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Papst: Größeres Blutvergießen in Nahost verhindern

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Papst: Größeres Blutvergießen in Nahost verhindern

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    Papst: Größeres Blutvergießen in Nahost verhindern
    Papst: Größeres Blutvergießen in Nahost verhindern Foto: DPA

    In einem persönlichen Appell verlangte der Papst am Sonntag in der zyprischen Hauptstadt Nikosia "dringende und gezielte internationale Bemühungen, die anhaltenden Spannungen im Nahen Osten abzubauen, vor allem im Heiligen Land". Es gehe darum, dass solche Konflikte nicht noch mehr Blutzoll nach sich zögen, mahnte das 83-jährige Kirchenoberhaupt nach einer Messe mit tausenden Gläubigen und Bischöfen aus der Region. Kurz vor seinem Abflug kam Benedikt auch mit einem der religiösen Vertreter des muslismischen Nordteils der Insel zusammen.

    Der Papstbesuch stand im Schatten der dramatischen Ereignisse um die Gaza-Solidaritätsflotille. Dabei waren am vergangenen Montag neun Aktivisten von israelischen Elitesoldaten getötet worden. Während der Papst auf Zypern war, enterten israelische Soldaten ein weiteres Schiff mit Hilfsgütern für die Einwohner des Gazastreifens. Diese Aktion verlief ohne Zwischenfälle.

    Die schwierige Lage der Christen vor allem im Heiligen Land stand im Mittelpunkt der Messe, bei der Benedikt das Arbeitspapier für eine im Herbst im Vatikan geplante Nahost-Sondersynode veröffentlichte. Er hoffe darauf, dass die internationale Gemeinschaft damit stärker auf die Leiden von Christen in Ländern des Nahen Ostens aufmerksam werde, "auf dass gerechte und dauerhafte Lösungen dieser Konflikte gefunden werden, die so viel Not bringen". Christen wollten in Frieden und in Harmonie mit ihren jüdischen und muslimischen Nachbarn leben, betonte Benedikt. Er hoffe stark, dass die Diskriminierungen von Christen in manchen Ländern aufhörten und sie ihre Religion frei ausüben können.

    Es wäre ein Verlust für die Weltkirche, wenn das Christentum genau von hier, wo es geboren wurde, verschwinden oder geschwächt würde, heißt es in dem Papier. Damit würde die Vielfalt aufgegeben, die immer die Länder des Nahen Ostens geprägt habe. Stark kritisiert wird die israelische Besetzung palästinensischer Gebiete, wodurch der Alltag erschwert und Bewegungsfreiheit und religiöses Leben behindert würden. Im Irak seien die Christen der schwächste Teil in der Gesellschaft und Hauptopfer von Gewalt. Extremistische Strömungen etwa in Ägypten bedrohen Christen und Muslime gleichermaßen. Vor diesem ernsten Hintergrund soll ein Weg für Christen gesucht werden.

    Benedikt gab das 40seitige Nahost-Dokument "Instrumentum Laboris" am Ende einer dreitägigen Zypern-Reise im Sportpalast von Nikosia heraus. Anwesend waren Bischöfe aus dem Nahen Osten und Tausende von Gläubigen. Trotz der kriegsähnlichen Konflikte und des schweren Stands für Christen in der Region sollten diese im Heiligen Land bleiben. Dazu will der Vatikan die Gläubigen ermuntern. Sie müssen auch am Frieden mitarbeiten und den Dialog mit Muslimen und Juden führen. Wegen der Konflikte entschließen sich aber viele Christen, von dort wegzuziehen, und auch Priester sind versucht, es ebenso zu machen.

    Beim Besuch einer maronitisch-katholischen Grundschule in Nikosia wies der Papst die kleine Kirchengemeinde auf die weiterhin hohen Hürden im Dialog der Religionen hin. Nur durch geduldige Arbeit könne Vertrauen aufgebaut und die Bürde der Geschichte abgeworfen werden. Einige orthodoxe Bischöfe machten deutlich, dass sie nichts mit dem "Häretiker" aus Rom zu tun haben wollten: Beim Mittagessen mit Erzbischof Chrysostomos II. fehlten fünf der insgesamt 17 Mitglieder der Bischofssynode der Insel. Für sie ist die katholische Kirche mitverantwortlich für die Spaltung der Christenheit.

    Benedikt traf sich am Samstag auch kurz mit einem der religiösen Vertreter des muslimischen Nordteils der Insel, Scheich Nazim. Der 89-jährige Nazim ist der Führer einer Sufi-Brüderschaft. Er traf sich mit dem Papst an der Kirche des Heiligen Kreuzes in der Pufferzone zwischen dem griechisch- und dem türkisch-zyprischen Teil der Insel. Das Treffen dauerte nach Angaben von Vatikan-Sprecher Federico Lombardi "etwa drei bis vier Minuten". Am Ende der Begegnung umarmten sich der Papst und der muslimische religiöse Führer. Ein geplantes Treffen mit dem Chef für religiöse Angelegenheiten des überwiegend muslimischen Nordens, Yusuf Suicmez, kam nicht zustande, weil dieser "verspätet im Süden der Insel ankam", teilte

    Website Vatikan

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