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Nordkorea: Kim Jong-Un versetzt Grenztruppen in "Kriegszustand"

Nordkorea

Kim Jong-Un versetzt Grenztruppen in "Kriegszustand"

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    Nordkoreas Diktator Kim Jong Un hat die Truppen an der Grenze zu Südkorea in Gefechtsbereitschaft versetzt.
    Nordkoreas Diktator Kim Jong Un hat die Truppen an der Grenze zu Südkorea in Gefechtsbereitschaft versetzt. Foto: Archivbild, Kcna (dpa)

    Der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen Nordkorea und Südkorea ist erneut eskaliert. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-Un versetzte die Grenztruppen des kommunistischen Landes in Gefechtsbereitschaft, wie die amtliche Nachrichtenagentur KCNA am Freitag berichtete. Zuvor hatten sich beide Seiten an der gemeinsamen Grenze beschossen.

    Auslöser ist eine Landminen-Explosion

    Auslöser war die Explosion einer Landmine im Grenzgebiet, für die Seoul den Norden verantwortlich macht. Kim habe den Oberbefehlshaber der Koreanischen Volksarmee angewiesen, die Grenztruppen sollten "in einen Kriegszustand eintreten, um vollauf gefechtsbereit für Überraschungseinsätze zu sein", berichtete KCNA. Ab Freitag um 17.00 Uhr Ortszeit (10.30 Uhr MESZ) sollten sie im "

    Nordkorea hatte in der Vergangenheit wiederholt ähnliche Drohungen formuliert. Zuletzt hatte Kim 2013 erklärt, sein Land befinde sich im "Kriegszustand" mit dem Süden. Formal befinden sich Südkorea und Nordkorea ohnehin noch im Kriegszustand, weil nach dem Koreakrieg der Jahre 1950 bis 1953 kein Friedensvertrag geschlossen wurde.

    "Wir haben das schon mehrfach erlebt, aber das bedeutet nicht, dass es nicht gefährlich ist", kommentierte der Nordkorea-Experte der Korea Universität in Seoul, Yoo Ho Yeol, die neueste Entwicklung. Es gebe "eine echte Möglichkeit, dass diese Konfrontation zu irgendeiner Art bewaffneten Zusammenstoß führt".

    Nordkoreas Drohungen

    25. August 2016: "Nordkorea hat sich damit «n die erste Reihe der Militärmächte eingefügt, die die volle Fähigkeit für einen Atomangriff haben." (Kim Jong Un laut Staatsmedien)

    31. März 2013: «Die Atomstreitmacht der Volksrepublik stellt das Leben der Nation dar.» Das Atomwaffenarsenal solle erweitert werden, «solange die Imperialisten und Nukleardrohungen auf der Welt existieren». (Kim Jong Un laut Staatsmedien)

    30. März 2013: «Von diesem Moment an werden die Nord-Süd-Beziehungen in einen Kriegszustand versetzt und alle Angelegenheiten zwischen beiden werden gemäß den Vorschriften für Kriegszeiten erledigt.» (Regierungserklärung)

    29. März 2013: «Es ist angesichts der bestehenden Lage an der Zeit, eine Rechnung mit den US-Imperialisten zu begleichen.» (Machthaber Kim Jong Un laut Staatsmedien)

    27. März 2013: «In der Situation, in der jeden Moment ein Krieg ausbrechen kann, ist die Nord-Süd-Kommunikation nicht mehr nötig.» (Delegationsleiter für die Militärgespräche mit Südkorea kündigt Kappung der militärischen Telefonleitung zum Süden an.)

    7. März 2013: «Weil die USA einen Atomkrieg entfachen wollen, werden wir unser Recht auf einen nuklearen Präventivschlag gegen das Hauptquartier der Aggressoren wahrnehmen.» (Ein Sprecher des Außenministeriums)

    5. März 2013: «Wenn die Übungen nach dem 11. März in ihre Hauptphase treten, wird der Waffenstillstandsvertrag, der nur dem Namen nach bestanden hat, beendet sein.» (Reaktion der Streitkräfte auf südkoreanisch-amerikanische Militärübungen)

    23. April 2012: «Sie (die Truppen) werden die rattenähnliche Gruppe und die Stützpunkte der Provokationen in drei bis vier Minuten in Asche legen.» (Nordkoreas Streitkräfte drohen mit «Spezialaktionen» gegen die südkoreanische Hauptstadt Seoul.)

