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Nordkorea: Kim Jong Un ist wieder da: Doch sind die Bilder wirklich aktuell?

Nordkorea

Kim Jong Un ist wieder da: Doch sind die Bilder wirklich aktuell?

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    Sind diese Bilder aktuell? Kim Jong Un mit Krückstock.
    Sind diese Bilder aktuell? Kim Jong Un mit Krückstock. Foto: Rodong Sinmun, AFP

    Alleinherrscher zu sein, hat viele Vorteile. Einer davon: Man muss keine lästigen Fragen beantworten. Wenn man zum Beispiel plötzlich von der Bildfläche verschwindet und erst nach über einem Monat ebenso plötzlich wieder auftaucht. Wochenlang hatte die Welt gerätselt, wo der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un stecken könnte. Nun ist er wieder da und gibt bereits neue Rätsel auf.

    Aber der Reihe nach: Am 3. September sendet das Propaganda-Fernsehen Bilder des Machthabers. Es gehört zu den üblichen Ritualen, den Herrscher zu zeigen, wie er auf irgendwelche Dinge zeigt und in seinem Land nach dem Rechten schaut. Unüblich ist allerdings, dass sich kurz darauf sich die Spur des bizarren Despoten im Nichts verliert.

    Nach 40 Tagen ist Kim Jong Un wieder im Staatsfernsehen zu sehen

    Die Kim-Dynastie in Nordkorea

    Seit fast 70 Jahren herrscht die Familie Kim über das international weitgehend isolierte Nordkorea.

    KIM IL SUNG: Der zum «Großen Führer» aufgestiegene Bauernsohn wurde 1912 geboren. Nach der Besetzung des Nordens von Korea durch sowjetische Truppen 1945 wurde Kim dort Stalins Mann. Als 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea ausgerufen wurde, ließ er sich zum Regierungschef ernennen. Er herrschte über den abgeschotteten Staat mit eiserner Hand bis zu seinem Tod 1994. Der bis heute gottgleich verehrte Kim Il Sung trägt den ihm vorbehaltenen Titel «Ewiger Präsident».

    KIM JONG IL: Sein Sohn wurde 1942 (oder 1941) in einem Ausbildungslager in der Sowjetunion geboren. Die Propaganda verlegte die Geburt in ein Widerstandscamp am mythischen Berg Paektu in Korea während der japanischen Besatzung. Der «Geliebte Führer» setzte den despotischen Kurs seines Vaters fort. In seine Herrschaftszeit fällt der vollständige Zusammenbruch der Wirtschaft mit Hungersnöten. 2008 erlitt er vermutlich einen Schlaganfall und war bis zu seinem Tod am 17. Dezember 2011 gesundheitlich angeschlagen.

    KIM JONG UN: Der jüngste seiner drei bekannten Söhne kam Anfang der 1980er Jahre zur Welt, das exakte Geburtsjahr ist umstritten. Er soll eine Schule in der Schweiz besucht haben. Kim Jong Il erhob ihn 2010 zum General. Ende 2011 wurde Kim Jong Un Oberbefehlshaber der Streitkräfte, im April 2012 auch Erster Vorsitzender der Zentralen Verteidigungskommission und damit laut Verfassung «Oberster Führer» des Landes.

    Kein Lebenszeichen. Dafür jede Menge Gerüchte und Verschwörungstheorien. Wurde der Diktator von der eigenen Familie gestürzt? Ist er krank? Die Welt ist in Sorge. Schließlich bastelt Nordkorea angeblich an der Atombombe und keiner weiß so recht, wer den Schalter in die Hand bekommt, wenn der Enkel des Staatsgründers tatsächlich nicht mehr auftaucht.

    40 lange Tage vergehen, dann ist Kim wieder da. Als wäre nie etwas gewesen, zeigt ihn das Staatsfernsehen im Kreise einer beachtlichen Zahl von eifrig nickenden Uniformträgern. Kim scheint gut gelaunt zu sein. Er besichtigt schmucke Plattenbauten in menschenleeren Straßen und ein Hallenbad. Und er diktiert seinen Untertanen wichtige Dinge in die schnell gezückten Schreibblöcke.

    Kim Jong Un: Warum hinkt der Diktator?

    Natürlich traut sich keiner zu fragen, wo Kim die ganze Zeit gewesen ist. Denn wer in Nordkorea unangenehme Fragen stellt, kann ganz schnell selbst verschwinden – ohne sich von seinen Angehörigen verabschiedet zu haben. Sogar seinen eigenen Onkel ließ Kim im vergangenen Jahr hinrichten.

    Und so wird also auch der schwarze Krückstock, auf den sich der Machthaber bei seinem Comeback stützt, vorsichtshalber nicht thematisiert. Nur: Warum hinkt der junge Diktator? Kim ist wahrscheinlich Anfang 30 – ganz sicher weiß das ja keiner. Da braucht man normalerweise keine Gehhilfe. Doch schon vor seinem Verschwinden lief er etwas unrund und zog das rechte Bein nach.

    Der Fall Kim Jong Un bleibt mysteriös

    Aus dem Umfeld der nordkoreanischen Armee heißt es, Kim habe an einem Manöver der Truppen teilgenommen und sich dabei verletzt. Ein Insider verrät, der übergewichtige Herrscher habe sich einen Bänderriss zugezogen.

    Mysteriös bleibt der Fall Kim in jedem Fall: Denn niemand kann mit Gewissheit sagen, ob die „neuen“ Bilder des Diktators wirklich aktuell sind oder aus dem Archiv stammen.

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