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Nordrhein-Westfalen: Polizei nimmt mutmaßlichen IS-Terroristen fest

Nordrhein-Westfalen

Polizei nimmt mutmaßlichen IS-Terroristen fest

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    In Nordrhein-Westfalen ist ein mutmaßliches Mitglied der islamistischen Terrormiliz IS verhaftet worden. 
    In Nordrhein-Westfalen ist ein mutmaßliches Mitglied der islamistischen Terrormiliz IS verhaftet worden.  Foto: Boris Roessler/Symbolbild

    Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei in Nordrhein-Westfalen hat am Samstag einen 24-jährigen Mann wegen des Verdachts auf Mitgliedschaft bei der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) festgenommen. Wie der Generalbundesanwalt mitteilte, wurde zudem die Wohnung des Beschuldigten im nordrhein-westfälischen Dinslaken nördlich von Duisburg durchsucht. Hinweise auf mögliche konkrete Anschlagspläne oder -vorbereitungen des Beschuldigten gebe es jedoch nicht.

    US-Geheimdienst gab offenbar einen Hinweis

    Das ist die Organisation IS

    IS ist eine islamistische Organisation. Sie hat das Ziel, einen Islamischen Staat zu errichten. Dieses Kalifat soll die Länder Syrien und Irak, aber auch den Libanon, Israel und Jordanien miteinander vereinen.

    IS steht für Islamischer Staat. Gebräuchlich ist auch die Abkürzung ISIL, das steht für Islamischer Staat im Irak und in der Levante oder ISIS für Islamischer Staat im Irak und in Syrien.

    Ihr Ziel verfolgen die Anhänger der Organisation mit militärischen Mitteln und brutalster Gewalt, darunter Bombenattentate, Folter, und Hinrichtungen von Zivilisten.

    IS kämpft an vielen Fronten. Die Terrorgruppe geht bewaffnet gegen die Regierungen in Syrien und im Irak vor, führt Krieg gegen schiitische Gläubige und vermeintliche sunnitische Kollaborateure.

    Die IS hat ihre Wurzeln in der Widerstandsbewegung gegen die Besetzung des Iraks nach dem Irakkrieg 2003.

    Die Gruppe profitierte 2013 vom Machtkampf der von Schiiten dominierten Regierung in Bagdad mit Sunniten und beherrscht inzwischen weite Teile des Iraks.

    Im syrischen Bürgerkrieg hat Isis vor allem im Nordosten des Landes die Kontrolle erlangt. Dort griff die Gruppe kurdische Städte an und massakrierten Zivilisten.

    In den besetzten Gebieten verordnen die Dschihadisten der Bevölkerung strenge Regeln. So sollen Frauen die Häuser nur noch verlassen, wenn es unbedingt notwendig ist. Alkohol und Rauchen ist verboten, ebenso Veranstaltungen und freie Presse.

    Im April 2014 sagte sich IS von Al-Kaida los. Deren Führung habe sich von den Grundsätzen des "Heiligen Krieges" entfernt, hieß es.

    Wie viele Menschen sich IS angeschlossen haben, ist unklar. Schätzungen sprechen von bis zu 15.000 Kämpfern.

    Anführer der Bewegung ist seit Mai 2010 Abu Bakr al-Baghdadi. Die USA führt ihn als einen der meistgesuchten Terroristen der Welt.

    IS wirbt im Internet aktiv um Kämpfer aus Europa. «Isis macht eine sehr gute Öffentlichkeitsarbeit», sagte der EU-Koordinator für Terrorismusbekämpfung, Gilles de Kerchove. Die Islamisten hätten sogar Kameras auf ihre Kalaschnikows geschraubt, um ihre Operationen in Echtzeit im Internet zu übertragen.

    Finanziert wurde IS zu Beginn von saudischen und katarischen Gönnern. Mittlerweile hat die Organisation mit mafiösen Methoden eigene Einnahmequellen erzeugt, etwa mit dem Schmuggel von Öl.

    Der Beschuldigte sei "dringend verdächtig, sich der ausländischen terroristischen Vereinigung 'Islamischer Staat Irak und Großsyrien' angeschlossen zu haben", erklärte der Generalbundesanwalt. Die Festnahme sei "aufgrund eines Haftbefehls des Ermittlungsrichters des Bundesgerichtshofs" erfolgt. Nach Informationen der Zeitung "Bild am Sonntag" aus Berlin erfolgte die

    Der Verdächtige Nils D. soll laut Generalbundesanwalt im Oktober 2013 nach Syrien ausgereist sein, sich dort der Organisation "angeschlossen und zumindest bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland im November 2014 als Mitglied an dieser terroristischen Vereinigung beteiligt haben". Hinweise auf konkrete Anschlagspläne gebe es nicht. Ein Zusammenhang mit den jüngsten terroristischen Anschlägen in Frankreich bestehe nicht, hieß es in der Erklärung aus Karlsruhe weiter.

    Mutmaßlicher IS-Terrorist wird dem Ermittlungsrichter vorgeführt

    Der Beschuldigte werde am Sonntag dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt, wurde weiter mitgeteilt. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf habe bereits zu Beginn des Jahres ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der "Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat" gegen den Beschuldigten eingeleitet. Weitere Auskünfte wollte die Generalbundesanwaltschaft wegen der laufenden Ermittlungen nicht geben.

    Dinslaken-Lohberg, wo der Zugriff nach Angaben des NRW-Innenministeriums erfolgte, gilt als Hochburg der radikalen Islamisten-Szene in Nordrhein-Westfalen.

    Mehr als 550 Islamisten aus Deutschland kämpfen in Syrien

    Bundesweit sind bislang mehr als 550 Islamisten aus Deutschland in das Kampfgebiet nach Syrien und in den Irak ausgereist. Die Zahl steigt seit langem kontinuierlich. Etwa 180 sind wieder zurückgekehrt. Nur von einem kleinen Teil davon - etwa 30 - ist bekannt, dass sie aktiv am bewaffneten Konflikt beteiligt waren.

    Rund 60 Islamisten aus Deutschland sind laut Verfassungsschutz in Syrien und dem Irak gestorben. Mindestens 10 sprengten sich bei Selbstmordanschlägen in die Luft. Dies sind aber nur die bekannten Fälle.

    In den vergangenen Wochen und Monaten hatte es in Deutschland bereits mehrfach Festnahmen gegeben, sowohl mutmaßlicher Mitglieder von Terrormilizen in Syrien und im Irak als auch von Unterstützern. afp/dpa/AZ

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