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Ölkonzern: Gerhard Schröder leitet Aufsichtsrat bei Rosneft

Ölkonzern

Gerhard Schröder leitet Aufsichtsrat bei Rosneft

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    Gerhard Schröder, Ex-Bundeskanzler und Aufsichtsratschef bei der Gazprom-Tochter Nord Stream, ist jetzt auch Aufsichtsratchef bei Rosneft.
    Gerhard Schröder, Ex-Bundeskanzler und Aufsichtsratschef bei der Gazprom-Tochter Nord Stream, ist jetzt auch Aufsichtsratchef bei Rosneft. Foto: Jens Büttner, dpa

    Altbundeskanzler Gerhard Schröder ist zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates beim größten russischen Ölkonzern Rosneft gewählt worden. In dieser Funktion sehe er es als seine Aufgabe, Kompromisse zu suchen, wenn es unterschiedliche Interessen der Teilhaber geben sollte, sagte er am Freitag in St. Petersburg. Dort hatte ihn eine Aktionärsversammlung in den Aufsichtsrat gewählt.

    Schröder sagte vor Journalisten, er gehöre nicht zu den Verfechtern von Sanktionen gegen Russland. Wenn es Fortschritte zur Beilegung des Krieges in der Ostukraine gebe, sollten die Sanktionen gelockert werden, zitierte ihn die Agentur Interfax. Rosneft steht wegen des verdeckten russischen Militäreinsatzes in der

    Die Schröder-Connection in die russische Wirtschaft ist nicht neu. Schon kurz nach seiner Amtszeit als Kanzler (1998 bis 2005) stieg der heute 73-Jährige bei Gazprom ein. Nun hievt sein enger Freund Wladimir Putin, der russische Präsident, ihn in die Führung eines weiteren Energieriesen, der aber ein deutlich schlechteres Image hat. Wichtigster Einwand gegen Rosneft: Der Konzern steht auf der EU-Sanktionsliste wegen Russlands Übergriffen auf die Ukraine

    Gerhard Schröder und Putin verbindet enge Männerfreundschaft

    Damit startet eine weitere Episode einer langjährigen, engen Männerfreundschaft. Schon zu seiner Amtszeit verstand sich Schröder mit Putin so gut wie mit kaum einem anderen Staats- oder Regierungschef. Die politische Freundschaft wurde schnell zur privaten. Der Kremlchef lud die Schröders zur weihnachtlichen Schlittenfahrt nach Moskau ein, der Altkanzler feierte mit Putin Geburtstag in Hannover. Die guten Kontakte führten dazu, dass Schröder und seine damalige Frau Doris Schröder-Köpf zwei russische Kinder adoptierten.

    Verstehen sich auch privat sehr gut: Gerhard Schröder mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.
    Verstehen sich auch privat sehr gut: Gerhard Schröder mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Foto: Holger Hollemann, dpa (Archiv)

    Schröders Nähe zu Putins Russland hat dem Altkanzler von Anfang an auch viel Kritik eingebracht. Unvergessen ist seine Einstufung Putins als "lupenreinen Demokraten", die er noch als Kanzler vornahm. Zuletzt kritisierte er mitten im Wahlkampf die Stationierung von Bundeswehrsoldaten in Litauen nicht weit von der russischen Grenze entfernt - und stimmte in die Moskauer Nato-Schelte ein.

    Was der Kreml nun von dem immer noch gut vernetzten Schröder will, ist klar. Schon bei Nord Stream 1, der ersten Ostseepipeline von Gazprom, hatte er erfolgreich als Türöffner in Europa gewirkt. Nun soll er das auch für Rosneft tun. Russlands größter Ölkonzern hält bereits Anteile an drei deutschen Raffinerien und ist ein wichtiger Investor.

    Martin Schulz distanziert sich von Schröder

    Groß geworden ist Rosneft durch Igor Setschin, einen Mann mit dem wenig schmeichelhaften Beinamen eines "Darth Vader der russischen Wirtschaft" - nach der Figur aus "Krieg der Sterne". Der Weggefährte Putins sorgte dafür, dass 2004 die Trümmer von Michail Chodorkowskis zerschlagener Firma Yukos bei Rosneft landeten.

    Über Setschin und dessen Firma soll Schröder also nun Aufsicht führen. Für seine Partei wurde er deswegen schon im Wahlkampf zum Problemfall. Während Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) sich aus langjähriger Parteifreundschaft noch mit Kritik an ihm zurückhielt, distanzierte sich Kanzlerkandidat Martin Schulz deutlich. Und er stellte klar, dass ein Bundeskanzler außer Dienst "immer nur bedingt ein Privatmann" sei. Als Altkanzler genießt Schröder deswegen auch gewisse Privilegien. Der Staat bezahlt ihm ein Büro in Berlin, den Steuerzahler kostet das allein in diesem Jahr 561.000 Euro.

    Viel mehr ins Gewicht fallen die außenpolitischen Folgen. Schröder durchkreuzt mit seinen Rosneft-Ambitionen die EU-Sanktionspolitik gegen Russland. Die Regierung in Moskau freut sich darüber. Energieminister Alexander Nowak nannte den Einstieg Schröders bei dem Ölkonzern ein "bedeutsames Ereignis". dpa

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