihen er so manchen „Quartalsspinner“ ausmachte, sondern beschimpfte den Koalitionspartner FDP schon mal als „Gurkentruppe“. Als er schließlich den EZB-Präsidenten Mario Draghi als „Falschmünzer“ bezeichnete, wurde es selbst Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu viel. Sie missbilligte die Wortwahl ausdrücklich.

    Seehofer unterstützt seinen General

    Dobrindt schien auch in der eigenen Partei an Rückhalt zu verlieren. CSU-Chef Horst Seehofer zweifelte jedoch nie an seinem General. „Er ist auf der Karriereleiter noch nicht ganz oben angekommen“, hatte Seehofer bei einem Auftritt in Dobrindts Wahlkreis Weilheim gesagt. Wenig später sicherte er ihm einen Posten als Bundesminister zu.

    2013: Dobrindt, der Staatsmann

    Dobrindt hat sein Image als Polit-Rambo inzwischen abgelegt. In den Koalitionsverhandlungen mit der SPD gab er sich plötzlich staatsmännischer und diplomatischer. Heute, das ist ein anderer Dobrindt. Er hat sich nicht nur eine moderne Brille zugelegt, rund 20 Kilogramm abgenommen („Ich habe auf Weizenbier und Gummibärchen verzichtet“), sondern auch krawallige Auseinandersetzungen als Radau-Beauftragter weitgehend gelassen. Mit Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ging er sogar auf Kuschelkurs. Selbst aus Reihen der SPD kamen danach lobende Worte für den 43-Jährigen, was früher undenkbar gewesen wäre.

    Dobrindt macht Karrieresprung

    Vom Ruf eines polemischen Sprücheklopfers ist kaum noch etwas geblieben. Der gelernte Soziologe, der im direkten, persönlichen Umgang ohnehin höflich und zurückhaltend ist, gilt gleichwohl als politischer Stratege, der sich nicht zuletzt durch sein Wahlkampfmanagement für höhere Aufgaben empfohlen hat.

    Mit der Berufung zum Verkehrsminister hat der verheiratete Vater eines einjährigen Sohnes einen weiteren Karrieresprung gemacht. Er übernimmt ein Ressort, dessen Budget um fünf auf 25 Milliarden Euro aufgestockt wurde. Und er wird sich in Berlin intensiv um die Umsetzung der Pkw-Maut für Ausländer kümmern. Zu Hause in Oberbayern will er aber auch künftig in den Ammergauer Bergen wandern.

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