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Pariser Klimaabkommen: Temperatur und CO2: Der Klimawandel erklärt in fünf Grafiken

Pariser Klimaabkommen

Temperatur und CO2: Der Klimawandel erklärt in fünf Grafiken

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    Das schmelzende Polareis ist einer von vielen Faktoren, an denen sich der Klimawandel erkennen lässt.
    Das schmelzende Polareis ist einer von vielen Faktoren, an denen sich der Klimawandel erkennen lässt. Foto: Ulf Mauder, dpa

    Gerade noch rechtzeitig hat es die Europäische Union geschafft, sich auf neue Klimaziele zu einigen. Rechtzeitig wozu? Zum fünften Geburtstag des Pariser Klimaabkommens. Das wurde am 12. Dezember 2015 auf der Klimakonferenz in Paris verabschiedet. Inzwischen haben knapp 190 Länder das Abkommen unterzeichnet.

    Das wichtigste Ziel: Die Erderwärmung soll auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzt werden. Die Länder streben sogar einen Stopp bei 1,5 Grad an. Auch die weltweiten CO2-Emissionen sollen reduziert werden. Oder anders formuliert: Das Pariser Klimaabkommen ist die erste, weltweite, rechtsverbindliche Vereinbarung den Klimawandel zu bekämpfen. Aber was heißt das eigentlich, Klimawandel? Wie lässt er sich messen und wo stehen wir gerade? Wir versuche das in fünf Punkten zu erklären.

    1. Wie stark ist die weltweite Temperatur schon gestiegen?

    Durchschnittlich soll es auf der Welt nicht wärmer werden als zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. So steht es im Pariser Klimaabkommen. Aber was heißt das genau und wo stehen wir gerade? Die Frage, wie viel wärmer es weltweit schon ist, lässt sich nicht ganz so leicht beantworten.

    Die genaue Antwort hängt davon ab, welche Berechnungsmethode verwendet und welche Referenzperiode gewählt wird. Der Weltklimarat IPCC gibt etwa an, dass es weltweit schon 1,1 Grad wärmer ist als in der vorindustriellen Zeit. Im Jahr 2017 sei die Temperatur um ein Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau gestiegen, heißt es im IPCC-Bericht aus dem Jahr 2018. Pro Jahrzehnt erhöhe sich die Temperatur um weitere 0,2 Grad.

    Laut einer Berechnung des Goddard Institute for Space Studies, das zur US-Weltraumbehörde Nasa gehört, war es 2019 um 0,98 Grad wärmer als in der Referenzperiode. Diese ist der Mittelwert der Jahrestemperaturen von 1951 bis 1980. Bei diesem Wert handelt es sich allerdings um beobachtete und nicht um errechnete Werte.

    Unabhängig von der Berechnungsgrundlage zeigen alle Temperaturgrafiken aber eines: Es wird immer wärmer auf der Welt. Das Umweltbundesamt schreibt: „Etwa zwei Drittel der Erwärmung fallen auf den Zeitraum seit Mitte der 1970er Jahre.“ Alle Jahre des 21. Jahrhunderts gehörten zu den wärmsten seit Beginn der Temperaturmessung überhaupt. Das gilt nicht nur für die Durchschnittstemperatur auf der ganzen Welt. Das gilt auch für Deutschland.

    Vor allem in den vergangen Jahren hat die Hitze hierzulande zugenommen. Das Jahr 2019 war etwa das zweitwärmste Jahr in Deutschland seit Beginn der Aufzeichnungen. Dazu kommt: Die Zahl der heißten Tage, also der Tage, an denen die Temperatur über 30 Grad liegt, steigt. 2019 waren es 17.

    2. Wie beeinflusst der CO2-Gehalt in der Atmosphäre den Klimawandel?

    Einer der Hauptgründe dafür, dass es auf der Erde immer wärmer wird, ist der Anstieg von Kohlendioxid und anderen Gasen wie Methan und Lachgas in der Atmosphäre. All diese Gase werden als Treibhausgase bezeichnet, weil sie eben dazu führen, dass sich die Erde wie ein Treibhaus in der Sonne immer weiter aufwärmt. Die Gase nehmen Wärme auf, die die Erde abstrahlt und verhindern so, dass diese Wärme ins Weltall abgegeben wird. Langfristig wird es deshalb immer wärmer auf der Erde - wie in einem Treibhaus eben.

