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Ostukraine: Separatisten behindern Untersuchung des MH17-Wracks

Ostukraine

Separatisten behindern Untersuchung des MH17-Wracks

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    Die Untersuchungen am Wrack des abgestürzten MH17-Flugs haben begonnen - und werden von prorussischen Separatisten behindert.
    Die Untersuchungen am Wrack des abgestürzten MH17-Flugs haben begonnen - und werden von prorussischen Separatisten behindert. Foto: Dominique Faget/afp

    Zwei Tage nach dem Absturz der malaysischen Boeing beklagen ausländische Ermittler an der Unfallstelle in der Ostukraine massive Behinderungen durch Separatisten. Ein Sprecher der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) erklärte in Wien, bewaffnete Rebellen hätten die Arbeit der etwa 20 OSZE-Vertreter am

    MH17-Absturz: USA gehen von Abschuss aus

    Die USA gehen davon aus, dass Rebellen das Flugzeug in einer Höhe von 10.000 Metern mit einer Rakete abgeschossen haben. Bei dem Absturz am Donnerstag waren alle 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder an Bord der Boeing ums Leben gekommen - unter ihnen 193 Niederländer und 4 Deutsche. Die Fluggesellschaft Malaysia Airlines hat inzwischen eine Namensliste der Opfer veröffentlicht. 

    Die tragischsten Flugzeugabstürze

    4. Mai 1949: Am Wallfahrtsberg Superga ereignet sich ein tragisches Flugzeugunglück. Eine Maschine des Typs Fiat G.212 verunglückte und stürzte alle Insassen in den Tod, darunter die gesamte Mannschaft des Fußballvereins AC Turin.

    24. Dezember 1971: Ein schweres Unwetter hat zum Absturz eines Passagierflugzeugs geführt, das von Lima nach Pucallpa (Peru) unterwegs war. Bis auf ein 17-jähriges Mädchen kamen dabei alle Insassen ums Leben.

    13. Oktober 1972: In einer Höhe von 4000 Metern kollidierte der Uruguayan-Air-Force-Flug 571 an einer Felswand in den Anden. 16 von insgesamt 45 Menschen überlebten anschließend 72 Tage im Schnee, bis sie gerettet wurde.

    27. März 1977: Beim Zusammenstoß einer Boeing 747-121 (N736PA) der Pan American World Airways (PanAm) und einer Boeing 747-206B (PH-BUF) der KLM Royal Dutch Airlines auf dem Flughafen Los Rodeos auf Teneriffa kamen 583 Menschen ums Leben.

    25. Mai 1979: Eine McDonnell Douglas DC-10 der American Airlines verlor kurz bevor sie sich am Chicago O’Hare Airport vom Boden löste ein Triebwerk. Das Flugzeug stürzte über einem Campingplatz ab. 273 Menschen starben.

    19. August 1980: Im Innenraum einer Maschiene der Saudi Arabian Airlines brach Feuer aus. Der Kapitän schaffte es zwar, das Flugzeug zurück zum zum Riyadh-King Khaled International Airport zu manövrieren, doch die 301 Insassen konnten nicht mehr rechtzeitig evakuiert werden.

    1. September 1983: Eine Boeing 747-230B flog versehentlich in den sowjetischen Luftraum. Sie wurde von einem russischen Kampfjet abgeschossen. Alle 269 Insassen starben.

    23.06.1985: Militante Sikhs hatten eine Bombe in einem Radiogerät und dieses im Frachtraum einer Boeing 747-200 der Air India versteckt. Alle 329 Insassen kamen um, als der Sprengstoff explodierte und die Maschine in den Atlantik stürzte.

    12. August 1985: Eine Boeing 747 der Japan Air Lines stürzte kurz nach ihrem Start in Tokio mit 509 Fluggästen und 15 Besatzungsmitgliedern ab. Fast alle Insassen starben. Eine schlampige Reparatur am hinteren Druckschott hatte die Katastrophe verursacht.

