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Plagiat: Doktortitel aberkannt: Koch-Mehrin will Uni-Urteil prüfen

Plagiat

Doktortitel aberkannt: Koch-Mehrin will Uni-Urteil prüfen

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    Silvana Koch-Mehrin muss ihren Doktortitel abgeben. dpa
    Silvana Koch-Mehrin muss ihren Doktortitel abgeben. dpa

    Die Dissertation von Koch-Mehrin bestehe "in substanziellen Teilen aus Plagiaten", teilte die Universität Heidelberg mit. Auf etwa 80 Seiten der Arbeit seien über 120 Stellen, die als Plagiate bewertet worden seien.

    Koch-Mehrin nahm zu dem Uni-Urteil schriftlich Stellung. "Dass meine Doktorarbeit kein Meisterstück ist, weiß ich bereits seit elf Jahren. Ich habe deswegen dafür auch nur eine mittelmäßige Note bekommen", so die FDP-Politikerin, die einräumt, dass ihre wissenschaftliche Arbeit "Schwächen" enthält. "Es wäre auch zu wünschen gewesen, dass ich deutlich gemacht hätte, auf welche Literatur ich mich jeweils stütze. Es werden Aussagen gemacht, ohne dass auch nur ein einziger Beleg genannt würde", so die die 40-Jährige.

    Am Mittwochnachmittag zog der Promotionsausschuss der Universität Heidelberg den vor elf Jahren erteilten Doktortitel wieder ein. Qualität und Quantität der nachweisbaren Schummelei legten die Schlussfolgerung nahe, dass diese Dissertation "keine selbstständige wissenschaftliche Arbeit im Sinne der Promotionsordnung ist", so der Dekan.

    Koch-Mehrin meint, die Qualität ihrer Arbeit sei der Universität lange bekannt gewesen: "Die Gutachten, in denen handfeste Kritik an meiner Arbeit geübt wurde, waren die Entscheidungsgrundlage für den Promotionsausschuss der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg dafür, mir im Jahr 2000 den Doktorgrad zu erteilen oder nicht. Der Promotionsausschuss hat mir im Jahr 2000 in voller Kenntnis aller eklatanten Schwächen meiner Arbeit den Doktortitel verliehen."

    Ihr sei nie der Vorwurf der Täuschung gemacht worden, die wissenschaftlichen Ergebnisse ihrer Arbeit seien "bis heute unstrittig". Koch-Mehrins Fazit: "Die Entscheidung kommt auch überraschend, weil ich bisher keine Akteneinsicht hatte. Ich werde prüfen lassen, ob sie rechtswidrig ist."

    Für Koch-Mehrin bedeutet der akademische Schlussstrich einen besonders tiefen Fall. Als Zugpferd der Liberalen bei den beiden zurückliegenden Europa-Wahlen hatte sie die FDP im Europäischen Parlament zu alter Stärke geführt. Als der erste Verdacht gegen ihre Doktorarbeit „Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik: Die Lateinische Münzunion 1865–1927“ sich schon vor einigen Wochen erhärtete, räumte sie den Vorsitz der FDP-Gruppe in der Straßburger Bürgervertretung und zog sich auch als Vizepräsidentin des Europäischen Parlamentes zurück. (dapd, AZ)

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