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Anschlag in Nizza: Deutsche Schülerinnen und Lehrerin sterben bei Anschlag von Nizza

Anschlag in Nizza

Deutsche Schülerinnen und Lehrerin sterben bei Anschlag von Nizza

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    Bei dem Anschlag in Nizza starben auch drei Menschen aus Deutschland.
    Bei dem Anschlag in Nizza starben auch drei Menschen aus Deutschland. Foto: Andreas Gebert (dpa)

    Das Bezirksamt von Berlin-Charlottenburg hat den Tod von zwei Schülern und einer Lehrerin beim Attentat von Nizza bestätigt. "Wir sind zutiefst bestürzt", erklärte Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann am Freitag.

    Aus der Mitteilung ging nicht hervor, ob es sich um Schülerinnen oder Schüler handelte. Allerdings war zuvor schon bekannt, dass zwei Schülerinnen und eine Lehrerin der Paula-Fürst-Schule in Berlin seit dem Anschlag vermisst wurden. Zum Zeitpunkt des Anschlags von Nizza befanden sich 28 Schülerinnen und Schüler der Paula-Fürst-Gemeinschaftsschule in der südfranzösischen Stadt. 

    Insgesamt hatten sich Klassen aus neun Berliner Schulen in Nizza aufgehalten. Außerdem waren auch zwei Schülergruppen aus Bayern in der Stadt: eine Gruppe von 24 Elftklässlern des Werdenfels-Gymnasiums in Garmisch-Partenkirchen und eine Gruppe von 16 Elftklässlern des Münchner Käthe-Kollwitz-Gymnasiums, jeweils mit zwei Lehrkräften. Diese anderen Schulen erklärten, dass ihre Schüler in Sicherheit seien.

    Beim Anschlag von Nizza sind auch zehn Kinder und Jugendliche getötet worden. Das sagte der Pariser Staatsanwalt François Molins, der die Ermittlungen zu der Attacke leitet, am Freitag vor Journalisten. Insgesamt habe es 84 Tote und 202 Verletzte gegeben. 52 der Verletzten würden nach wie vor in Lebensgefahr schweben. "Diese Bilanz ist selbstverständlich provisorisch", sagte Molins.

    Ausnahmezustand nach Anschlag in Nizza soll verlängert werden

    Am Freitagmorgen trat das für Sicherheit und Verteidigung zuständige Kabinett Frankreichs zusammen. Anschließend wollte Hollande mit Ministerpräsident Manuel Valls nach Nizza reisen. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelte. Der seit den Anschlägen vom 13. November geltende Ausnahmezustand, der am 26. Juli beendet werden sollte, solle um drei weitere Monate verlängert werden. Das Parlament werde darüber in der kommenden Woche entscheiden, so Hollande. "Wir müssen alles tun, um die Geißel des Terrorismus zu bekämpfen".

    Ganz Frankreich sei vom islamistischen Terrorismus bedroht. Deswegen sollten zusätzlich Soldaten und Reserven bei den Sicherheitskräften mobilisiert werden. Hollande kündigte eine Verstärkung der französischen Aktivitäten im Irak und in Syrien an. Dort beschießen französische Flugzeuge als Teil der internationalen Koalition Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

    Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte am Freitag, Deutschland stehe im Kampf gegen den Terrorismus an der Seite Frankreichs: "Und ich bin sehr überzeugt, dass trotz aller Schwierigkeiten wir diesen Kampf gewinnen werden." Bundespräsident Joachim Gauck kondolierte Hollande: "Der 14. Juli (...) steht für die Werte der französischen Revolution, die auch unsere Werte sind. Ein Angriff auf Frankreich ist deshalb ein Angriff auf die gesamte freie Welt", hieß es in einem Schreiben.

    Das ist der berühmte Urlaubsort Nizza

    Nizza ist ein weltberühmter Urlaubsort in Südfrankreich an der Côte d'Azur. Jedes Jahr reisen vier Millionen Menschen in die Stadt.

    Schon im 19. Jahrhundert zog es internationale Gäste nach Nizza. Die Strandpromenade Promenade des Anglais (Promenade der Engländer) wurde nach einem englischen Geistlichen und dessen Schwager benannt, die 1824 einen ersten einfachen Pfad anlegten, der im Laufe der Jahrzehnte immer breiter und prachtvoller wurde.

    Zur Zeit der Belle Epoque erreicht Nizza ihre Hoch-Zeit - Aristokraten und Privatiers aus aller Welt zieht es in die Stadt, angelockt vom milden Winter.

    Ab den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts lockt Nizza auch immer mehr Sommergäste an.

    Zwischen den Weltkriegen werden hunderte Häuser gebaut. Zahlreiche Künstler, Musiker und Schriftsteller zieht es in die Stadt. Luxushotels, Casinos und Paläste sprießen aus dem Boden.

    Heute lockt Nizza jedes Jahr rund vier Millionen Besucher an. Trotzdem liegt die Arbeitslosigkeit deutlich über dem Landesdurchschnitt.

