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Norwegen: Mindestens 80 Tote im Jugendlager von Utøya

Norwegen

Mindestens 80 Tote im Jugendlager von Utøya

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    Eine verletzte Frau wird am Strand der Insel Utaoya ärtzlich versorgt.
    Eine verletzte Frau wird am Strand der Insel Utaoya ärtzlich versorgt. Foto: Svein Gustav Wilhelmsen/afp

    Und es könnten noch weit mehr sein. Denn die Lage auf der Insel, auf der das Jugendlager der Arbeiterpartei von Norwegens Premierminster Jens Stoltenberg stattgefunden hatte, sei weiterhin unübersichtlich. Dort hatte ein Angreifer in Polizeiuniform am Freitagnachmittag das Feuer eröffnet und vermutlich mindestens 80 Menschen erschossen. Der 32-Jährige sei festgenommen worden und habe  wohl auch mit der Explosion in der Hauptstadt zu tun. Justizminister Knut Storberget sagte in Oslo, bei dem  Festgenommenen handele es sich um einen Norweger.

    Am Freitagnachmittag war zunächst eine Bombe im Osloer Regierungsviertel explodiert. Mindestens sieben Menschen wurden dabei getötet, wie die Polizei mitteilte. Mindestens zwei Menschen seien bei dem mutmaßlichen  Bombenanschlag in Oslo schwer verletzt worden, sagte ein  Polizeisprecher. Zuvor hatte die Polizei mitgeteilt, dutzende  Menschen würden mit Wunden behandelt. Im norwegischen Fernsehen  übertragene Bilder zeigten verwüstete Häuser, über denen teilweise  Rauch stand, die Fußwege waren zudem mit Glasscherben übersät.

    Auch am Büro von Regierungschef Jens Stoltenberg gingen Fenster  zu Bruch. Dieser befand sich zum Zeitpunkt der Explosion nicht in  seinem Büro. Am Samstag baten die Behörden darum, das Regierungsviertel vorerst nicht mehr zu betreten. Das  Viertel, in dem sich die Explosion ereignete, wurde abgesperrt.

    Ein Polizeisprecher sagte, vor der Explosion sei ein Auto mit  hoher Geschwindigkeit in dem Viertel gesichtet worden. Ob es sich  um eine Autobombe gehandelt haben könnte, wollte er zunächst nicht  sagen. Die Polizei rief die Bevölkerung dazu auf,  Menschenansammlungen zu meiden und sich nach Hause zu begeben. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes gab es zunächst keine Hinweise  darauf, dass Deutsche von den Vorfällen betroffen waren.

    Wohnung des mutmaßlichen Angreifers durchsucht

    Wie die Nachrichtenagentur NTB in der Nacht zum Samstag unter Berufung auf Polizeiangaben berichtete, sei auf der Insel Utøya Sprengstoff gefunden worden. Um was für eine Art Sprengstoff es sich handelte, wurde nicht mitgeteilt.

    In der Nacht zum Samstag durchsuchte die Polizei nach Medienberichten die Wohnung des festgenommenen Terrorverdächtigen. Der Einsatz in einem Haus im Osten der norwegischen Hauptstadt Oslo habe kurz vor Mitternacht begonnen, berichtete die Zeitung "VG" in ihrer Onlineausgabe. Der 32-Jährige war auf der Insel Utøya festgenommen worden, wo er das Feuer auf die Besucher eines Jugendcamps eröffnet und zahlreiche Menschen getötet haben soll.

    Die schwersten Angriffe seit Jahren

    Regierungschef  Stoltenberg hatte ursprünglich geplant, das Jugendcamp zu besuchen. Die  beiden Vorfälle waren die schwersten Angriffe seit Jahrzehnten in  Norwegen. Das Land ist mit 500 Soldaten am NATO-Einsatz in  Afghanistan beteiligt und hatte auch an der internationalen  Intervention in Libyen teilgenommen. In Oslo ist nun sehr viel Militär unterwegs, teilte Stoltenberg am Samstagmorgen mit. Es soll die Regierungsgebäude schützen.

    Die Angriffe wurden international verurteilt. Bundeskanzlerin  Angela Merkel (CDU) erklärte, sie habe "mit Entsetzen" von dem  mutmaßlichen Anschlag in Oslo erfahren. Sie sprach von einer  "menschenverachtenden Tat", deren Hintergründe noch unklar seien.  Merkel drückte den Familien der Opfer ihre "tiefe Anteilnahme" aus.  Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) riet zu erhöhter  Wachsamkeit in Deutschland. "Dennoch ergibt sich daraus für  Deutschland derzeit keine neue Lage", sagte er der "Passauer Neuen  Presse" vom Samstag.

    Auch EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy verurteilte die "feige"  Tat. NATO-Generalsekretär Fogh Anders Rasmussen sprach von  "abscheulichen Gewalttaten". US-Präsident Barack Obama rief  international zum Zusammenhalt im Kampf gegen den Terrorismus auf.

    Stoltenberg: "Niemand wird uns mit Bomben zum Schweigen bringen"

    Norwegens Regierungschef Jens  Stoltenberg demonstrierte nach dem mutmaßlichen Doppelattentat in seinem Land  Entschlossenheit demonstriert. "Die Antwort auf Gewalt ist mehr  Demokratie, mehr Menschlichkeit, aber nicht mehr Naivität", sagte  er am Freitagabend auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit  Justizminister Knut Storberget. Norwegen sei eine "kleine", aber  "stolze" Nation. "Niemand wird uns mit Bomben zum Schweigen  bringen. Niemand wird uns mit Kugeln zum Schweigen bringen",  ergänzte Stoltenberg, der sich zum Zeitpunkt der Bombenexplosion im  Osloer Regierungsviertel nicht in seinem Büro aufgehalten hatte. dpa/afp/AZ

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