    3. Juli 1988: Aufgrund einer Verwechslung schießen amerikanische Soldaten von einem Schlachtschiff aus auf ein Airbus A300 der Iran Air. Die 290 Zivilisten, die sich an Bord der Maschine befinden, kommen ums Leben.

    26. April 1994: Ein Fehler der Besatzung führte dazu, dass eine Maschine der China Airlines bei ihrer Landung auf dem Nagoya-Komaki International Airport verunglückte. Fast alle 271 Insassen starben. Nur 7 Menschen überlebten das Unglück.

    30. Juni 1994: Bei einem Testflug des Airbus A330-321 wurde der Ausfall des linken Triebwerks simuliert. Der Pilot schaffte es nicht, die Maschine rechtzeitig abzufangen. Das 7-köpfige Team kam ums Leben.

    12. November 1996: Über Delhi ereignete sich ein verheerender Zusammenstoß zwischen einer Maschine der Kazakstan Airlines und einer Boeing 747-100 der Saudia. 349 Menschen fielen der Katastrophe zum Opfer.

    1. Juli 2002: Eine der schlimmsten Flugkatastrophen im deutschen Luftraum ereignet sich in der Nähe von Überlingen. DHL-Flug 611 und Bashkirian-Airlines-Flug 2937 kollidierten. 71 Menschen, darunter 49 Kinder, kamen ums Leben.

    10. April 2010: Bei einem Flugzeugunglück in Polen kommen neben Staatsoberhaupt Lech Kaczynski einige Parlamentsabgeordnete und hochrangige Militärs ums Leben.

    8. März 2014: Die Fluggesellschaft Malaysia Airlines teilt mit, der Kontakt zu ihrem Flug MH370 sei kurz nach dem Start abgerissen. Das Flugzeug war auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking. Es beginnt eine großangelegte Suche nach dem verschollenen Flugzeug. Mitte März erklärt Malaysia offiziell, die Maschine sei im Indischen Ozean abgestürzt. Die Suche nach dem Wrack hält bis heute an.

    17. Juli 2014: Eine Passagiermaschine der Malaysia Airlines mit 295 Menschen an Bord stürzt im umkämpften Osten der Ukraine ab und zerschellt. Die ukrainische Regierung und die prorussischen Separatisten machen sich gegenseitig für den Abschuss über dem Konfliktgebiet verantwortlich. Die Maschine soll von einer Flugabwehrrakete getroffen worden sein.

    Die Hintergründe der Katastrophe sind weiter unklar. Nach Angaben von US-Präsident Barack Obama sind dafür sehr wahrscheinlich moskautreue Kräfte verantwortlich. Die Boden-Luft-Rakete, die das Flugzeug abgeschossen habe, sei aus einem von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiet abgefeuert worden, sagte Obama am Freitag. Russland kritisierte Berichte über einen angeblichen Abschuss der Maschine am Samstag als "voreilig". Damit sollten offenbar Ermittler beeinflusst werden, teilte das Außenministerium in Moskau mit.

    Der OSZE-Sprecher sagte, dem Team sei erneut der vollständige Zugang zur Absturzstelle verwehrt worden. Die Gruppe habe aber zumindest mehr Bewegungsfreiheit als am Vortag bekommen. Am Freitag konnten sich die Beobachter nur etwa 70 Minuten lang am Absturzort aufhalten.

    Separatisten in der Ostukraine erschweren Untersuchungen

     Auch die rund 170 ukrainischen Experten hätten sich lediglich 30 Minuten unter Aufsicht bewaffneter Aufständischer an der Absturzstelle nahe Grabowo aufhalten dürfen, beklagte Vize-Regierungschef Wladimir Groisman am Samstag in Kiew. 

    Der ukrainische Geheimdienstchef Valentin Naliwaitschenko teilte mit, die Aufständischen hätten einer "Sicherheitszone" rund um das Wrack zugestimmt. "Wir hoffen nun, dass die Terroristen verschwinden und uns das Arbeiten an der Absturzstelle ermöglichen", sagte er. 

