Um den Widerstand gegen neue Windräder zu verringern, schlägt Wirtschaftsminister Peter Altmaier eine Abgabe an die Kommunen und vergünstigte Stromtarife für Anwohner vor. Das geht aus einem Eckpunktepapier des Bundeswirtschaftsministeriums hervor, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Zahlung der Windpark-Betreiber an die Kommunen soll demnach verpflichtend sein - ob sie zusätzlich noch den Bürgern vergünstigte Stromtarife anbieten, sollen sie selbst entscheiden dürfen.
Bis zu 20.000 Euro pro Jahr: Kommunen sollen von Pflicht-Abgabe profitieren
Widerstand von Anwohnern ist eines der großen Hindernisse für einen schnelleren Windkraft-Ausbau in Deutschland. Mit dem Klimapaket hatte die schwarz-rote Koalition daher beschlossen, dass die Kommunen finanziell profitieren sollen, wenn bei ihnen neue Anlagen entstehen. Ende des Jahres einigten sich Bund und Länder zusätzlich darauf, dass auch Bürger an den Erträgen der Windenergie beteiligt werden sollen.
Die Betreiber von Windparks sollen nach Altmaiers Vorschlag für neue Anlagen jedes Jahr eine verpflichtende Abgabe an die Gemeinde zahlen oder dies jedenfalls anbieten - und zwar mindestens 0,2 Cent pro Kilowattstunde. Je nach Standortgüte und Stromertrag rechnet das Ministerium mit einer Zahlung des Betreibers an die Kommune von rund 20.000 Euro pro Jahr - die Kommunen sollen damit machen dürfen, was sie wollen.
Diese Einnahme sei "geeignet, die Akzeptanz neuer Windenergieanlagen spürbar zu erhöhen und zukünftig auch weitere Flächen für die Nutzung von Windenergieanlagen zur Verfügung zu stellen", heißt es in dem Eckpunkte-Papier. Rechtliche Grundlage soll ein Schenkungsvertrag sein, die Übertragungsnetzbetreiber sollen das kontrollieren. Halten Windpark-Betreiber sich nicht an die Regeln, soll dies über eine Reduktion der Ökostrom-Förderung sanktioniert werden. Gezahlt werden muss so lange, wie auch Ökostrom-Förderung fließt.
Schwarz-rote Koalition streitet seit langem über Ökostrom-Ausbau
Wenn die Windpark-Betreiber wollen, sollen sie zudem selbst oder über Stromanbieter, etwa Stadtwerke, günstige Bürgerstromtarife anbieten können. Diese sollen höchstens 90 Prozent des örtlichen Grundversorger-Tarifs betragen, heißt es im Papier. Bürgerstromtarife erreichten in Umfragen "regelmäßig hohe Zustimmungswerte, so dass sie potenziell eine hohe Akzeptanzwirkung entfalten können" - Stromkunden könnten so 100 bis 200 Euro pro Jahr sparen. Wenn 80 oder mehr solcher vergünstigter Stromlieferverträge zustandekommen, soll sich die Mindest-Zahlung der Windpark-Betreiber an die Kommunen um die Hälfte reduzieren auf 0,1 Cent pro Kilowattstunde.
Das Papier des Wirtschaftsministeriums soll nun den Koalitionsfraktionen zur Verfügung gestellt werden. Basis der Vorschläge ist ein Gutachten, das ein Forschungskonsortium im Auftrag des Ministeriums erarbeitet hat.
Die schwarz-rote Koalition streitet seit langem darüber, wie der Ökostrom-Ausbau, insbesondere von Windrädern an Land, beschleunigt werden kann. Klagen, Proteste und lange Genehmigungsverfahren gelten als Hauptprobleme. Besonders umstritten sind die Details einer Regelung zum Mindestabstand von 1000 Metern zwischen Windrädern und Siedlungen - darum geht es in dem Eckpunkte-Papier nicht.
Bis 2030 soll der Ausbau von Windrädern in der Nord- und Ostsee steigen
Im Herbst hatte Altmaier (CDU) eine Aufgabenliste zur Stärkung des Ausbaus der Windenergie an Land vorgelegt, der ins Stocken geraten war. Am Ökostrom-Ausbau hängt die gesamte Energiepolitik der Bundesregierung. Ende 2022 soll das letzte Atomkraftwerk vom Netz gehen, derzeit wird zudem der Kohleausstieg bis spätestens 2038 organisiert. Bis 2030 soll der Ökostrom-Anteil von zuletzt mehr als 40 auf 65 Prozent klettern - bei steigendem Stromverbrauch.
Unterdessen haben sich Bundesregierung, Regulierungsbehörden, Küstenländer und Übertragungsnetzbetreiber dazu verpflichtet, bis 2030 den Ausbau von Windrädern in der Nord- und Ostsee auf eine Kapazität von bis zu 20 Gigawatt Leistung zu ermöglichen. Dies berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Ursprünglich waren 15 Gigawatt vorgesehen gewesen, die Bundesregierung hatte sich aber in ihrem Klimaschutzprogramm das Ziel von 20 Gigawatt gesetzt. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministerium bestätigte, dass es eine Einigung auf den Abschluss einer Offshore-Vereinbarung gebe. (dpa)
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