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Obama nutzt Tod bin Ladens im Wahlkampf

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Obama nutzt Tod bin Ladens im Wahlkampf

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    US-Präsident Barack Obama will keine Bilder des toten Bin Ladens veröffentlichen. Wer noch immer nicht vom Tod des Terroristenchefs überzeugt sei, werde auch nicht von Bildern umgestimmt, sagte er. dpa
    US-Präsident Barack Obama will keine Bilder des toten Bin Ladens veröffentlichen. Wer noch immer nicht vom Tod des Terroristenchefs überzeugt sei, werde auch nicht von Bildern umgestimmt, sagte er. dpa

    So töteten die Seals bin Laden

    Aus Regierungsquellen in Washington und US-Medien ergibt sich knapp eine Woche nach dem Militäreinsatz folgendes Bild:

    Im Schutz der Dunkelheit bringen mehrere Hubschrauber in der Nacht zum Montag 79 Elitesoldaten und einen Armeehund zu dem Anwesen in Abbottabad, in dem sich der meistgesuchte Terrorist der Welt versteckt. Die Helikopter fliegen tief, um nicht vom Radar der Pakistaner aufgespürt zu werden, die nicht über die Aktion informiert wurden. Offenbar sind auch neuartige Tarnkappen-Hubschrauber im Einsatz - zumindest deuten Experten zufolge später Trümmerteile eines bei der Aktion zerstörten Helikopters darauf hin.

    Zwei Hubschrauber mit zwei Dutzend Soldaten der Elitetruppe Navy Seals an Bord setzen direkt auf dem Gelände von Bin Ladens Anwesen auf, das durch meterhohe Mauern und Stacheldraht von der Außenwelt abgeschirmt ist. Einer der beiden Helikopter legt dabei wegen technischer Probleme eine Bruchlandung hin. Eine erste Gruppe des Sonderkommandos rückt auf ein kleineres Gästehaus vor und wird von einem Kurier Bin Ladens beschossen. Die Soldaten feuern zurück und töten den Kurier und seine Frau.

    Die anderen Kommandosoldaten stürmen das Haupthaus und durchkämmen es systematisch. Im Treppenhaus erschießen sie dem Nachrichtensender MSNBC zufolge den Bruder des Kuriers, der die Hand verdächtig hinter dem Rücken hält - sich aber als unbewaffnet herausstellt. Auch ein Sohn Bin Ladens wird nach US-Medienberichten erschossen, als er die Treppe hinunter auf die Soldaten zurennt. Auch er soll nicht bewaffnet gewesen sein.

    Im obersten Stockwerk stoßen die Navy Seals schließlich auf Bin Laden selbst, im Zimmer sollen eine Kalaschnikow und eine Pistole gelegen haben. Bin Laden greift angeblich nach einer Waffe, während seine Ehefrau auf die Soldaten zustürmt. Die Einheit schießt dem El-Kaida-Chef in den Kopf, einigen Berichten zufolge auch in die Brust. Seine Frau wird durch einen Beinschuss verletzt. Erste Angaben, wonach Bin Laden bewaffnet war und seine Frau als menschliches Schutzschild missbraucht hat, zieht das Weiße Haus wieder zurück.

    Mit Hilfe von Fotos wird Bin Laden, dem die CIA den Codenamen «Geronimo» gegeben hat, vorläufig identifiziert. US-Präsident Barack Obama, der die Kommandoaktion vom Weißen Haus aus in Echtzeit verfolgt, erhält die Nachricht «Geronimo EKIA» - Geronimo als Feind im Gefecht getötet. Der «New York Times» zufolge sagt Obama anschließend in die Stille hinein: «Wir haben ihn.»

    Während das Weiße Haus in seinen ersten Darstellungen den Eindruck eines längeren Feuergefechts erweckt, haben die Seals Bin Ladens Unterschlupf offenbar fast ohne Widerstand eingenommen. Die Soldaten setzen mehrere Frauen und Kinder fest und durchsuchen das Anwesen. Dabei finden sie neben Waffen und Ausrüstung einen wahren Datenschatz: Fünf Computer, zehn Festplatten und mehr als einhundert Speichermedien wie USB-Sticks oder Disketten, von denen sich die Geheimdienste wichtige Informationen für den nächsten Schlag gegen El Kaida versprechen.

