Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Pandemie: Warum sich Bayern trotz hoher Corona-Zahlen locker macht

Pandemie

Warum sich Bayern trotz hoher Corona-Zahlen locker macht

    • |
    Markus Söder am Dienstag nach der Sitzung des bayerischen Kabinetts.
    Markus Söder am Dienstag nach der Sitzung des bayerischen Kabinetts. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Obwohl gleich mehrere bayerische Städte gerade erst zu Corona-Hotspots geworden sind, lockert der Freistaat die Einschränkungen im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus. Bars und Kneipen dürfen ab 19. September nach monatelanger Zwangspause wieder öffnen, Sportvereine im Amateurbereich können ihren Spielbetrieb mit begrenzten Zuschauerzahlen aufnehmen. Gleichzeitig warnte Ministerpräsident Markus Söder vor Leichtsinn. "Es ist naiv zu glauben, dass Corona vorbei ist", sagte er am Dienstag und fügte mit Blick auf die nahende Erkältungssaison hinzu: "Winter is coming". Bislang hatte der CSU-Chef eine besonders harte Linie vertreten. Das brachte ihm erst Respekt, mit zunehmender Dauer der Krise aber auch Kritik ein. Der Zeitpunkt seines moderaten Kurswechsels erscheint nur auf den ersten Blick überraschend.

    Drei bayerische Städte überschreiten Grenzwert

    Zwar gehört Bayern aktuell zu den Ländern mit den meisten Neuinfektionen – mit Memmingen, Landshut und Rosenheim haben drei Städte den Grenzwert von 50 neuen Fällen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschritten. Aber erstens sind die reinen Infektionszahlen nur eines von mehreren Kriterien. Und zweitens lassen sich die hohen Werte unter anderem damit erklären, dass im Freistaat überdurchschnittlich viel getestet wird. Urlauber, die aus Risikogebieten einreisen, sind zum Corona-Test verpflichtet. Auch mehr als 20000 Lehrer haben sich zu Beginn des Schuljahres untersuchen lassen. Durch die vielen Tests werden auch Infizierte mit milden Krankheitsverläufen identifiziert, die andernfalls kaum zum Arzt gegangen wären.

    Corona-Testzentren an Autobahnen werden geschlossen

    Hauptgrund für den derzeitigen Anstieg sind aber wohl die Ferien. "Wir hatten die Sorge vor dem Urlaub – die war berechtigt", betonte Söder. In vielen anderen Bundesländern gingen die Sommerferien schon im August zu Ende. Den Effekt, dass Reisende infiziert zurückkamen, haben sie schon hinter sich. Söder verweist zudem auf die Nähe Bayerns zum Balkan. Ein großer Teil der positiv Getesteten sei auf Heimatbesuch in Ländern wie Kroatien oder Albanien gewesen.

    Zum Ende der Hauptreisezeit sollen die Corona-Teststationen an Autobahnen und Bahnhöfen wieder geschlossen werden. Ab Oktober wird dann nur noch an den Flughäfen München, Memmingen und Nürnberg getestet. Die frei werdenden Kapazitäten werden auf die Städte und Landkreise verteilt.

    Nach mehreren Pannen kassierte Söder für seine offensive Teststrategie viel Gegenwind. Er selbst ist nach wie vor überzeugt davon: "Wenn wir die vielen Tests nicht hätten, würden wir bei Corona völlig im Nebel stochern."

    Trotz der genannten Lockerungen geht der Freistaat an anderer Stelle auch wieder auf Nummer sicher: Bei Versammlungen von mehr als 200 Personen gilt beispielsweise ab diesem Mittwoch eine Maskenpflicht – auch unter freiem Himmel. Diese Vorschrift zielt unter anderem auf Demonstrationen ab, bei denen zuletzt in Sachen Abstands- und Hygieneregeln immer wieder Chaos herrschte.

    Lesen Sie dazu auch: Bayern erlaubt Amateursportarten ab 19. September wieder

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden