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Nordkorea: Kim Jong Un holt 53.000 Arbeiter aus Industriepark

Nordkorea

Kim Jong Un holt 53.000 Arbeiter aus Industriepark

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    Der innerkoreanischen Industriepark in Kaesong.
    Der innerkoreanischen Industriepark in Kaesong. Foto: Yonhap, epa, dpa

    In der Krise auf der koreanischen Halbinsel gibt Nordkorea trotz Kritik keine Ruhe: Nach militärischen Drohungen kündigte Pjöngjang heute den Abzug seiner 53.000 Arbeiter aus der mit Südkorea betriebenen  Sonderwirtschaftszone Kaesong an. Der Komplex soll vorübergehend geschlossen werden. Die Aktion kann als Reaktion auf den Rüffel aus Russland und China gesehen werden. Die beiden Staaten stehen Nordkorea sonst freundlich gegenüber.

    Der ranghohe Beamte der nordkoreanischen Regierungspartei, Kim Yang Gon, machte "militärische Kriegstreiber", die die "Würde" des  Nordens verletzt hätten, für die Entscheidung Kaesong zu schließen verantwortlich. Pjöngjang werde prüfen, ob ein Weiterbetrieb genehmigt werde. Es hänge allein von Seoul ab, wie sich die Lage weiter entwickle.

    Hunderte Südkoreaner blieben zunächst freiwillig in der Sonderwirtschaftszone Kaesong

    Im Zuge der angespannten Lage in der Region hatte Nordkorea  südkoreanischen Arbeitern zuletzt die Einreise in die von beiden  Staaten betriebene Sonderwirtschaftszone untersagt, die Ausreise hingegen erlaubt. Hunderte Südkoreaner blieben zunächst freiwillig  in der in Nordkorea liegenden Zone, um die Geschäfte am Laufen zu  halten.

    Nordkoreas Drohungen

    25. August 2016: "Nordkorea hat sich damit «n die erste Reihe der Militärmächte eingefügt, die die volle Fähigkeit für einen Atomangriff haben." (Kim Jong Un laut Staatsmedien)

    31. März 2013: «Die Atomstreitmacht der Volksrepublik stellt das Leben der Nation dar.» Das Atomwaffenarsenal solle erweitert werden, «solange die Imperialisten und Nukleardrohungen auf der Welt existieren». (Kim Jong Un laut Staatsmedien)

    30. März 2013: «Von diesem Moment an werden die Nord-Süd-Beziehungen in einen Kriegszustand versetzt und alle Angelegenheiten zwischen beiden werden gemäß den Vorschriften für Kriegszeiten erledigt.» (Regierungserklärung)

    29. März 2013: «Es ist angesichts der bestehenden Lage an der Zeit, eine Rechnung mit den US-Imperialisten zu begleichen.» (Machthaber Kim Jong Un laut Staatsmedien)

    27. März 2013: «In der Situation, in der jeden Moment ein Krieg ausbrechen kann, ist die Nord-Süd-Kommunikation nicht mehr nötig.» (Delegationsleiter für die Militärgespräche mit Südkorea kündigt Kappung der militärischen Telefonleitung zum Süden an.)

    7. März 2013: «Weil die USA einen Atomkrieg entfachen wollen, werden wir unser Recht auf einen nuklearen Präventivschlag gegen das Hauptquartier der Aggressoren wahrnehmen.» (Ein Sprecher des Außenministeriums)

    5. März 2013: «Wenn die Übungen nach dem 11. März in ihre Hauptphase treten, wird der Waffenstillstandsvertrag, der nur dem Namen nach bestanden hat, beendet sein.» (Reaktion der Streitkräfte auf südkoreanisch-amerikanische Militärübungen)

    23. April 2012: «Sie (die Truppen) werden die rattenähnliche Gruppe und die Stützpunkte der Provokationen in drei bis vier Minuten in Asche legen.» (Nordkoreas Streitkräfte drohen mit «Spezialaktionen» gegen die südkoreanische Hauptstadt Seoul.)