    23. März 2011: «Unserer Truppen sind bereit, jederzeit auf die Festen der psychologischen Kriegsführung zu zielen und zu schießen und in reale Kampfaktionen überzugehen, wenn wir das wollen.» (Warnung eines Befehlshabers der Streitkräfte gegen anti-nordkoreanische Flugblattaktionen aus Südkorea)

    23. Dezember 2010: «Die revolutionären Streitkräfte der Volksrepublik (Nordkorea) werden vollständig vorbereitet sein, nötigenfalls zu jeder Zeit einen Heiligen Krieg der Gerechtigkeit im koreanischen Stil auf der Basis der atomaren Abschreckung zu starten.» (Minister der Streitkräfte, Kim Yong Chun) (Quelle: dpa)

    Der Generalstab der südkoreanischen Armee warnte den Norden nach der jüngsten Drohung vor "unbesonnenen Akten" und drohte seinerseits, Provokationen hätten eine starke Reaktion zur Folge.

    Nordkorea droht mit Ultimatum

    Die südkoreanischen Truppen sind bereits im Alarmzustand, nachdem die nordkoreanische Armee am Donnerstag ein Ultimatum gestellt hatte: Wenn der Süden nicht binnen 48 Stunden seine Propagandakampagne mit extrem lauten Lautsprechern beende, müsse er mit einer militärischen Aktion rechnen, drohte das nordkoreanische Militär. Das südkoreanische Verteidigungsministerium wies die Forderung zurück. Die Frist sollte am Samstag um 17.00 Uhr Ortszeit (10.30 Uhr MESZ) auslaufen.

    Die erste derartige Propagandaaktion seit elf Jahren war eine Reaktion auf eine Landminenexplosion Anfang August, bei der an der gemeinsamen Grenze zwei südkoreanische Soldaten schwer verletzt worden waren. Seoul warf dem Norden vor, die Mine platziert zu haben. Dieser weist jedoch jegliche Verwicklung zurück.

    Am Donnerstag schließlich feuerte die südkoreanische Armee nach eigenen Angaben dutzende Artilleriegeschosse in Richtung Norden, nachdem dieser Artilleriegeschosse in Richtung der Lautsprecher gefeuert habe. Fast alle Geschosse beider Seite landeten in der entmilitarisierten Zone, einer vier Kilometer breiten Pufferzone zwischen Nordkorea und Südkorea.

    Direkte Schusswechsel zwischen den Grenztruppen beider Länder sind extrem selten. Nordkoreas bislang letzte direkter Angriff auf den Süden ereignete sich im Dezember 2010: Bei dem Bombardement der südkoreanischen Insel Yeonpyeong wurden zwei Soldaten und zwei Zivilisten getötet.

    US-Armee-Manöver verstärkt Spannungen

    Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel werden derzeit auch durch das jährliche gemeinsame Manöver der südkoreanischen und der US-Armee verstärkt. Wie am Donnerstag in New York mitgeteilt wurde, beantragte Nordkorea am Mittwoch beim UN-Sicherheitsrat, über die Militärübung zu diskutieren. Anderenfalls verstoße das Gremium gegen seinen Auftrag, sich international für Frieden und Sicherheit einzusetzen.

    Das südkoreanische Vereinigungsministerium kündigte am Freitag an, den Zugang zu dem gemeinsam mit Nordkorea betriebenen Industriekomplex Kaesong einzuschränken. Nur Südkoreaner mit direkten Geschäftsinteressen in

    Kaesong ist für den kommunistischen Norden eine wichtige Devisenquelle. Der eingeschränkte Zugang dürfte von Pjöngjang als Drohung verstanden werden, den Komplex bei einer militärischen Eskalation im Grenzgebiet dicht zu machen.

    Die UNO und die USA äußerten sich besorgt über die Zuspitzung des Konflikts. Das US-Außenministerium warnte Nordkorea vor Provokationen und bekannte sich zu seiner Partnerschaft mit Südkorea. afp

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