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Pläne der Union: Ausländische Pflegekräfte sollen legal arbeiten können

Pläne der Union

Ausländische Pflegekräfte sollen legal arbeiten können

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    Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sind 83 Prozent der Pflegebedürftigen mindestens 65 Jahre alt, ein gutes Drittel ist älter als 85 Jahre. (Archivbild) dpa
    Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sind 83 Prozent der Pflegebedürftigen mindestens 65 Jahre alt, ein gutes Drittel ist älter als 85 Jahre. (Archivbild) dpa

    Über 100.000 Osteuropäerinnen betreuen nach Schätzungen in Deutschland schwerst kranke Menschen zu Hause. Sie sind meist illegal im Land und werden vor allem dann gerufen, wenn eine 24-stündige Pflege vonnöten ist – insbesondere für Demenzpatienten. Die Union plant nach Berichten, die Arbeit dieser ausländischen Hilfskräfte zu legalisieren.

    Auch der Caritasverband Augsburg entwickelt zurzeit ein Projekt, das zum einen den vielen Frauen helfen will, die oftmals schutzlos in einem für sie fremden Land arbeiten. Zum anderen sollen die Familien der Kranken unterstützt werden. Die Caritas fühlt sich laut Projektkoordinatorin Maximiliane Eisenmann als Teil der katholischen Kirche in der Verantwortung für die ausländischen Kräfte. Für diese Beschäftigten fordert die

    Als Voraussetzung müssen die Helfer in diesem Land zwischen 800 und 1000 Euro verdienen sowie ein Zimmer und freie Kost erhalten. Die Beiträge für die Sozialversicherung werden dann von der Pflegekasse übernommen. Für Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer ist dies unter bestimmten Voraussetzungen ein praktikabler Weg, wie sie auf Anfrage unserer Zeitung erklärt. „Wir müssen alles daransetzen, die Situation pflegender Angehöriger zu verbessern“, sagt Haderthauer. Auch das weitverbreitete Problem der Schwarzarbeit im Haushalt müsse ebenfalls unbedingt gelöst werden. Hier darf es nach Einschätzung der CSU-Politikerin keine Denkverbote geben: „Der Privathaushalt muss endlich wie ein vollwertiger Arbeitgeber seine Aufwendungen für Angestellte voll steuerlich absetzen können.“

    Rund 1,5 Millionen Menschen werden derzeit von ausländischen Kräften zu Hause betreut. Birgit Haserer ist Referentin für Altenpflege im Caritas-Landesverband Bayern. Sie kennt beide Seiten: die Not der Familien, die eine qualifizierte Pflege nicht bezahlen können, und die Schutzlosigkeit der überwiegend weiblichen Helferinnen. Ein weiteres Problem seien Sprachschwierigkeiten. Gerade Demenzpatienten seien hier empfindlich.

    Nach Ansicht von Birgit Haserer ist Pflege eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Zu viele Menschen machten sich kaum Gedanken, wie sie im Alter betreut werden können und wie das finanziert werden soll. Auch der bekannte Pflegekritiker Claus Fussek sieht weniger die Politiker als die Bürger in der Pflicht, beim Thema Pflege Druck zu machen. Der Sozialpädagoge wünscht sich zum Thema Pflege eine ebenso emotionale Debatte wie über die Präimplantationsdiagnostik. Denn die Würde des Menschen in der Petrischale müsse den gleichen Stellenwert erhalten wie die Würde des Menschen am Ende des Lebens. Die Realität sehe anders aus: „Die Pflege ist kollabiert“, sagt Fussek. Und: „Wir müssen endlich aufwachen und erkennen, dass die Pflege die Schicksalsfrage der Nation ist.“ Um sie zu lösen, müssten in erster Linie Familien entlastet werden, indem flexible und bezahlbare Pflegeplätze zur Verfügung stehen. „Mit osteuropäischen Pflegekräften lösen wir das Problem nicht.“ Fussek sieht in der Legalisierung eine „Gut-Mensch-Debatte“, die den Angehörigen nicht hilft, da eine 39,5-Stunden-Woche bedeute, dass drei oder vier Helfer nötig seien.

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