    Mit ihren 342.000 Einwohnern ist Nizza nach Paris, Marseille, Lyon und Toulouse die fünftgrößte Stadt Frankreichs. Der Großraum Nizza-Côte d'Azur mit seinen 45 Gemeinden zählt mehr als 500.000 Einwohner.

    Frankreich wiederholt Ziel von Terror-Anschlägen

    Frankreich war zuletzt wiederholt Ziel von Anschlägen. Bei islamistischen Attentaten waren im vergangenen Jahr 149 Menschen gestorben, davon 130 bei der Pariser Terrorserie am 13. November 2015. Während der kürzlich zu Ende gegangenen Fußball-Europameisterschaft hatte ein Mann, der sich zum IS bekannte, nahe Paris einen Polizisten und dessen Partnerin umgebracht.

    Chronologie des Terrors in Frankreich

    7. Januar 2015: Beim Attentat auf das Satiremagazin «Charlie Hebdo» sterben in Paris zwölf Menschen. Zu dem Anschlag bekennt sich ein Ableger der Terrororganisation Al-Kaida. Ein dritter Täter erschießt eine Polizistin und nimmt in einem jüdischen Supermarkt Geiseln, von denen er vier erschießt, bevor er selbst von der Polizei getötet wird. Er hatte sich zuvor zur Terrormiliz IS bekannt.

    19. April: Nach der Ermordung einer Frau in Villejuif bei Paris wird ein Student festgenommen. Der 24-Jährige mit Kontakt nach Syrien soll mit einem Waffenarsenal aus Kalaschnikow-Sturmgewehren, Pistolen und Revolver Anschläge auf Kirchen geplant haben.

    26. Juni: Ein 35-jähriger Islamist wird überwältigt, als er in einem Industriegas-Werk in Saint-Quentin-Fallavier bei Lyon eine Explosion verursachen wollte. Er hatte zuvor seinen Arbeitgeber enthauptet und den Kopf mit zwei Islamistenflaggen auf den Fabrikzaun gesteckt.

    21. August: Ein 25-jähriger Islamist wird im Thalys-Schnellzug Brüssel-Paris bei einem Anschlagversuch mit einem Schnellfeuergewehr von Fahrgästen überwältigt. Zwei Zuginsassen werden verletzt.

    13. November: Bei einer koordinierten Anschlagsserie in Paris töten IS-Extremisten 130 Menschen. In der Konzerthalle «Bataclan» richten sie ein Massaker an, Bars und Restaurants werden beschossen, am Stade de France sprengen sich während des Fußball-Länderspiels Frankreich-Deutschland drei Selbstmordattentäter in die Luft.

    18. November: Bei einem Anti-Terror-Einsatz in Saint-Denis bei Paris nimmt die Polizei sieben mutmaßliche Komplizen der Attentäter fest. Drei weitere Verdächtige kommen ums Leben, wie sich später herausstellt - einer ist der gesuchte Abaaoud.

    7. Januar 2016: Am Jahrestag der Anschläge auf «Charlie Hebdo» schießen Polizisten vor einem Pariser Kommissariat einen Mann nieder. Er war mit einem Messer bewaffnet und trug die Attrappe einer Sprengstoffweste.

    24. März 2016: Ermittler nehmen einen 34-jährigen Franzosen fest und finden in einer von ihm angemieteten Wohnung im Pariser Vorort Argenteuil ein großes Waffenarsenal, unter anderem mit fünf Kalaschnikow-Sturmgewehren, einer Maschinenpistole und Sprengstoff. Nach Ansicht der Ermittler gehörte der Festgenommene zu einem Terrornetzwerk, das kurz vor einem schweren Anschlag stand.

    14. Juni 2016: Ein Mann ersticht in Magnanville im westlichen Umland von Paris einen Polizisten und verschanzt sich in dessen Haus, wo später auch die Lebensgefährtin des Opfers tot aufgefunden wird. Die Polizei stürmt das Gebäude und erschießt den Täter, der sich zuvor zum IS bekannt hatte. Vor dem Hintergrund der laufenden Fußball-EM hatten zahlreiche Behörden immer wieder vor der hohen Terrorgefahr in Frankreich gewarnt.

    14. Juli 2016: Bei einem Anschlag am französischen Nationalfeiertag sind in der Hafenstadt Nizza mindestens 80 Menschen getötet worden. Zahlreiche weitere wurden verletzt, als ein Lastwagen durch eine feiernde Menschenmenge raste. (dpa)

    Das Turnier fand unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt - ebenso wie die Feste zum Nationalfeiertag. Für die traditionelle Militärparade auf den Champs-Élysées in Paris waren rund 11 500 Sicherheitskräfte mobilisiert worden. Am Nationalfeiertag wird der Erstürmung des Pariser Bastille-Gefängnisses am 14. Juli 1789 gedacht, die als Beginn der Französischen Revolution gilt. drs, dpa

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