    Diese Gase kommen auch natürlicherweise in der Atmosphäre vor. Aber: IhreKonzentration hat seit Beginn der Industrialisierung zugenommen - wie die unten stehende Grafik zeigt. Nach Berechnungen des IPCC ist es extrem wahrscheinlich - die Wahrscheinlichkeit liegt bei 95 bis 100 Prozent -, dass der menschliche Einfluss auf die Atmosphäre der Hauptgrund für die Erderwärmung ist.

    In Deutschland - und auch in der EU - ist es in den vergangenen Jahren zwar gelungen, weniger Treibhausgase auszustoßen. Das Klimaziel für 2020 hat Deutschland dennoch verfehlt. Bis zu diesem Jahr sollte der CO2-Ausstoß eigentlich um 40 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden. Das hat nicht geklappt. Immerhin: Im Jahr 2018 hat Deutschland im Vergleich zu 1990 etwa 31,4 Prozent CO2 eingespart. Aber der Ausstoß ist immer noch hoch: 2019 waren es 805 Millionen Tonnen.

    Die weltweiten Hauptverursacher von Treibhausgasen in der EU sind fossile Energieträger - etwa Kohle und Öl. Danach folgen Landwirtschaft und Industrie. Für Deutschland sieht die Reihenfolge etwas anders aus. Hier folgen nach der Energiewirtschaft die Industrie, Gebäude (etwa durch Heizungen), der Verkehr und auf Platz fünf die Landwirtschaft - alle Sektoren haben ihren CO2-Ausstoß in der Vergangenheit reduziert.

    3. Wie stark schmelzen Polareis und Gletscher wegen des Klimawandels?

    Eine direkt spürbare Folge der Erderwärmung ist, dass die Eisdecke an den Polen aber auch die Gletscher in den Gebirgen - wie etwa den Alpen - schmelzen. Wie groß der Schwund dieser Eismassen ist, dazu gibt es sehr genaue Berechnungen. So geht etwa das IPCC davon aus, dass das Eisschild auf Grönland zwischen 2006 und 2015 pro Jahr 278 Gigatonnen an Masse verloren hat. Eine Gigatonne sind eine Milliarde Tonnen - oder eine Billion Kilogramm. Nur zu Vergleich: Der Blauwal - das größte und schwerste Tier der Erde - kann bis zu 200 Tonnen schwer werden. Die HMM Algeciras - das größte Containerschiff weltweit - kann 232.606 Tonnen transportieren.

    In der Antarktis sind im gleichen Zeitraum jährlich etwa 155 Gigatonnen Eis geschmolzen. Welche Auswirkungen das hat, wird nicht nur deutlich, wenn man wie oben im Schiebebild Satellitenbilder über einander legt. Die Europäische Raumfahrt Agentur (ESA) hat auch anhand des Jacobshavn Gletschers in Grönland dokumentiert, wie das Eis abtaut. Die farbigen Linien auf dem Bild geben an, wie groß der Gletscher in den jeweiligen Jahren war.

    Der Jacobshavn Gletschers ist einer der am schnellsten fliessenden Gletscher der Erde mit bis zu 40 Metern und mehr am Tag im Sommer.
    Der Jacobshavn Gletschers ist einer der am schnellsten fliessenden Gletscher der Erde mit bis zu 40 Metern und mehr am Tag im Sommer. Foto: Contains modified Copernicus Sentinel data, Processed by ESA

    Und was für die Gletscher an den Polen gilt, gilt auch für die Gletscher in Gebirgsregionen. Christoph Mayer erforscht an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften die Gletscher in den Alpen. Er sagt: "Die Gletscher der Alpen verlieren seit dem Ende der kleinen Eiszeit beinahe kontinuierlich an Masse. Seit der Jahrtausendwende hat sich dieser Massenverlust allerdings deutlich beschleunigt." Und auch das lässt sich in Zahlen ausdrücken: Zwischen 2000 und 2014 haben die Gletscher in den Alpen ein Eisvolumen von etwa 22 Kubikkilometern verloren - das entspricht ungefähr 17 Prozent des gesamten Eisvolumens alpiner Gletscher zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Das haben Forscher der Universität Erlangen Nürnberg herausgefunden.