    23. März 2011: «Unserer Truppen sind bereit, jederzeit auf die Festen der psychologischen Kriegsführung zu zielen und zu schießen und in reale Kampfaktionen überzugehen, wenn wir das wollen.» (Warnung eines Befehlshabers der Streitkräfte gegen anti-nordkoreanische Flugblattaktionen aus Südkorea)

    23. Dezember 2010: «Die revolutionären Streitkräfte der Volksrepublik (Nordkorea) werden vollständig vorbereitet sein, nötigenfalls zu jeder Zeit einen Heiligen Krieg der Gerechtigkeit im koreanischen Stil auf der Basis der atomaren Abschreckung zu starten.» (Minister der Streitkräfte, Kim Yong Chun) (Quelle: dpa)

    Das südkoreanische Wiedervereinigungsministerium bezeichnete den  Stopp des Betriebs am Montag als "unverantwortlich". Nordkorea  werde für alle Konsequenzen zur Verantwortung gezogen. Kurz vor der  Entscheidung aus Pjöngjang hatte Südkoreas Finanzminister das  Einreiseverbot für Südkoreaner als "lächerlich" bezeichnet.

    Zehntausende Nordkoreaner  sind von den Einnahmen des Industrieparks abhängig

    Experten äußerten indes Zweifel daran, dass Nordkorea an einer  dauerhaften Schließung des Komplexes festhalte. Die Sonderwirtschaftszone gilt nicht nur als Symbol der innerkoreanischen Zusammenarbeit, sondern auch als ein wichtiger Devisenbringer für den Norden. Zehntausende Nordkoreaner  sind von den Einnahmen abhängig.  Beide Staaten befinden sich seit dem Ende des Korea-Kriegs (1950-53) formell noch immer im Kriegszustand.

    Indes häuft sich die Kritik an Kim Jong uns Gebaren. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der Südkoreaner ist, forderte Pjöngjang am Montag auf,  "weitere Provokationen" zu unterlassen. Chinas Präsident Xi Jinping  hatte am Sonntag erklärt, niemand dürfe eine Region oder die Welt  aus selbstsüchtigen Gründen ins Chaos stürzen. Nordkorea nannte er  dabei nicht namentlich. Die EU verhängte bereits zahlreiche  Strafmaßnahmen gegen Pjöngjang. In Brüssel wird diese Woche über  eine weitere Verschärfung beraten.

    EU-Politiker: Mit Pjöngjang zu reden bringe nichts

    Ein europäischer Politiker, der Kontakte zu Sicherheitskreisen in den USA und zu nordkoreanischen Diplomaten unterhält, sagte der dpa: "Die

    Nordkoreas Waffenarsenal

    Nordkorea ist ein hochgerüstetes Land mit einer der größten Armeen der Welt.

    Die nordkoreanische Volksarmee verfügt Schätzungen zufolge über rund 1,2 Millionen aktive Soldaten. Nur China, Indien, die USA und Russland haben ähnlich große Armeen.

    Neben seinen aktiven Soldaten kann Nordkorea über 4,7 Millionen Reservisten mobilmachen

    Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl sind etwa 4,5 Prozent der Nordkoreaner Soldaten.

    Die Armee verfügt über rund 4.700 Panzerhaubitzen und Selbstfahrlafetten. Dazu kommen knapp 20.000 Geschütze.

    Nordkoreas Luftwaffe besteht aus etwa 650 Kampfflugzeugen. Die meisten Maschinen stammen aber aus den sechziger und siebziger Jahren.

    Weitgehend veraltet sind auch die rund 6500 Panzer und Kampffahrzeuge des kommunistischen Landes.

    Nordkoreas Marine besteht nach Schätzungen aus etwa 420 Schiffen. Dazu kommt eine U-Boot-Flotte.

    Viel investiert haben die nordkoreanischen Diktatoren in die Raketen-Technologie. Neben ballistischen Raketen und selbstentwickelten Boden-Luft-Raketen wird wohl auch an Interkontinental-Raketen gebaut.