    Bevor die Elitesoldaten nach 38 Minuten mit der Leiche Bin Ladens wieder in die Nacht entschwinden, zerstören sie den ausgefallenen Hubschrauber. Als alarmierte pakistanische Kampfflugzeuge kurz darauf in Abbottabad eintreffen, sind die Navy Seals bereits verschwunden. Um 23.35 Uhr Ortszeit am Sonntagabend tritt Obama in Washington vor die Kameras und erklärt den Staatsfeind Nummer eins für tot. Vor dem Weißen Haus in Washington und am Times Square in New York versammeln sich jubelnde US-Bürger.

    Bin Ladens Leiche, inzwischen per DNA-Test zu 99,9 Prozent identifiziert, wird auf den Flugzeugträger USS Carl Vinson gebracht, der im Indischen Ozean kreuzt. Nach einer islamischen Zeremonie lassen die Soldaten den toten Terroristen ins Meer gleiten.

    US-Präsident Barack Obama brüstet sich ein Jahr nach der gezielten Tötung Osama Bin Ladens Tod mit der Kommandoaktion. Der US-Präsident schlachtet das Thema im Wahlkampf aus.

    Ein Fotograf hielt die bangen Momente im "Situation Room" fest, auf einem Bild starrt der Präsident umringt von seinen engsten Beratern gebannt auf eine Videoleinwand. Obama ging mit der nächtlichen Kommandoaktion ein hohes Risiko ein. Ein Jahr später hofft er nun auf die politische Dividende - und brüstet sich im Wahlkampf mit der Tötung des meistgesuchten Terroristen.

    Demokraten gegen Republikaner - wie schmutzig wird der Wahlkampf?

    "Der Oberbefehlshaber erhält eine Chance, die richtige Entscheidung zu treffen", beginnt ein Internetvideo, das Obamas Wahlkampfteam vor wenigen Tagen veröffentlichte. Darin preist der frühere Präsident Bill Clinton die Courage seines Nachfolgers, unterlegt ist die Lobrede mit grünen Nachtsichtaufnahmen des Einsatzes und Fotos eines grübelnden Obama. "Er musste entscheiden. Und dafür ist ein Präsident angestellt", doziert Clinton.

    US-Militär - Maschinerie vor neuen Herausforderungen

    Die amerikanischen Streitkräfte heißen "United States Armed Forces".

    Das US-Militär besteht aus den vier Teilstreitkräften US Army, US Air Force, US Navy und US Marine Corps.

    Das US-Militär ist das bestausgerüstete und schlagkräftigste Militär der Welt.

    Die US-Armee hat etwa 1,5 Millionen aktive Soldaten und 1,1 Millionen Reservisten.

    Oberbefehlshaber über die US-Streitkräfte ist der US-Präsident. Die demokratische Kontrolle üben die zwei Kammern des Kongresses aus.

    Die USA geben jährlich etwa 900 Milliarden Dollar für ihr Militär aus.

    Die militärische Führung haben die Kommandeure der Unified Combatant Commands.

    Die höchste Mannstärke aller Zeiten hatte die US-Armee 1945 erreicht, als mehr als 12 Millionen Personen unter Waffen standen.

    Die USA waren an allen großen Kriegen des 20. Jahrhunderts beteiligt. Sogenannte asymmetrische Kampfformen (Bürgerkrieg, Guerilla, Taliban etc.) stellen die USA vor neue Herausforderungen.

    So taten und tun sich die USA schwer im Kampf gegen Länder wie Irak, Afghanistan und Co., wo sie auf keine regulären Streitkräfte treffen.

    Dann stellen die Macher des Videos die Gretchenfrage: Wie hätte Mitt Romney in dieser Situation gehandelt, der höchstwahrscheinlich für die Republikaner bei der Wahl am 6. November gegen Obama antreten wird? Die Antwort folgt in Form einer Aussage, mit der Romney vor vier Jahren in US-Medien zitiert wurde: "Es lohnt sich nicht, Himmel und Erde in Bewegung zu setzen und Milliarden von Dollar auszugeben, nur um eine Person zu fangen."

