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Nordkorea: "Nummer zwei" hingerichtet: Kim Jong Un beseitigt seinen Onkel

Nordkorea

"Nummer zwei" hingerichtet: Kim Jong Un beseitigt seinen Onkel

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    Jang Song-thaek war der zweitmächtigste Mann Nordkoreas.  Kim Jong Un ließ seinen Onkel hinrichten.
    Jang Song-thaek war der zweitmächtigste Mann Nordkoreas. Kim Jong Un ließ seinen Onkel hinrichten. Foto: Rodong Sinmun

    Der entmachtete Onkel des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un ist nach offiziellen Angaben wegen Umsturzversuchen und anderer Vergehen hingerichtet worden. Jang Song Thaek sei am Donnerstag kurz nach einem  Militärprozess als "Verräter" hingerichtet worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Freitag. Kim Jong Un hatte seinen Onkel, öffentlichkeitswirksam entmachtet. Dieser galt als zweitwichtigster Mann im Staat.

    Onkel von Kim Jong Un wegen Umsturzplänen zum Tode verurteilt

    Jang sei am Donnerstag kurz nach einem Prozess vor einem militärischen Sondertribunal hingerichtet worden, berichtete KCNA. Vor Gericht habe er gestanden, einen Staatsstreich geplant zu haben. "Er hat sein wahres Gesicht als größter Verräter aller Zeiten gezeigt und gesagt, der Putsch habe auf den obersten Führer Kim Jong Un gezielt". Das Militärgericht habe Jang wegen Umsturzplänen zum Tode verurteilt. Das Urteil sei umgehend vollstreckt worden. Berichten zufolge mit einem Maschinengewehr.

    Jang habe das Ziel gehabt, "die oberste Macht unserer Partei und unseres Staates an sich zu reißen", schrieb KCNA. Er habe das Vertrauen Kim Jong Uns und von dessen Vater Kim Jong Il missbraucht. Die Agentur bezeichnete Jang als "verabscheuungswürdigen menschlichen Abschaum", "schlimmer als ein Hund".

    Kommunistische Führung hatte Entmachtung Jangs bestätigt

    Am Montag hatte die kommunistische Führung Nordkoreas die am 3. Dezember publik gewordene Entmachtung Jangs bestätigt. Der Spitzenfunktionär sei wegen "krimineller" Handlungen und "konterrevolutionärer" Umtriebe aus allen Ämtern entlassen worden, hatte KCNA gemeldet. Im Staatsfernsehen veröffentlichte undatierte Bilder zeigten, wie der in Ungnade gefallene Parteikader von Sicherheitskräften aus einer Gremiensitzung abgeführt wurde.

    Onkel soll dem Kapitalismus verfallen sein

    Nordkorea - Zehn Fakten zum kommunistisch besetzten Land

    Nordkorea heißt ausführlich Demokratische Volksrepublik Korea.

    Nordkorea ist einer der wenigen letzten stalinistischen Staaten.

    Hauptstadt von Nordkorea ist Pjönjang.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Korea aufgeteilt in eine US-amerikanische und sowjetische Besatzungszone.

    Der Korea-Krieg zwischen 1950 und 1953 zementierte die Spaltung zwischen dem Norden und Südkorea.

    Die drei bisherigen Staatsführer Nordkoreas heißen: Kim Il-Sung, Kim Jong-Il und Kim Jong-Un.

    Das Land hat etwa 24 Millionen Einwohner, die auf einer Fläche von 122.762 Quadratkilometern leben.

    Nordkorea grenzt an Südkorea, China und auf wenigen Kilometern Länge auch an Russland.

    Die Nordkoreaner sind traditionell Buddhisten und Konfuzianisten. Mittlerweile dürfte aber ein großer Teil durch den Stalinismus konfessionslos sein.

    Die Flagge des kommunistischen Landes ist blau, rot und weiß mit einem Roten Stern.

