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Pandemie: Kapazitäten werden knapp: Urlauber sollen Corona-Tests zahlen

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Kapazitäten werden knapp: Urlauber sollen Corona-Tests zahlen

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    Mitarbeiter vom Bayerischen Roten Kreuz nehmen an einem Corona-Testzentrum an der Autobahn 8 an der Rastanlage Hochfelln-Nord einen Abstrich.
    Mitarbeiter vom Bayerischen Roten Kreuz nehmen an einem Corona-Testzentrum an der Autobahn 8 an der Rastanlage Hochfelln-Nord einen Abstrich. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Spanien, Kroatien, Rumänien: Die Liste der Länder, die als Corona-Risikogebiet gelten, ist lang. Dadurch steigt auch die Zahl der Tests für Urlaubsrückkehrer. Noch sind die Untersuchungen gratis. Übernommen werden die Kosten derzeit teils vom Staat, teils von den Krankenkasse – und damit der Allgemeinheit. Die FDP im bayerischen Landtag fordert einen Kurswechsel: „Zur Freiheit gehört immer auch Verantwortung“, sagt Daniel Föst, FDP-Chef im Freistaat. „Wer in Länder reist, die bekanntermaßen Risikogebiete sind, sollte bei der Rückkehr einen Test machen müssen und sich auch an den Kosten daran beteiligen.“

    Unterstützung erhält Föst von Weltärztepräsident Frank Montgomery. Auch er spricht sich dafür aus, Urlauber stärker in die finanzielle Pflicht zu nehmen. Weder Krankenkassen, noch der Staat sollten die Kosten übernehmen. „Wer sich eine Reise in Risikogebiete leisten kann, sollte auch für die Testkosten aufkommen können“, sagt Montgomery. „Warum sollte jemand, der sich eine solche Reise gar nicht leisten kann oder der so vernünftig ist, eine solche Reise nicht anzutreten, für Unvernunft und Risikobereitschaft anderer bezahlen?“

    Coronatests für Urlauber: Malu Dreyer will Strategie bis zum Herbst

    Die rheinland-pfälzische Regierungschefin Malu Dreyer (SPD) plädiert für eine neue Strategie spätestens zum Herbst, wenn wieder Ferien sind. Die „Volksseele“ koche zu Recht, wenn jemand bewusst ins Risikogebiet Mallorca fahre und sich bei der Rückkehr auf Kosten der Allgemeinheit testen lasse.

    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder wollen am kommenden Donnerstag über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie beraten. Auch dort könnte das Thema zur Sprache kommen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will bislang nicht von seiner Line abweichen. Er stützt sich dabei auf zwei Argumente: Würden die Tests den Reiserückkehrern in Rechnung gestellt, würden sich weniger Menschen testen lassen und das Virus könnte sich noch schneller ausbreiten. Außerdem sollen es sich auch Familien mit kleinem Budget leisten können, sich auf eine Ansteckung untersuchen zu lassen. Spahn hat dabei die Unterstützung in den eigenen Reihen. „Wichtig ist, dass diese Tests der Allgemeinheit viele weitere Kosten ersparen, die durch Infizierte, die das Virus weitertragen, entstehen würden“, sagt die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Karin Maag.

    Bayern testet auf das Coronavirus für ganz Deutschland

    So sieht das auch die bayerische Staatsregierung. Überlegungen, die Reisenden zahlen zu lassen, gebe es zumindest noch nicht, sagt eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums in München. Dabei sind hier die Kosten besonders hoch: Auch Reisende aus anderen Bundesländern, die sich an den bayerischen Raststätten und Grenzübergängen untersuchen lassen, tun dies auf Kosten des Freistaats. „Wir testen für ganz Deutschland“, hatte Ministerpräsident Markus Söder als Losung ausgegeben. Ein Test auf das Corona-Virus kostet derzeit etwa 40 Euro. Die Krankenkassen springen nur bei Menschen ein, die bereits Symptome zeigen. Bis Mitte August wurden 85.000 Tests durchgeführt.

    Die Zahl der Corona-Tests war zuletzt deutschlandweit massiv gestiegen, unter anderem wegen der Reiserückkehrer aus Risikogebieten. Waren es nach Daten des Robert-Koch-Instituts in der Woche vom 27. Juli bis 2. August noch rund 578.000, lag die Zahl zwei Wochen später schon bei mehr als 875.000.

    Kapazitäten für Corona-Tests sind langsam erschöpft

    Das führt inzwischen sogar zu Kapazitätsproblemen. In der vergangenen Woche hätten die teilnehmenden Labore einen Rückstau von 17.142 abzuarbeitenden Proben angegeben, heißt es im „Epidemiologischen Bulletin“ des RKI. 41 Labore hätten Lieferschwierigkeiten für Reagenzien, also der chemischen Stoffe zum Nachweis des Virus, genannt. Die Probleme könnten zu Verzögerungen bei der Abklärung möglicher Infektionen führen – und damit auch bei der Einleitung von Schutzmaßnahmen durch die Gesundheitsämter. Das RKI rät deshalb dringend dazu, Testkapazitäten zu priorisieren. Beim Verband Akkreditierte Labore in der Medizin war die massive Ausweitung der Corona-Testangebote schon früh auf Kritik gestoßen.

    Zur Debatte um kostenlose Corona-Tests für Urlauber haben wir auch ein Pro & Kontra:

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