    Von mehr als 100 Absturzopfern fehlte auch zwei Tage nach dem Unglück weiter jede Spur. Bislang seien 186 Leichen geborgen worden, teilte der staatliche ukrainische Rettungsdienst am Samstag mit. Die Suche nach den übrigen Opfern gestalte sich sehr schwierig, da die Wrackteile über etwa 25 Quadratkilometer verstreut seien. 

    Deutschland beteiligt sich an der Bergung der Opfer

    Die Separatisten in der Ostukraine wiesen die Vorwürfe zurück, sie würden eine Untersuchung der Absturzursache massiv behindern. "Wir haben der OSZE zugesagt, weder die Flugschreiber zu entfernen noch Leichen abzutransportieren", sagte einer der Sprecher der Aufständischen, Sergej Kawtaradse, am Samstag in Donezk. 

    Weitere Fachleute werden in der Ukraine erwartet. Der niederländische Außenminister Frans Timmermans ist inzwischen mit einer Gruppe von 15 Experten in Kiew angekommen. Auch 132 Experten aus Malaysia, darunter Ärzte und Militärs, sind inzwischen dort. Sie werden wohl an diesem Sonntag zum Absturzort fahren. 

    Auch Deutschland beteiligt sich an der Bergung und Identifizierung der Opfer. Zwei Fachleute des Bundeskriminalamtes reisten am Samstag in die Ukraine. Ein BKA-Sprecher sagte, sie wollten sich in Kiew mit einem größeren Team von Identifizierungsexperten treffen und das weitere Vorgehen besprechen. Sowohl der genaue Einsatzort als auch die Führung der Mission müssten noch geklärt werden.

    Ukrainische Regierung: Prorussische Separatisten vernichten Beweismaterial

    Der russische Außenminister Sergej Lawrow sprach sich für die Einbindung der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) in die Untersuchung ein. Das teilte das Außenministerium in Moskau am Samstag nach einem Telefonat Lawrows mit dessen US-Kollegen John Kerry mit. Beide Minister hätten betont, dass der Flugschreiber den Behörden übergeben werden müsse. 

    Die ukrainische Regierung warf den prorussischen Separatisten vor, am Absturzort Beweismaterial zu vernichten. Die Aufständischen wollten mit Lastwagen Wrackteile über die russische Grenze bringen, hieß es in einer am Samstag in Kiew veröffentlichen Mitteilung. Die Separatisten versuchten, "Beweise ihrer Mitwirkung an dem Unglück vertuschen". Zudem hätten die militanten Gruppen 38 Leichen von der Absturzstelle in die Großstadt Donezk gebracht. Die Separatisten bestritten den Abtransport von Leichen. "Wozu brauchen wir sie? Ganz im Gegenteil. Wir wollen, dass zuständige Experten kommen und die Leichen bergen", sagte ein Separatistensprecher.

    Krisendiplomatie: Merkel telefoniert mit Putin

    Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonierte am Samstag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Merkel und Putin seien sich einig, dass es rasch ein direktes Treffen der Kontaktgruppe aus Vertretern der Ukraine, Russlands und OSZE mit den Separatisten geben müsse, um eine Waffenruhe zu vereinbaren, teilte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter in Berlin mit. 

    US-Präsident Obama telefonierte am Freitag mit Merkel, dem britischen Premierminister David Cameron, Polens Premierminister Donald Tusk und Australiens Premierminister Tony Abbott, wie das Weiße Haus mitteilte. Alle fünf Politiker sprachen sich für eine schnelle internationale Untersuchung aus, um die Hintergründe des Absturzes zu klären. Großbritannien forderte die EU auf, ihre Haltung gegenüber Russland zu überprüfen. Darin sei sich Premierminister David Cameron mit seinem niederländischen Amtskollegen Mark Rutte einig, teilte die Regierung in London nach einem Telefonat der Regierungschefs mit. Die EU hatte ihre Sanktionen gegen Moskau kürzlich verschärft. Noch richten sie sich aber nicht gegen ganze russische Wirtschaftszweige. dpa/AZ

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