Der geständige Attentäter von Oslo, Anders Behring Breivik, ist am Freitag zum zweiten Mal verhört worden. Wie die norwegische Boulevardzeitung "Verdens Gang" berichtet, soll er im Verhör von weiteren, geplanten Anschlägen erzählt haben. Auf seiner "Liste" hätten demnach noch der norwegische Königspalast und der Sitz der regierenden Arbeiterpartei gestanden. Er habe jedoch "logistische Probleme" gehabt.
Für den Freitag vergangener Woche habe er aber allein die Angriffe auf den Regierungssitz in Oslo und das Jugendcamp der Arbeiterpartei auf der Insel Utöya vorgesehen, bei denen er 77 Menschen tötete. Der 32-Jährige habe Schwierigkeiten gehabt, außer der in Oslo gezündeten Bombe weitere Sprengsätze zu bauen.
In der Osloer Polizeizentrale verhörten die Ermittler zum zweiten Mal ausführlich den rechtsradikalen Attentäter Anders Behring Breivik. Der 32-Jährige wurde am Freitagmorgen unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen in einem gepanzerten schwarzen Jeep von der Haftanstalt Ila in die norwegische Hauptstadt gebracht.
Erstes Verhör: Mehr als 50 Seiten Text
Nach Angaben von Staatsanwalt Paal-Fredrik Hjort Kraby sollten dabei die Aufzeichnungen des ersten Verhörs, mehr als 50 Seiten Text, noch einmal durchgegangen werden. „Er muss sagen, ob er bei dem bleibt, was er gesagt hat“, sagte Hjort Kraby. „Es wird keine Konfrontation mit neuen Ermittlungsergebnissen geben.“
Das soll dann aber beim nächsten Verhör in der kommenden Woche passieren. Ein Datum für das Verhör nannte der Staatsanwalt nicht. Zunächst hatte es geheißen, Behring Breivik sollte bereits am Freitag zu Ermittlungsergebnissen der vergangenen Tage befragt werden.
Ein Gericht in Oslo benannte zwei Psychiater, die ein Gutachten über Behring Breivik anfertigen sollen. Die Psychiater sollten ihre Arbeit in einer Woche aufnehmen und bis zum 1. November abgeschlossen haben, sagte Staatsanwalt Hjort Kraby.
Erst dann werde feststehen, ob Behring Breivik für seine Taten vor Gericht verantwortlich gemacht werden könne. Behring Breivik hat gestanden, am vergangenen Freitag im Osloer Regierungsviertel eine Bombe gezündet und danach auf Teilnehmer eines Jugendlagers der regierenden Arbeiterpartei auf der Insel Utøya geschossen zu haben. Bei beiden Angriffen kamen laut Behörden mindestens 77 Menschen ums Leben. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden inzwischen alle Opfer identifiziert, die Familien würden derzeit informiert.
Bei einer Gedenkveranstaltung seiner Arbeiterpartei für die Opfer der beiden Anschläge bezeichnete Regierungschef Jens Stoltenberg die Anschläge als „Angriff auf unsere Demokratie“. Mit Blick auf das Massaker auf Utøya sagte Stoltenberg nach einer Gedenkminute: „Die Kugeln haben unsere Jugend, aber auch die gesamte Nation getroffen.“ Der Leiter der von dem Anschlag betroffenen Arbeiterjugend, Eskil Pedersen, sagte: „Wir werden unserer Toten nicht mit Trauer, sondern mit einem Lächeln gedenken.“
Mutter eines Opfers: "Die Antwort muss Liebe sein"
Zeitgleich wurde in der Stadt Nesodden das erste Opfer des Massakers von Utøya beigesetzt. Zur Beerdigung der im Alter von 18 Jahren getöteten Bano Rashid sollte auch Außenminister Jonas Gahr Støre erscheinen. Ihre Schwester überlebte den Angriff. Die Mutter der beiden Mädchen sagte Medienberichten zufolge vor der Beerdigung: „Die Antwort (auf den Anschlag) muss Liebe sein, nicht noch mehr Hass.“
Bano Rashid, die mit ihren kurdischen Eltern als Vierjährige aus dem Irak nach Norwegen kam, war in der Arbeiterpartei aktiv und stand als Kandidatin auf den Listen für die Kommunalwahlen Mitte September.
Anders Behring Breivik schoss auf Utøya mit Schnellfeuergewehr
„Bano hat die Idee der Demokratie verstanden und wusste, dass Norwegens Zukunft auch in ihren Händen lag“, meinte der Minister und erzählte herzzerreißend von den letzten Stunden, ehe der Attentäter mit seinem Schnellfeuergewehr und einer Pistole das friedliche Sommerlager in eine Hölle verwandelte. Bano war mit ihrem großen politischen Vorbild, Norwegens früherer Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland, zusammen.
Beide sprachen wenige Stunden vor dem Massaker auf Utøya ausführlich miteinander. Weil es auf der Insel nach viel Regen matschig war, lieh die 18-Jährige der berühmten 72-jährigen Politikerin ihre Gummistiefel.
„Wir denken, dass dieses Mädchen, das als Flüchtling nach Norwegen gekommen ist, so viel in sich hatte, dass sie einmal in Gros Fußstapfen hätte treten können“, sagte der Außenminister. Der fanatische Islamhasser Breivik sorgte dafür, dass daraus nichts werden kann. afp, dpa, AZ