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Nordrhein-Westfalen: Dramatische Szenen bei Räumung im Hambacher Forst

Nordrhein-Westfalen

Dramatische Szenen bei Räumung im Hambacher Forst

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    Umweltschützer demonstrieren weiter gegen die Abholzung des Hambacher Forstes.
    Umweltschützer demonstrieren weiter gegen die Abholzung des Hambacher Forstes. Foto: Henning Kaiser, dpa

    Demonstrationen von mehreren tausend Umweltschützern und ein spektakuläres Versteck von Braunkohlegegnern tief unter der Erde haben die Räumung des Hambacher Forstes nicht stoppen können. Die Polizei traf am Sonntag am vierten Tag der Räumaktion erneut auf Widerstand der Umweltaktivisten. Seit Samstag wurden nach Polizeiangaben Dutzende Braunkohlegegner vorübergehend festgenommen oder in Gewahrsam genommen. Viele kamen aber wieder auf freien Fuß.

    Die Einsatzkräfte haben seit Beginn der Maßnahmen 27 Baumhäuser (von rund 50) geräumt und 19 davon abgebaut, wie die Polizei Aachen am Sonntagabend mitteilte.

    Rund 100 Demonstranten zogen nach Angaben von dpa-Reportern zu der inzwischen vollständig geräumten Baumhaus-Siedlung "Oaktown". In einer weiteren Siedlung namens "Gallien" verstärkten die Demonstranten die Barrikaden der Waldbesetzer. Die Polizei berichtete am Abend, es sei "immer wieder zu Konfrontationen mit Polizeibeamten" gekommen. "Um die Störer von den teilweise bereits demontierten Baumhäusern fern zu halten und vor herabfallenden Bauteilen und Ästen zu schützen, setzten die Beamten auch hier körperliche Gewalt und Reizgas ein."

    Mindestens 4000 Menschen demonstrieren gegen Rodung im Hambacher Forst

    Tausende Umweltschützer aus zahlreichen Regionen demonstrierten am Sonntag gegen die geplante Rodung des uralten Waldes westlich von Köln und forderten einen schnellen Ausstieg aus der Kohleverstromung. Die Polizei sprach von mehr als 4000 Demonstranten, die verschiedenen Aktivistengruppen von 5000 bis zu 9000 Teilnehmern. Der Wald, in dem Einsatzkräfte weiter Baumhäuser der Umweltaktivisten räumten, wurde von der Polizei abgesperrt. Die Demonstranten liefen über Äcker und Wege am Rande des Forstes. Einige trugen junge Bäume mit sich, die sie in bereits gerodetem Gebiet anpflanzen wollten. 

    Der Energiekonzern RWE will im Herbst weite Teile des Hambacher Forstes abholzen, um weiter Braunkohle baggern zu können. Der Wald gilt als Symbol des Widerstands gegen die Kohle und die damit verbundene Klimabelastung. 

    Aktivisten verlassen einsturzgefährdeten Schacht

    Nach einem stundenlangen Einsatz drang die Grubenwehr Herne am frühen Sonntagmorgen zu zwei in einem selbstgebauten Schacht verschanzten Aktivisten vor. Die beiden Männer hätten den instabilen und einsturzgefährdeten Schacht schließlich nach einem Appell des Notarztes freiwillig verlassen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr Kerpen. 

    In dem elf Meter tiefen Schacht mit zwei Kammern sei eine lebensbedrohlich hohe Kohlenstoffdioxid-Konzentration gemessen worden. Rettungskräfte hatten seit Samstag Luft in den Schacht gepumpt. Beide Aktivisten wurden medizinisch versorgt. Sie hatten laut Feuerwehr drei Tage in den unterirdischen Kammern ausgeharrt und Vorräte bei sich gehabt.

    Die Polizei beendete am Samstag nach mehreren Stunden die Blockade von Baggern und zwei Förderbändern im Braunkohlekraftwerk Niederaußem in der Nähe des Hambacher Forstes. Der Betrieb des Kraftwerks wurde durch die Aktion der Braunkohlegegner zeitweise behindert. 

    Kohleausstieg: Muss der Hambacher Forst überhaupt noch gerodet werden?

    Die Polizei beendete am Samstag nach mehreren Stunden die Blockade von Baggern und zwei Förderbändern im Braunkohlekraftwerk Niederaußem in der Nähe des Hambacher Forstes. Der Betrieb des Kraftwerks wurde durch die Aktion der Braunkohlegegner zeitweise behindert.

    Der Einsatz im Hambacher Forst bringe die Polizei insgesamt "an die Grenzen ihrer Belastbarkeit", erklärte die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG). "Dabei schieben wir bereits Millionen Überstunden vor uns her", sagte der Landesvorsitzende Erich Rettinghaus. Andere polizeiliche Aufgaben müssen derzeit in allen Bereichen zwangsläufig vernachlässigt werden. Die Gewerkschaft warf den Umweltaktivisten vor, ihr eigenes Leben und das der Einsatzkräfte aufs Spiel zu setzen. Die Polizei kritisierte auch das "entwürdigende Verrichten der Notdurft" über den einschreitenden Polizisten.  

    Unterdessen richteten sich die Hoffnungen der Hambach-Aktivisten auf die Kohlekommission in Berlin. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte den sofortigen Stopp der Räumungsaktion. Die Landesregierung solle zunächst die Ergebnisse der Kohlekommission abwarten, die bis Ende des Jahres einen Pfad für den Ausstieg aus der Kohleverstromung festlegen soll, sagte Martin Kaiser, Greenpeace-Geschäftsführer und Mitglied der Kohlekommission, in Kerpen der Deutschen Presse-Agentur. "Vielleicht muss der Hambacher Forst dann gar nicht mehr gerodet werden." Offiziell hat die Kommission nach eigenen Angaben kein Mandat für den Wald. (dpa)

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