    Die größte Sorge bereitet der Welt das nordkoreanische Atomprogramm. Bereits im Oktober 2006 testete das Regime in Pjöngjang eine Atombombe, weitere Tests folgten.

    Dass Nordkorea in der Lage ist, Raketen im Atomwaffen zu bestücken, gilt aktuell als eher unwahrscheinlich. Das Land dürfte aber daran arbeiten.

    Auch  China sah vor allem in direkten Gesprächen zwischen den USA und Nordkorea einen möglichen Ausweg aus der Krise, wie ein ranghoher chinesischer Außenpolitiker der Nachrichtenagentur dpa in Peking sagte. "Um die Probleme an der Wurzel zu packen, müssen die USA den Dialog mit Nordkorea führen." Alle blickten immer auf China, doch liege der Schlüssel vielmehr bei den USA. Ohne Nordkorea beim Namen zu nennen, warnte Chinas Präsident Xi Jinping: "Niemandem darf erlaubt werden, eine Region oder sogar die ganze Welt für selbstsüchtige Zwecke ins Chaos zu stürzen." Angesichts der Eskalation rief Xi zur Zurückhaltung und zum Dialog auf. Alle Länder sollten zur Wahrung des Friedens beitragen - "egal, ob groß oder klein, stark oder schwach, reich oder arm".

    Der Konflikt spitzt sich zu

    Die Spannungen in der Region hatten sich zuletzt zusehends  verschärft. Am Montag berichtete die südkoreanische Zeitung  "JoongAng Ilbo", es gebe eine starke Zunahme der Aktivitäten am  nordkoreanischen Atomtestgelände Punggye Ri. Vereinigungsminister  Ryoo Kihl Jae sagte daraufhin in Seoul, es gebe "Anzeichen" für einen neuen Atomtest vor. Südkorea relativierte inzwischen allerdings Äußerungen über einen möglichen neuen Atomtest Nordkoreas. Das Verteidigungsministerium in Seoul erklärte, bei den  Aktivitäten an dem Gelände scheine es sich um "normale  Routine-Aktivitäten" zu handeln. Das Wiedervereinigungsministerium  erklärte, ein weiterer Atomtest stehe dem Anschein nach nicht  unmittelbar bevor.

    Kanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Putin forderten Pjöngjang zur Einstellung der militärischen Provokationen auf. Sie sei sich mit Putin sehr einig, dass die internationale Staatengemeinschaft im Zusammenhang mit der Entwicklung um Nordkorea beruhigend einwirken müsse, sagte Merkel am Montag nach einem Rundgang mit Putin über die Hannover Messe. Es müsse aber auch darauf hingewirkt werden, dass Nordkorea die "Provokationen" einstelle. Putin zeigte sich besorgt über die Eskalation auf der koreanischen Halbinsel. "Ich würde alle dazu aufrufen, sich zu beruhigen und in einem solchen ruhigen Regime am Verhandlungstisch zu beginnen, all die Probleme zu lösen", sagte er.

    Putin: Atomkatastrophe von Tschernobyl im Vergleich ein Kleinkindermärchen

    Mit Blick auf eine mögliche Auseinandersetzung mit Atomwaffen ergänzte er, die Atomkatastrophe von Tschernobyl könne im Vergleich dazu "als ein Kleinkindermärchen erscheinen". Eine solche Gefahr bestehe. Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte bei seinem  Deutschland-Besuch, ein militärischer Konflikt auf der koreanischen  Halbinsel könne weit schlimmer als die Atomkatastrophe von 

    Nordkorea verlegte indes bereits zwei Mittelstrecken-Raketen an  die Ostküste. Südkoreas nationaler Sicherheitsberater äußerte am  Montag die Vermutung, dass der Norden noch diese Woche einen  Raketentest vornehmen könnte. Japan erklärte, die Armee werde in  Richtung dpa, afp, AZ

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