Die Piraten haben mit Spitzenkandidatin Jasmin Maurer den saarländischen Landtag geentert: Die Piratenpartei hat damit den Sprung ins zweite Landesparlament geschafft.
Piratenpartei stellt vier Abgeordnete
Sie stellen im neuen saarländischen Landtag zukünftig voraussichtlich vier Abgeordnete. Mit ihrer Spitzenkandidatin Jasmin Maurer, die erst 22 Jahre alt ist, erzielte die Piratenpartei am Sonntag deutlich über sieben Prozent.
Den Saar-Piraten, die im Vorfeld deutlich niedriger gehandelt worden waren, gelang damit der zweite Coup nach der Berlin-Wahl im September 2011. Dort hatten die Piraten 8,9 Prozent der Stimmen erzielt und stellen seitdem 15 Parlamentarier im Abgeordnetenhaus.
Piraten: Eine Alternative
Piraten-Landtagskandidat Michael Hilberer begründete den Wahlerfolg an der Saar damit, dass viele in seiner Partei eine Alternative sähen. "Die anderen Parteien liefern ein schlechtes Bild ab", sagte Piraten-Landtagskandidat Hilberer. Er hoffe, dass aus den guten Ergebnissen ein Trend werde, sagte er mit Blick auf die nächsten Landtagswahlen im Mai in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen.
Die saarländische Ober-Piratin Jasmin Maurer beweist beruflich wie privat Kampfgeist. 2010 schaffte es die heute 22-Jährige an die Spitze des saarländischen Landesvorstandes ihrer Partei. Alle Vorstandskollegen sind älter und Männer. Als Hobby nennt die junge Frau mit den langen schwarzen Haaren Spazierengehen, Mittelaltermärkte und den Kampfsport Tae-Kwon-Do.
Jasmin Maurer: Seit 2009 Piratin
Zur Piratenpartei stieß Maurer 2009. "Ich hatte mich vor der Bundestagswahl über Parteien informiert und die Piraten sagten mir am meisten zu." Noch am Abend der Bundestagswahl am 27. September trat die junge Frau aus Blieskastel auf der Piraten-Wahlparty in Saarlouis in die Partei ein.
Als eines ihrer politischen Ziele nennt Maurer Transparenz. Sie könne sich zum Beispiel vorstellen, dass neben Landtags- auch Fraktionssitzungen öffentlich im Internet übertragen werden, wenn der Datenschutz dies zulasse. In der zahlenmäßigen Übermacht der männlichen Parteimitglieder sieht sie kein Problem. "Unter uns spielt das Geschlecht keine Rolle", sagt Maurer. "Besser unterrepräsentiert als durch Quote gezwungen."
Die Ziele der Piratenpartei
"Mehr Demokratie wagen!" ist nach eigenen Angaben ein Leitgedanke der Piraten. "Unsere innerparteilichen Strukturen sind basisdemokratisch. Auch gesellschaftlich wollen wir Veränderungen hin zu mehr Mitbestimmung und Bürgerbeteiligung erreichen."
"Die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation sind aus der modernen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken und müssen auch durch staatliches Handeln sichergestellt und sogar gefördert werden", heißt es zum Thema digitale Gesellschaft.
Zum Thema Umwelt: "Die Piratenpartei steht für Nachhaltigkeit. Deshalb wollen wir so handeln, dass auch in Zukunft die Grundlagen für eine würdige Existenz in Freiheit vorhanden sind. Voraussetzung dafür ist ein transparenter und verantwortungsvoller Umgang mit den natürlichen Ressourcen."
Die Forderung einer transparenten Politik statt eines gläsernen Bürgers ist nach eigener Aussage Kernbestandteil der politischen Arbeit der Piraten. "Einzig die Piratenpartei handelt jedoch auch entsprechend: Vorstandssitzungen, Fraktionssitzungen oder auch Kontostände der Gliederungen sind prinzipiell öffentlich", schreibt die Partei auf ihrer Internetseite.
Der freie Zugang zu Bildung zählt zu den Gründungsthemen der Piraten: "Im Unterschied zu den etablierten Parteien wollen wir den Prozess des Lernens jedoch an die individuellen Fähigkeiten anpassen." Das Motto der Piraten lautet: "Lernziele statt Lehrpläne!"
Patente auf Software und Gene lehnt die Partei ab: "Im Wandel vom Industriezeitalter zum Informationszeitalter entwickeln sich die weltweit herrschenden Patentregelungen teilweise vom Innovationsanreiz zum Innovationshemmnis."
Drogenpolitik müsste nach Ansicht der Piraten eigentlich "Suchtvermeidungspolitik" heißen. Ihr Ansatz ist, durch die Legalisierung von Drogen zu einem verantwortungsvollem Umgang mit Rauschmitteln zu gelangen. Die gegenwärtige Praxis sei bestimmt durch Ignoranz medizinischer und gesellschaftlicher Fakten. Sie trage dem Ziel der Suchtvermeidung keine Rechnung und sei gescheitert.
Die Piratenpartei ist davon überzeugt, dass ein fahrscheinfreier ÖPNV nicht nur für die Gesellschaft, sondern auch für die Wirtschaft langfristig einen Gewinn darstellt. Sie fordert eine Machbarkeitsanalyse.
Gefordert wird auch eine Reform des Urheberrechts: "Die derzeitigen gesetzlichen Rahmenbedingungen im Bereich des Urheberrechts beschränken das Potential der aktuellen Entwicklung, da sie auf einem veralteten Verständnis von so genanntem ´geistigem Eigentum` basieren, welches der angestrebten Wissens- oder Informationsgesellschaft entgegen steht."
Maurer studierte Jura
Nach dem Abitur studierte sie zunächst Jura, begann dann aber eine Ausbildung zur IT-Systemkauffrau - "weil das praxisnaher ist". Läuft alles nach Plan, wäre die Lehre 2014 beendet. (dpa, afp, AZ)