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Pandemie: Großbritannien sorgt sich vor neuer Corona-Welle aus Europa

Pandemie

Großbritannien sorgt sich vor neuer Corona-Welle aus Europa

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    Boris Johnson will keinen neuen Lockdown.
    Boris Johnson will keinen neuen Lockdown. Foto: dpa

    Als Boris Johnson in Begleitung der Presse eine Arztpraxis im Osten Londons besucht, ruft er die Briten eindringlich dazu auf, sich eine Auffrischungsimpfung zu holen. Dies begründet er auch mit der Lage jenseits des Ärmelkanals: „In Teilen Europas gibt es einen Sturm von Infektionen“ und es bestehe „die Gefahr, dass dieser Sturm aus dem Osten zu uns hinüberzieht“. Deshalb sei der „beste Schutz für unser Land, dass jeder seinen Booster bekommt“.

    Es ist nicht lange her, da blickte man in Deutschland besorgt auf die Lage im Vereinigten Königreich. Denn dort stiegen die Fallzahlen nach den Lockerungen im Sommer immer weiter an. Die von den Behörden verzeichneten täglichen Neuinfektionen lagen im Oktober bei knapp 50.000. Damit gehörte Großbritannien im Verhältnis zur Größe der Bevölkerung zu den Ländern mit den meisten Covid-Fällen weltweit.

    In England sinken die Infektionszahlen

    Nun jedoch scheint die Lage umgekehrt. Denn während die Zahlen auf der Insel bis zuletzt sanken und nur in den vergangenen Tagen leicht nach oben gegangen sind, auf aktuell rund 38.000 Neuinfektionen, verzeichnen Länder wie Deutschland, Österreich, die Niederlande und Belgien täglich neue Rekordwerte.

    Auch die britische Presse greift diese Entwicklung auf und beobachtet sie besorgt. Die BBC zitiert den Chef des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, zur Lage in der Bundesrepublik: „Uns steht ein schreckliches Weihnachtsfest bevor, wenn wir jetzt nicht handeln.“ Der Guardian schreibt, dass nun auch „Deutschland mit voller Wucht von Covid getroffen“ werde. Und: „Die Infektionswelle scheint sich allmählich über den Kontinent nach Westen zu bewegen.“ Obwohl die Gesamtzahl der Todesopfer weitaus niedriger sei als in Großbritannien, so die Zeitung, sei die tägliche Zahl aktuell höher. Tatsächlich starben in Deutschland zuletzt um die 260 Menschen, im Vereinigten Königreich waren es am Mittwoch 201.

    Greifen in Großbritannien schon die Booster-Impfungen?

    Warum die Zahlen in Großbritannien, im Unterschied zu weiten Teilen Europas, bis vor wenigen Tagen fielen, darüber spekulieren Experten. Manche glauben, dass die bereits verabreichten Booster-Impfungen dazu beigetragen haben. Auf der Insel haben über 80 Prozent der Menschen über zwölf Jahre zwei Impfdosen und rund ein Viertel eine Auffrischungsimpfung erhalten. Außerdem legt eine aktuelle Studie nahe, dass die Symptome einer neuen Delta-Variante, die sich aktuell auf der Insel ausbreitet, eher denen bei einer Erkältung ähneln und damit weniger häufig erkannt werden.

    Laut Tim Spector, Epidemiologe am Kings College in London, gibt es keinen Grund zur Entwarnung: „Die Fallzahlen sind weiterhin hoch“, genauso wie die Sterberaten. Covid-Patienten belegten in Großbritannien bis zu acht Prozent der Krankenhausbetten. Umso wichtiger sei es deshalb, dass sich noch mehr Menschen eine Auffrischungsimpfung verabreichen lassen. Zuletzt weitete die Regierung das staatliche Booster-Impfprogramm auf Menschen über 40 Jahre aus.

    Boris Johnson lehnt die Maskenpflicht ab

    Auf Twitter dokumentieren Politiker den Moment, wenn sie ihre Spritze in einem Impfzentrum erhalten. Gesundheitsminister Sajid Javid schreibt: „Ich bin nun für den Winter geschützt.“ Dahinter der Hashtag „getboosted“, bekommt die Auffrischung. Die Regierung setzt damit vor allem auf Impfungen, um die Bevölkerung zu schützen. Dabei stehen zunehmend auch Jugendliche und Kinder im Fokus. Zwölf- bis 15-Jährige können sich seit dem 20. September einmalig mit Biontech/Pfizer impfen lassen. Andere Maßnahmen wie eine Maskenpflicht oder einen Impfpass und erst recht einen weiteren Lockdown lehnt Boris Johnson weiter ab.

    Nachdem er zuvor dreimal als Reaktion auf steigende Fallzahlen die Wirtschaft blockiert habe, wolle man den Winter diesmal ohne solche Maßnahmen überstehen, sagte er. Die Erinnerungen an den letzten Winter sind bei den Briten noch präsent. In der schlimmsten Phase der Pandemie wurden täglich rund 4000 Menschen in Krankenhäuser eingeliefert. Im Januar dieses Jahres verzeichneten die Behörden zeitweise mehr als 1300 Tote pro Tag.

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