    Laut KCNA unterhielt Jang "unangemessene Beziehungen zu mehreren Frauen und ließ sich in den Hinterzimmern von Luxus-Restaurants verwöhnen". Der langjährige Führungskader sei "dem kapitalistischen  Lebensstil verfallen", "ideologisch verdorben und faul", und habe "Drogen konsumiert und Devisen in Kasinos verzockt, während er auf Kosten der Partei zur medizinischen Behandlung im Ausland war".

    Jang baute unerfahrenen Kim Jong Un auf

    Jang war mit Kim Jong Ils einflussreicher Schwester Kim Kyong Hui verheiratet. Er war unter anderem stellvertretender Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsausschusses und galt nach dem Tod von Kims Vater Kim Jong Il Ende 2011 als starker Mann und "Graue  Eminenz" im kommunistischen Staatsapparat. Seine Entmachtung bedeutete die größte Umwälzung in der nordkoreanischen Führung seit dem damaligen Führungswechsel.

    Die Kim-Dynastie in Nordkorea

    Seit fast 70 Jahren herrscht die Familie Kim über das international weitgehend isolierte Nordkorea.

    KIM IL SUNG: Der zum «Großen Führer» aufgestiegene Bauernsohn wurde 1912 geboren. Nach der Besetzung des Nordens von Korea durch sowjetische Truppen 1945 wurde Kim dort Stalins Mann. Als 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea ausgerufen wurde, ließ er sich zum Regierungschef ernennen. Er herrschte über den abgeschotteten Staat mit eiserner Hand bis zu seinem Tod 1994. Der bis heute gottgleich verehrte Kim Il Sung trägt den ihm vorbehaltenen Titel «Ewiger Präsident».

    KIM JONG IL: Sein Sohn wurde 1942 (oder 1941) in einem Ausbildungslager in der Sowjetunion geboren. Die Propaganda verlegte die Geburt in ein Widerstandscamp am mythischen Berg Paektu in Korea während der japanischen Besatzung. Der «Geliebte Führer» setzte den despotischen Kurs seines Vaters fort. In seine Herrschaftszeit fällt der vollständige Zusammenbruch der Wirtschaft mit Hungersnöten. 2008 erlitt er vermutlich einen Schlaganfall und war bis zu seinem Tod am 17. Dezember 2011 gesundheitlich angeschlagen.

    KIM JONG UN: Der jüngste seiner drei bekannten Söhne kam Anfang der 1980er Jahre zur Welt, das exakte Geburtsjahr ist umstritten. Er soll eine Schule in der Schweiz besucht haben. Kim Jong Il erhob ihn 2010 zum General. Ende 2011 wurde Kim Jong Un Oberbefehlshaber der Streitkräfte, im April 2012 auch Erster Vorsitzender der Zentralen Verteidigungskommission und damit laut Verfassung «Oberster Führer» des Landes.

    Jang war maßgeblich daran beteiligt gewesen, den jungen und politisch unerfahrenen Kim Jong Un zum Nachfolger von dessen Vater aufzubauen. Beobachter hatten gemutmaßt, dass Kim Jong Un zunächst  unter Jangs Aufsicht stehen würde. Kim Jong Un ist um die 30 Jahre  alt.

    Südkorea reagiert besorgt auf Hinrichtung von Kim-Onkel

    Mit Besorgnis hat sich die südkoreanische Regierung über die Hinrichtung des Onkels von Nordkoreas Machthaber King Jong Un geäußert. "Die Regierung ist zutiefst besorgt angesichts der jüngsten Entwicklungen in Nordkorea und beobachtet die Lage genau", erklärte das Vereinigungsministerium in Seoul am Freitag.

    Zuvor hatte die nordkoreanische Führung die Hinrichtung von Jang  Song Thaek verkündet. Dieser sei am Donnerstag nach einem  Militärprozess als "Verräter" hingerichtet worden, meldete die  staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Kim hatte seinen Onkel, der als  zweitwichtigster Mann im Staat galt, vor wenigen Tagen entmachtet. Jang wurde unter anderem ein Umsturzversuch vorgeworfen. AFP/ AZ

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