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Nordkorea: Tod von Kim Jong Il: Sorgfältig choreografierter Abschied

Nordkorea

Tod von Kim Jong Il: Sorgfältig choreografierter Abschied

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    Bedeckt mit der Fahne der kommunistischen Partei wird der Sarg des toten nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-Il durch de Straßen der Hauptstadt des verarmten Staates gefahren.
    Bedeckt mit der Fahne der kommunistischen Partei wird der Sarg des toten nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-Il durch de Straßen der Hauptstadt des verarmten Staates gefahren. Foto: dpa

    Nordkorea hat mit einer groß inszenierten Trauerfeier am Mittwoch Abschied von dem verstorbenen Machthaber Kim Jong Il genommen. Das Staatsfernsehen zeigte Bilder von zahlreichen weinenden Menschen am Rande des Trauerzuges. Nach offiziellen Angaben waren Hunderttausende Menschen zugegen.

    Die Trauernden säumten die schneebedeckten Straßen von Pjöngjang, einige von ihnen strampften mit den Füßen, als der Trauerzug mit dem Sarg Kim Jong Ils vorbeifuhr. Mittelpunkt der  sorgfältig choreografierten Zeremonie war Kims Sohn und designierter Nachfolger Kim Jong Un.

    Kim Jong Un mit einer Hand am Leichenwagen

    Mit einer Hand am Leichenwagen, die andere zum Gruß erhoben, führte er den Trauerzug an. Kim Jong Un trug einen langen, dunklen Mantel. Zum Abschluss der zweieinhalbstündigen Zeremonie wurde der langjährige Staatschef Kim Jong Il, der das Land wirtschaftlich an den Abgrund und mit seinem umstrittenen Atomprogramm in die internationale Isolierung geführt hat, mit 21 Salutschüssen geehrt.

    Seit dem Tod Kim Jong Ils am 17. Dezember wurde dessen jüngster Sohn vom Staatsfernsehen bereits als "oberster Führer" der Partei, des Staates und der Streitkräfte bezeichnet. Beobachter werten es als wahrscheinlich, dass er die Herrschaft der Familie über das Land in dritter Generation fortführen wird.

    Kim Jong Un festigt seine Macht

    Hinter Kim Jong Un ging während der Prozession durch die Hauptstadt Jang Song Thaek, Kim Jong Ils Schwager und stellvertretender Vorsitzender der mächtigen Nationalen Verteidigungskommission. Es wird erwartet, dass Jang eine bedeutende Rolle bei der Übergabe der Macht spielen wird. Ebenfalls Teil der Eskorte waren Militärchef Ri Yong Ho und der Minister der Streitkräfte, Kim Yong Chun. Ihre Anwesenheit weist darauf hin, dass sie wichtige Rollen einnehmen werden, während Kim Jong Un seine Macht festigt. Die beiden anderen Söhne des verstorbenen Machthabers, Kim Jong Nam und Kim Jong Chol, traten bei der Zeremonie am Mittwoch nicht öffentlich in Erscheinung.

    Ausgangspunkt und Ziel des Trauerzugs war der Gedenkpalast Kumsusan, in dem die Leiche Kim Jong Ils in den vergangenen Tagen aufgebahrt war, und in der auch die sterblichen Überreste von dessen Vater, dem nordkoreanischen Staatsgründer Kim Il Sung, konserviert sind. Von der Prozession selbst zeigte das Staatsfernsehen Bilder zahlreicher Menschen, die im Schnee standen, während der Leichenwagen mit einem in eine nordkoreanische Flagge gewickelten Sarg auf dem Dach an ihnen vorbeifuhr. Der Trauerzug wurde von einer Limousine mit einem großen Porträtfoto eines lächelnden Kim Jong Ils angeführt. Unter den Trauernden waren viele Soldaten.

    Soldat: "Die Menschen weinen Blut und Tränen"

    Kim Jong Il ist tot - Porträt des exzentrischen Machthabers von Nordkorea

    Mit seinen toupierten Haaren, den Plateauschuhen und seinen aus der Mode gekommenen Blouson-Anzügen wurde Kim Jong Il gern belächelt. Doch Nordkoreas Staatschef war ein ebenso geschickter wie rücksichtloser politischer Machtmensch, der trotz Hungersnöten in seinem Land im Luxus lebte und ein Atomprogramm entwickeln ließ. Am Samstag starb Kim Jong Il an einem Herzinfarkt. Erst zwei Tage später wurde die Nachricht vom Tod des «Großen Führers» über die Staatsmedien verbreitet.

    Seit mehreren Jahren bereits war es mit Kims Gesundheit bergab gegangen. Im Jahr 2008 erlitt er einen Schlaganfall, in dessen Folge seine linke Körperhälfte beeinträchtigt war. Außerdem hatte er berichten zufolge Nierenprobleme, Diabetes und Bluthochdruck. Genaues wusste kaum jemand: Kims Gesundheitszustand wurde wie ein Staatsgeheimnis behandelt.

