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Parlamentswahlen: Sebastian Kurz gewinnt die Wahl in Österreich

Parlamentswahlen

Sebastian Kurz gewinnt die Wahl in Österreich

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    ÖVP-Hoffnungsträger Sebastian Kurz ist Sieger der Wahl in Österreich.
    ÖVP-Hoffnungsträger Sebastian Kurz ist Sieger der Wahl in Österreich. Foto:  Helmut Fohringer, dpa
    • Die ÖVP von Sebastian Kurz gewinnt die Parlamentswahl in Österreich. Sie kommt laut der letzten Hochrechnung des Österreichischen Rundfunks inklusive Briefwahlprognose auf 31,6 Prozent der Stimmen. Die SPÖ kommt auf 26,9 Prozent, die rechte FPÖ auf 26 Prozent.
    • Einen Kommentar von Rudi Wais zur Wahl lesen Sie hier: Österreich: Kurz kann Kanzler werden

    Nach der ersten Hochrechnung schlugen im Kursalon Hübner, wo die ÖVP ihr Wahlergebnis feierte, die Wellen des Jubels hoch. Ein ordentlicher Zugewinn von fast acht Prozent ist der ÖVP sicher, auch wenn viele der jungen Fans von Sebastian Kurz noch mehr erwartet hatten.

    Auch dass die FPÖ laut Hochrechnung ihr historisch fast bestes Ergebnis brachte, freute die Liste Kurz. Hier bietet sich ein vermutlich williger Koalitionspartner an.

    Das stellte auch die SPÖ fest. Österreichs Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern warnte nach den Parlamentswahlen vor erstarkten rechten Kräfte in seinem Land. "Wir haben mit einem massiven Rechtsruck zu tun", sagte der Chef der österreichischen Sozialdemokraten in Wien. Die SPÖ müsse in der kommenden Legislaturperiode deshalb umso mehr für die Werte der Partei kämpfen. "Es geht darum, ein offenes, modernes, demokratisches und vielfältiges Österreich zu verteidigen." Eine erneute Regierungsbeteiligung schloss Kern nicht dezidiert aus. "Wir wollen Verantwortung übernehmen, in welcher Form wird sich weisen." 

    Der konservative Wahlsieger in Österreich, Außenminister Sebastian Kurz, sah sich nach dem Ergebnis der Parlamentswahl deutlich gestärkt. "Das ist unsere Chance für echte Veränderung in diesem Land", sagte der ÖVP-Chef in Wien. Bei seiner Rede vor begeisterten Anhängern stand er vor einer österreichischen und europäischen Flagge. Er verstehe das Wahlergebnis als deutlichen Auftrag. Mit der Rückendeckung der Wähler will Kurz einen neuen politischen Stil etablieren. "Ich nehme diese Verantwortung mit großer Demut an", so Kurz.

    Die FPÖ dagegen legte sich zu Beginn des Abends noch nicht auf eine Regierungsbeteiligung fest: "Wir werden unsere Wähler nicht enttäuschen", sagte Generalsekretär Herbert Kickl.

    Vor allem der Persönlichkeit des 31jährigen Spitzenkandidaten und Außenministers Sebastian Kurz hat die ÖVP ihr Wahlergebnis zu verdanken. "Sebastian Kurz war unser Motor", dankte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende August Wöginger dem Spitzenkandidaten.

    Österreich: Kurz gewinnt die Wahl

    Kurz war es zweifellos gelungen, durch Engagement, Charme und das Versprechen des Neuanfanges viele junge Leute zu mobilisieren. Er konnte überall im Land die Jugend motivieren, als "Team Kurz" in türkisen Jacken für ihn in den  Straßenwahlkampf zu ziehen und in Sozialen Medien für seine Liste zu werben.

    Kurz und seine politischen Freunde hatten seit einigen Jahren geplant, die ÖVP zu übernehmen. Dass er, nachdem dies in der Partei gelungen ist, auch bei den Wählern erfolgreich war, liegt auch daran, dass er - ähnlich wie die Freiheitliche Partei Österreichs, FPÖ - auf Emotionen setzte und nicht auf Inhalte.

    Wer sich der "Bewegung Sebastian Kurz" zugehörig fühlte, verzichtete gern auf kritische Fragen an das eigene Idol. Auch deswegen spielte der Vorwurf keine große Rolle, der Sprecher des Außenministers habe einem Mitarbeiter des SPÖ-Beraters Tal Silberstein 100.000 Euro dafür geboten, dass er die Seiten wechsele.

    Kanzler Christian Kern war dagegen trotz Kanzlerbonus unter sehr viel schlechteren Voraussetzungen angetreten. Kern war als Manager in eine SPÖ zurückgekommen, deren Parteiapparat in den zehn Jahren Kanzlerschaft Werner Faymanns ausgetrocknet worden war.

    Weder Personal noch technische Ausstattung waren auf der Höhe der Zeit und standen zur Verfügung, als die Regierung platzte und Neuwahlen ausgerufen wurden. Die SPÖ verfüge nicht über die Email-Adressen ihrer Mitglieder, klagte eine enge Mitarbeiterin Kerns zu Beginn des Wahlkampfes. Entsprechend schleppend gestaltete sich auch die Mobilisierung der eigenen Mitglieder.

    Schwer hatten es auch die Grünen. "Ein Debakel" nannte der Fraktionschef Albert Steinhauser das kräftige Minus. Die Vorsitzende Ingrid Felipe gelobte Besserung. Immerhin werden die Grünen und ihre Abspaltung die "Liste Pilz" sowie die liberalen NEOS sehr wahrscheinlich in den Nationalrat einziehen.

    Bundespräsident Alexander van der Bellen kündigte an, er werde am Dienstag zunächst die amtierende Regierung, die ihren Rücktritt anbieten wird, mit der Fortführung der Geschäfte beauftragen.

    Der neue Nationalrat wird am 9. November zum ersten Mal in seinem Ausweichquartier in der Hofburg zusammentreten. Viel hängt dabei aber noch von der außergewöhnlich hohen Anzahl der Briefwahlstimmen ab, die im Laufe der Woche ausgezählt werden.

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