US-Präsident Donald Trump hat das geplante Gipfeltreffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un abgesagt und eine Fortsetzung seiner Politik des "maximalen Drucks" und der Sanktionen gegen Pjöngjang angekündigt. "Höchstgefährlich" oder "konsequent"? Die Pressestimmen zum geplatzten Gipfel:
"Viele Warnungen von Nordkorea-Experten hat US-Präsident Trump ignoriert. Zu groß war der Druck, den Washington auf Pjöngjang ausübte. So funktioniert Außenpolitik nicht - und das rächt sich jetzt." Tagesschau.de
"Trumps Erpressungspolitik gegen Nordkorea ist gescheitert" Handelsblatt
"Trump demütigt Kim mit der Gipfelabsage genau an dem Tag, an dem Nordkorea die Zerstörung seines Nuklearwaffen-Testzentrums zelebriert. Ein derart dilettantisches Vorgehen kann die ohnehin instabile Weltordnung erschüttern." Süddeutsche
"Es muss Lösungen geben, die für Kim akzeptabel sind und zugleich den Nachbarn Nordkoreas mehr Sicherheit bieten. Auf den Dialog kommt es an, wie sogar Trump in seiner Absage schreibt. Dabei weiß der US-Präsident genau, dass er ebendiesen Dialog verbaut, indem er Kim in die Position des Bittstellers bringt. " NOZ
"Besser kein Gipfel als ein politischer Scherbenhaufen. Die Absage des Gipfeltreffens mit Nordkoreas Herrscher Kim Jong Un durch Präsident Trump ist nicht unbedingt ein Verlust. Ein sofortiger Verzicht Nordkoreas auf Atomwaffen war ohnehin ein unrealistisches Ziel der Amerikaner." NZZ
"Für die Welt wäre ein Entspannungsprozess mit Nordkorea ein Segen gewesen. Daraus wird nun erst mal nichts - Trumps Angewohnheit wegen, seine Verhandlungspartner wie ein Bulldozer plattmachen zu wollen, wenn sie nicht nach seiner Pfeife tanzen. (...) Schafft man so die Basis für Annäherung und Vertrauen? Das konnte sich wohl nur einbilden, wer im Weißen Haus wie Rumpelstilzchen herumtanzt. " Badische Zeitung
" Was Trump da treibt, ist in höchstem Maße gefährlich." Reutlinger General-Anzeiger
"Wichtig wird jetzt das Verhalten der Chinesen und Russen sein. Wenn sie die Sanktionen gegen das Kim-Regime wieder lockern, gerät Trump unter enormen Druck. Dann würde er einen wichtigen Hebel in den Verhandlungen mit Kim verlieren und hätte gar nichts erreicht. Ihm bliebe nur noch zwei schlechte Lösungen: Nachgeben. Oder ein Militärschlag gegen das Regime - mit völlig unkalkulierbaren Folgen für ganz Asien und die Welt. Wäre Trump das zuzutrauen? Leider, ja." Spiegel Online
Trump und Nordkorea: "Trumps Absage des Gipfels erst einmal konsequent"
"Niemand konnte erwarten, dass Kim sein über viele Jahre entwickeltes Atomprogramm einfach so aus der Hand gibt, ohne nennenswerte Gegenleistung. Trump ging wohl trotzdem davon aus und stellte Maximalforderungen, statt zu verhandeln. Dass Kim unter Denuklearisierung allenfalls eine Stilllegung des Programms und zudem einen Abzug der US-Truppen aus Südkorea versteht, scheint dem US-Präsidenten erst jetzt aufgegangen zu sein. Das wäre allerdings kein Deal nach seinem Geschmack. Trump will nicht reden, er verlangt Kapitulation. " Münchner Merkur
"Nordkorea wird auf seine Atomwaffen so schnell nicht verzichten. Das aber wollte die US-Regierung. Daher ist Trumps Absage des Gipfels erst einmal konsequent." Zeit.de
"Diese Absage ist ein neuer Tiefpunkt auf der nach unten offenen Richterskala für Trump’sche Absurditäten. Der US-Präsident lässt das Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un per Brief platzen, bringt aber Worte zu Papier, die fast so etwas wie Zärtlichkeit durchscheinen lassen: „Ich habe gespürt, dass ein wunderbarer Dialog zwischen Ihnen und mir zustande kommt.“ So viel zu den skurrilen Aspekten der Angelegenheit. Der Rest ist fahrlässig und gefährlich." Augsburger Allgemeine
"Die Möglichkeit, dass das historische Treffen an den sehr gegensätzlichen Vorstellungen beider Seiten scheitern könnte, war zuletzt immer greifbarer geworden: Kim mag zu Konzessionen bereit sein, aber die Bombe wird er unbedingt behalten wollen. Die große Frage ist jetzt, ob das Verhältnis zwischen Pjöngjang und Washington wieder in den aggressiven Modus zurückfällt - oder ob ein neuer Anlauf für einen Gipfel gelingt." Rheinische Post
"Die Vereinigten Staaten haben sich damit als unzuverlässiger Partner erwiesen, der aus kurzfristigen Erwägungen ein langfristiges Abkommen aufkündigt. Auch hier ging es um die Interessen einer angehenden Atommacht. Es ist eben keine Strategie, gegen aggressive Diktatoren auf Macht und Härte zu setzen, sie dann aber nicht anzuwenden. Niemand kann sich wünschen, dass die USA das tun. Letztlich aber treibt Trump mit seiner Politik die Isolierung seines Landes bei Freund und Feind weiter voran." Bonner General-Anzeiger
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