    Beobachtern fiel jedoch auf, dass Kims Entscheidungen immer irrationaler erschienen, etwa der Angriff auf ein südkoreanisches Marineschiff im März 2010 im Grenzgebiet zu Südkorea, bei dem 46 Soldaten starben. Nordkorea wies jegliche Verantwortung von sich. Laut CIA-Chef Leon Panetta wollte Kim Jong Il mit solchen riskanten Aktionen die Glaubwürdigkeit seines Sohnes Kim Jong Un in militärischen Belangen unter Beweis stellen. Denn Kim baute seinen jungen Sohn, der 1983 oder 1984 geboren wurde, als Nachfolger auf.

    Kim selbst hatte einst seinen Vater an der Staatsspitze abgelöst. Als der Gründer Nordkoreas Kim Il Sung 1994 starb und der Sohn drei Jahre später offiziell seine Nachfolge antrat, wurde der Führerkult auf ihn übertragen. Um die «Große Sonne der Nation» ranken sich seitdem zahlreiche Mythen. So sollen nach offizieller Darstellung nach seiner Geburt am 16. Februar 1942 in einem anti-japanischen Camp auf dem Heiligen Berg Paekdu in Korea ein Stern und ein doppelter Regenbogen am Himmel erschienen sein. Nach Ansicht westlicher Experten wurde er dagegen in einem Ausbildungslager der sowjetischen Armee bei Chabarowsk in Sibirien geboren, von wo aus sein Vater den Kampf gegen die japanischen Besatzer Koreas führte.

    Unter Kim sollen Schätzungen zufolge zwischen 1996 und 1999 rund eine Millionen Nordkoreaner verhungert sein. Dennoch fand der Machthaber stets ausreichend Ressourcen, um das Atomprogramm seines Landes voranzutreiben und die Welt 2006 sogar mit Berichten über den ersten Atomwaffentest des Landes zu erschrecken. Notwendige wirtschaftliche Reformen lehnte Kim hingegen stets ab, um die Kontrolle über das Land nicht zu verlieren. Mit Propaganda, Personenkult und gefürchteten Arbeitslagern festigte er seine Macht.

    Auch Besucher des weitgehend abgeschotteten Landes und Flüchtlinge zeichneten ein weniger schmeichelhaftes Bild des Staatschefs: Er galt als Playboy mit Vorliebe für Schauspielerinnen und Tänzerinnen, französischen Cognac und westliche Filme - er soll eine Sammlung von 20.000 Hollywood-Filmen besessen haben. Der Öffentlichkeit war Kim weitgehend unbekannt. Am liebsten zeigte er sich bei Militärparaden und Besuchen in Schulen, Fabriken und Militärstützpunkten.

    Kim, der seine Mutter im Alter von neun Jahren verlor, wurde in der DDR zunächst als «Wirtschaftsexperte» ausgebildet, bevor er 1964 ins Zentralkomitee der Kommunistischen Partei in Pjöngjang aufgenommen wurde. Später wurde er Leiter der Propagandaabteilung. 1980 machte ihn sein Vater zur «Nummer Zwei» in der Partei.

    Zu Lebzeiten seines Vaters soll Kim Jong Il für diverse Anschläge verantwortlich gewesen sein. So soll er das Bombenattentat auf Südkoreaner 1983 im birmanischen Rangun geplant haben, bei dem 17 südkoreanische Regierungsmitglieder getötet wurden. Auch für den Anschlag auf ein südkoreanisches Verkehrsflugzeug 1987, bei dem 115 Menschen starben, wurde er verantwortlich gemacht.

    In welche Richtung sich Nordkorea nach Kims Tod bewegt, ist offen - zu unbekannt ist der junge Nachfolger Kim Jong Un. Der Verstorbene hinterlässt seinem Sohn vor allem eins: den ungelösten Streit um das Atomprogramm. afp

    "Die Menschen weinen Blut und Tränen", sagte ein Soldat dem Staatsfernsehen. Selbst der Himmel weine, hieß es bezüglich des über weite Teile des Tages anhaltenden Schneefalls. In einem auch auf Englisch verbreiteten Essay wurde Kim Jong Il am Mittwoch von der regierenden Arbeiterpartei für seine Leistungen gepriesen. Dank seiner Errungenschaften brauche sich das Land in dieser Zeit der Trauer keine Sorgen über das eigene Schicksal machen, hieß es.

    Kim Jong Il starb nach Angaben nordkoreanischer Medien im Alter von 69 Jahren an einem Herzinfarkt. Die Macht hatte er 1994 nach dem Tod seines Vaters übernommen und das Land seitdem mit eiserner Faust regiert. Auch für den Vater wurde damals eine pompöser Trauerzug durch Pjöngjang inszeniert.

    "Es gibt keine Alternative"

    Für Donnerstag war eine Gedenkfeier für Kim Jong Il geplant. Analysten gingen davon aus, dass dabei die Aufmerksamkeit des nordkoreanischen Volks Kim Jong Un gelten wird. "Die Botschaft wird deutlich sein: Kim Jong Un führt jetzt das Land und es gibt keine Alternative", sagte der Nordkorea-Experte an der staatlichen Korea National Defense University in Seoul, Kim Yeon Su. (dapd)

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