    Obama brüstet sich ein Jahr nach Bin Ladens Tod mit Kommandoaktion

    Obamas Wahlkämpfer wissen nur zu gut, dass Bin Laden für die Menschen in den USA mehr war als nur "eine Person". Im diffusen Krieg gegen den Terror nach den Anschlägen vom 11. September 2001 stellte der bärtige Al-Kaida-Anführer ein Feindbild aus Fleisch und Blut dar. Die Attacken des

    Das unbesiegte Afghanistan - Zehn Fakten

    Afghanistan heißt offiziell Islamische Republik Afghanistan.

    Afghanistan grenzt an den Iran, Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan, China und Pakistan.

    Die Amtssprachen sind Dari und Paschtu.

    Die Staatsform Afghanistans ist die "Islamische Republik".

    Das Land am Hindukush ist 652.230 Quadratkilometer groß und hat knapp 30 Millionen Bewohner.

    Die Währung ist der Afghani, der 100 Puls entspricht.

    Der Nationalfeiertag ist der 19. August (Unabhängigkeitstag).

    Das Internet-TLD Afghanistans ist .af, die Vorwahl +93.

    Afghanistan wurde längere Zeit von den Taliban beherrscht. Nach den Anschlägen vom 11. September griff eine Koaltion der Willigen das Land unter Führung der USA und ihrem Kampf gegen den Terror an.

    Erster Präsident nach den Taliban ist Hamid Karzai.

    Bushs Nachfolger Obama erledigte den Job. "Der Gerechtigkeit ist Genüge getan", sagte der Präsident, als er seinen Landsleuten die Nachricht vom Tod Bin Ladens überbrachte. Wenige Stunden zuvor hatten Hubschrauber etwa zwei Dutzend Soldaten der Eliteeinheit Navy Seals im Schutz der Dunkelheit zu Bin Ladens Anwesen in Abbottabad geflogen. Die Kämpfer stürmten das zweistöckige Haus und erschossen Bin Laden, der ganze Einsatz dauerte nur knapp 40 Minuten. Die Leiche des Al-Kaida-Chefs wurde auf einen im Arabischen Meer kreuzenden US-Flugzeugträger gebracht und auf See bestattet.

    US-Präsident schlachtet Thema im Wahlkampf aus

    Mit dem gewagten Einsatzbefehl konnte Obama die Vorwürfe der Republikaner entkräften, ihm fehle der nötige Mumm beim Schutz der nationalen Sicherheit. Vizepräsident Joe Biden fasste die Bilanz von Obamas erster Amtszeit kürzlich mit dem Slogan "Osama bin Laden ist tot, General Motors lebt" zusammen. Am Jahrestag von Bin Ladens Tötung am Mittwoch strahlt der TV-Sender NBC ein Interview aus, in dem der US-Präsident im "Situation Room" die Schlüsselmomente des Einsatzes vor den Augen des Wahlvolkes noch einmal Revue passieren lassen kann.

    Ein Jahr nach Bin Ladens Tod starte Obama eine weitere "Kommandoaktion", kommentierte das Online-Magazin "Politico": "Eine groß angelegte PR-Offensive, die darauf abzielt, mit dem Bin-Laden-Einsatz die Wiederwahlchancen des Präsidenten zu erhöhen. " Die Republikaner reagierten empört auf Obamas kalkulierten Umgang mit der Tötung des Terrorchefs. "Wir sind betrübt darüber, dass der Präsident der Vereinigten Staaten dieses Ereignis politisiert", erklärte Romneys Wahlkampfteam. "Das ziemt sich nicht für den Oberbefehlshaber."

    Wahlkampf in den USA - Obama will mit Osama punkten

    In den Umfragen bescheinigen die Wähler Obama hohe Kompetenz bei der nationalen Sicherheit - ein Thema, bei dem gewöhnlich die Republikaner punkten. "Der Tod Bin Ladens ist einer der Gründe dafür", sagt Thomas Mann von der renommierten Denkfabrik Brookings. Die Wahl werde Obama deswegen aber nicht gewinnen. Im November werde es vor allem um die lahmende Wirtschaft gehen. AZ/AFP

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