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Papst Benedikt XVI.: Jubel auf dem Petersplatz: "Gott hat mich gerufen"

Papst Benedikt XVI.

Jubel auf dem Petersplatz: "Gott hat mich gerufen"

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    Papst Benedikt XVI. spricht am 24. Februar am Fenster seines Arbeitszimmers im Vatikan bei seinem letzten Angelus-Gebet. Tausende Pilger waren zu dem Gebet auf den Petersplatz gekommen, um den Papst zu sehen.
    Papst Benedikt XVI. spricht am 24. Februar am Fenster seines Arbeitszimmers im Vatikan bei seinem letzten Angelus-Gebet. Tausende Pilger waren zu dem Gebet auf den Petersplatz gekommen, um den Papst zu sehen. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Dicht an dicht stehen sie nicht nur auf dem Petersplatz. Auch die Zufahrtsstraße ist voll von Menschen. Seit Stunden schon, bei Wind und Wetter. Doch um 12 Uhr kommt kurz die Sonne heraus.

    Benedikt XVI. bedankt sich für die Zuneigung

    Lautstarker Jubel, als sich das Fenster des Arbeitszimmers von Papst Benedikt XVI. öffnet. Es ist sein letzter "Angelus", seine letzte Sonntagsansprache mit Segen vor dem für Donnerstag angekündigten Rücktritt. "Ich danke euch für eure Zuneigung", sagt das Kirchenoberhaupt als Erstes, und die Stimme bricht ihm dabei vor Rührung. Die Versammelten jubeln und klatschen immer wieder. Nationalflaggen, auch bayrische Fahnen, werden geschwenkt.

    "Danke" steht auf einem Transparent, das Deutsche hochhalten. "Papa, wir haben dich gern", besagt eine italienische Inschrift. Mexikaner brechen begeistert in Hochrufe aus. Auch diesmal geht der 85-Jährige auf seine Rücktrittsankündigung ein.

    "Gott hat mich gerufen, auf den Berg zu steigen, mich noch mehr dem Gebet und der Meditation zu widmen", erklärt er. Das bedeute aber nicht, dass er die Kirche ihrem Schicksal überlassen werde. Von jetzt an werde er durch das Primat des Gebets dienen - "in einer meinem Alter und meinen Kräften besser angepassten Art und Weise".

    Papst zieht zunächst in seinen Sommersitz

    Am Vortag hatte er sich von der römischen Kurie verabschiedet und gemahnt, die Schöpfung Gottes stoße sich "andauernd am Bösen in dieser Welt, am Leiden und der Korruption". Zum letzten öffentlichen Auftritt des Papstes am nächsten Mittwoch bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz werden 150 000 bis 200 000 Gläubige erwartet.

    Am Donnerstag um 17 Uhr wird Benedikt XVI. dann per Hubschrauber die Vatikanstadt in Richtung Castel Gandolfo verlassen. Der Sommersitz wird für ihn und seine engsten Mitarbeiter für etwa zwei Monate Bleibe sein. Zur sogenannten päpstlichen Familie gehören Sekretäre, Kammerdiener und vier den Haushalt führende Frauen eines italienischen Laienordens. Nach dem Umbau des Klausurklosters in den Vatikangärten will Benedikt dort als Papst a. D. ein zurückgezogenes Leben führen.

    Wann findet das Konklave statt?

    Doch vorher wird von ihm noch Wichtiges erwartet. Ein Motu proprio, ein apostolisches Schreiben, ist für Anfang der Woche angekündigt. Es könnte festlegen, wie mit einem emeritierten Papst - der erste seit 719 Jahren - umzugehen und wie er anzureden ist. Vor allem wird aber mit neuen Regelungen für das Konklave gerechnet, das die Papstwahl vornimmt.

    Nach bisheriger Festlegung müssen von dem Zeitpunkt an, zu dem kein Papst mehr im Amt ist (Sedisvakanz), mindestens 15 Tage bis zum Beginn des Konklave vergehen. Das wäre dann um den 15. März herum. Doch da der Sedisvakanz-Beginn schon seit 11. Februar bekannt und auch nicht die Beerdigung eines verstorbenen Papstes zu organisieren ist, könnten die Kardinäle früher anreisen, wird argumentiert.

    Gerechnet wird daher damit, dass Benedikt XVI. die Möglichkeit eines Konklavebeginns schon für die Zeit zwischen dem 9. und 11. März einräumen könnte. Das genaue Datum muss aber dann die Generalkongregation der Kardinäle festlegen, die ab 1. März geschäftsführend die Kirchenzentrale leitet.

    Skandalmeldungen erregen Missfallen im Vatikan

    Und wer sind die Papstkandidaten? Immer noch kursieren viele Namen. Selten sei das Spektrum derart breit und unübersichtlich gewesen, heißt es im und rund um den Vatikan.

    Zusätzlich kursieren auch Skandalmeldungen. Die sensationellste stammt von der römischen Zeitung La Repubblica. Danach hätte sich Benedikt zum Rücktritt entschlossen, weil er von einem Schwulennetzwerk im Vatikan erfahren habe, in dem Sex und Finanzen eine Rolle gespielt hätten.

    Papst Benedikt: Stationen seines Lebens

    Joseph Aloisius Ratzinger wird am 16. April (Karsamstag) des Jahres 1927 in Markl (Oberbayern) geboren.

    Ratzinger wächst mit seinen beiden Geschwistern Georg und Maria in einem religiös geprägten Elternhaus auf.

    Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wird Joseph Ratzinger 1945 als Flakhelfer eingezogen.

    Ratzinger studiert von 1946 bis 1951 Philosophie und Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising und an der Universität München.

    1951 wird Joseph Ratzinger im Freisinger Mariendom zum Priester geweiht. Als Priester leitete er 30 Jahre die Regensburger Domspatzen.

    Ratzinger habilitiert 1957 in München über "Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura". Ab 1959 ist er Professor in Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg.

    1977 beruft Papst Paul VI. Ratzinger zum Erzbischof von München und Freising. Er wählt als bischöfliches Motto "Mitarbeiter der Wahrheit".

    Papst Johannes Paul II. betraut ihn 1981 mit der Leitung der Römischen Glaubenskongregation, durch die er sich den Ruf eines Hardliners erwirbt.

    Nach dem Tod des Papstes Johannes Paul II zelebriert Ratzinger 2005 die Totenmesse für den Verstorbenen und leitet das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes.

    Ratzinger wird nach nur 26 Stunden im vierten Wahlgang zum 265. Papst gewählt. Er trägt fortan den Namen Benedikt XVI.

    2013 tritt er nach acht Jahren im Amt freiwillig von seinem Pontifikat zurück - ein bisher einmaliger Vorgang. Benedikt wohnt fortan zurückgezogen in einem Kloster im Vatikan.

    2020 besucht Ratzinger seinen schwer erkrankten Bruder in Regensburg. Dieser stirbt kurz darauf.

    Dem vatikanischen Staatssekretariat war das zu viel. "Es ist bedauerlich, dass mit dem Heranrücken des Konklave-Beginns immer mehr nicht verifizierte, nicht verifizierbare oder sogar falsche Nachrichten verbreitet werden", heißt es in einer offiziellen Stellungnahme am Wochenende

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