    Das Problematische: "Auf der Basis der bisherigen Berechnungen werden die Alpengletscher bis 2050 einen wesentlichen Teil ihrer Masse verlieren und bis 2100 beinahe ganz verschwunden sein", sagt Mayer. Und er führt fort: "Die Gletscher sind bereits heute so weit von ihrem Gleichgewicht entfernt, dass auch eine sofortige Stabilisierung des Klimas zu keiner gravierenden Änderung dieser Entwicklung führen würde."

    4. Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf den Meeresspiegel?

    Das Abschmelzen der Gletscher und des Polareises hat direkte Folgen für den Meeresspiegel. Denn der steigt immer weiter an. Zwischen 1901 und 1990 ist der Meeresspiegel jedes Jahr um etwa 1,4 Millimeter höher als im Vorjahr, heißt es in einem Bericht des Deutschen Klima-Konsortiums. Zwischen 2006 und 2015 waren es allerdings schon 3,6 Millimeter pro Jahr. Der Meeresspiegel steigt damit 2,5 Mal schneller als noch im vergangenen Jahrhundert. 3,6 Millimeter hören sich vielleicht nicht besonders viel an - sie sind aber eben ein weltweites Mittelmaß. Regional kann die Größe stark abweichen. Und eben doch schnell zum Problem werden.

    Alleine das Schmelzwasser aus Grönland verursacht pro Jahr einen Anstieg des Meeresspiegels um etwa 0,77 Millimeter. Das Abschmelzen des antarktischen Eisschildes macht im Jahr noch einmal 0,43 Millimeter aus, sagen die Wissenschaftler des IPCC. Dazu kommt aber noch etwas anderes: Weil auch die Meere - und nicht nur die Luft - immer wärmer werden, dehnen sie sich aus. Das heißt: Alleine durch die ansteigende Temperatur steigt der Meeresspiegel.

    5. Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt?

    Eine Sache gibt, es die jeder selbst beobachten kann: Den Wandel der heimischen Tier- und Pflanzenwelt. Wie sich der Klimawandel genau auswirkt, lässt sich leicht an zwei Beispielen erklären. Denn während es manche Arten gibt, die von wärmeren Temperaturen profitieren, leiden andere darunter.

    Vor allem Fichten leiden unter Trockenheit und warmen Temperaturen.
    Vor allem Fichten leiden unter Trockenheit und warmen Temperaturen. Foto: Oliver Berg, dpa

    Weil es in Deutschland etwa immer heißer und trockener wird, tut sich die Fichte - ein typischer Waldbaum - immer schwerer. Ihre flachen Wurzeln bekommen zu wenig Wasser. Die Folge: Borkenkäfer haben es leichter, die Bäume sterben massenweise ab oder trocknen aus.

    Der Bienenfresser breitet sich wegen der wärmeren Temperaturen zunehmend in Deutschland aus.
    Der Bienenfresser breitet sich wegen der wärmeren Temperaturen zunehmend in Deutschland aus. Foto: Boris Roessler, dpa

    Dazu fühlen sich immer mehr Tierarten hierzulande heimisch, die früher höchstens hin- und wieder mal zu Gast waren. Der Bienenfresser zum Beispiel. Der schillernde Vogel galt in Deutschland lange Zeit als ausgestorben. Seit Anfang der 1990er Jahre ist er aber wieder heimisch in Deutschland. Der Grund: Er liebt das warme Klima. Und je wärmer es wird, desto weiter kann der Vogel sein Brutgebiet nach Norden ausdehnen.

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