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Parteiskandal: Nächstes Kapitel in Chinas Politkrimi

Parteiskandal

Nächstes Kapitel in Chinas Politkrimi

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    Ex-Polizeichef Wang Lijun muss sich unter anderem wegen Rechtsbeugung verantworten.
    Ex-Polizeichef Wang Lijun muss sich unter anderem wegen Rechtsbeugung verantworten. Foto: Archiv dpa

    Die offizielle Anklage lautet Landesverrat, die inoffizielle Parteiverrat: Dem ehemaligen Starpolizisten Wang Lijun wurde am Montag und Dienstag im südwestchinesischen Chengdu der Prozess gemacht. Der 52-jährige Ex-Polizeichef von Chongqing war Anfang Februar nach einem Zerwürfnis mit seinem Vorgesetzten, Parteichef Bo Xilai, in ein US-Konsulat geflohen.

    Prozess gegen Starpolizisten Wang Lijun

    Anschließende Aussagen gegenüber chinesischen Ermittlern brachten den Spitzenpolitiker Bo, der lange als Schlüsselfigur der künftigen Parteiführung galt, zu Fall. Bos Frau Gu Kailai erhielt im August wegen des Mordes an einem britischen Geschäftspartner eine ausgesetzte Todesstrafe. Es ist der schwerste Parteiskandal seit Jahrzehnten.

    China, die Volksrepublik - Zehn Fakten

    China gilt mit etwa 1,3 Milliarden Einwohnern als bevölkerungsreichstes Land der Erde.

    Hauptstadt Chinas ist Peking.

    Das Land erstreckt sich auf einer Fläche von 9.571.302 Quadratkilometern.

    Die Amtssprache ist Mandarin, das als Hochchinesisch gilt.

    Die Währung ist der Renminbi, 10 Jiao entspricht.

    Die Nationalhymne Chinas ist der "Marsch der Freiwilligen".

    Die Internet-TLD ist .cn und die Telefonvorwahl Chinas die +86.

    China gilt nach den USA als kommende Militärmacht der Erde. Bereits heute gilt China als Werkbank des Planeten.

    China steht international in der Kritik wegen schlechter Arbeitsbedingungen, der Verletzung von Menschenrechten und dem Kopieren geistigen Eigentums.

    Außenpolitisch und militärisch zeigt sich das "Reich der Mitte" aber meist neutral bis defensiv.

    In dem nur zwei Prozesstage dauernden Verfahren wurden Wang Fahnenflucht, Machtmissbrauch, Rechtsbeugung und Bestechlichkeit vorgeworfen. Auf einige der Anklagepunkte steht die Todesstrafe. Wangs Anwältin Wang Yuncai wollte sich zu dem möglichen Urteil nicht äußern. Mit dem Richterspruch wird in den kommenden Tagen gerechnet. Allerdings dürfte das Urteil bereits von der Pekinger Führung entschieden worden sein. Die Verhandlung gilt als politischer Schauprozess. Ob und wann auch Bo Xilai vor Gericht erscheinen muss, ist noch unklar.

     Als „besonders schwerwiegend“ habe das Gericht Wangs Verwicklung in den Mord an dem Briten Neil Heywood angesehen, berichtete die offizielle Nachrichtenagentur Xinhua. Wang soll der Frau seines Chefs geholfen haben, das Verbrechen zu vertuschen. Heywoods Leiche wurde umgehend eingeäschert, um eine unabhängige Autopsie zu verhindern. Erst als Wang sich wenig später mit Bo überwarf und aus Angst um sein Leben in das US-Konsulat in Chengdu flüchtete, schilderte er gegenüber amerikanischen Beamten den tatsächlichen Tathergang.

    Politkrimi überschattet geplanten Generationswechsel in China

    Der Fall überschattet seit Monaten die Vorbereitungen für den Parteitag im Herbst, bei dem eine neue Führung inthronisiert werden soll. Anfang September wurde bekannt, dass Bo nicht der einzige Spitzenpolitiker ist, der kurz vor seinem Einzug in den innersten Machtzirkel zu Fall kam. Ling Jihua, Parteigeschäftsführer und engster Vertrauter von Präsident Hu Jintao, stürzte über einen Ferrari-Unfall seines Sohnes. Korruption in den höchsten Parteirängen gilt als eines der größten Hindernisse für dringend benötigte Reformen.

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