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Nordkorea: Kim Jong-Un baut Nordkoreas Straflager weiter aus

Nordkorea

Kim Jong-Un baut Nordkoreas Straflager weiter aus

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    Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un im Kreis von Militärangehörigen.
    Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un im Kreis von Militärangehörigen. Foto: KCNA (dpa)

    Nordkorea baut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) zufolge seine geheimen Straflager aus. Die Organisation präsentierte heute Satellitenfotos der beiden großen Lager 15 im Norden und 16 im Süden des Landes. In dem Bericht kommen zudem Augenzeugen zu Wort. Darunter ein ehemaliger Lagerwachmann, eine Seltenheit.

    Nordkorea hält 100.000 bis 200.000 politische Gefangene

    Nordkorea hingegen bestreitet die Existenz der Lager für politische Häftlinge. Unabhängigen Schätzungen zufolge sind in dem abgeschotteten Land jedoch zwischen 100.000 und 200.000 Menschen interniert. Die von Amnesty vorgelegten Fotos entstanden in einem Zeitraum von zwei Jahren zwischen 2011 und 2013. Die Auswertung habe ergeben, dass das Lager 16 in dieser Zeit vergrößert worden sei. Es seien deutlich erkennbare neue Wohnbaracken dazu gekommen. Zudem gebe es klare Anzeichen für Arbeitsaktivitäten, so die Menschenrechtsorganisation.

    Lager 16 dreimal so groß wie US-Hauptstadt

    Das Lager 16 ist nach Angaben von Amnesty 560 Quadratkilometer groß; das entspricht in etwa der dreifachen Größe der US-Hauptstadt Washington. Rund 20.000 Menschen seien dort eingesperrt.

    Ehemaliger Lagerwachmann berichtet von Hinrichtungsmethoden

    Die Kim-Dynastie in Nordkorea

    Seit fast 70 Jahren herrscht die Familie Kim über das international weitgehend isolierte Nordkorea.

    KIM IL SUNG: Der zum «Großen Führer» aufgestiegene Bauernsohn wurde 1912 geboren. Nach der Besetzung des Nordens von Korea durch sowjetische Truppen 1945 wurde Kim dort Stalins Mann. Als 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea ausgerufen wurde, ließ er sich zum Regierungschef ernennen. Er herrschte über den abgeschotteten Staat mit eiserner Hand bis zu seinem Tod 1994. Der bis heute gottgleich verehrte Kim Il Sung trägt den ihm vorbehaltenen Titel «Ewiger Präsident».

    KIM JONG IL: Sein Sohn wurde 1942 (oder 1941) in einem Ausbildungslager in der Sowjetunion geboren. Die Propaganda verlegte die Geburt in ein Widerstandscamp am mythischen Berg Paektu in Korea während der japanischen Besatzung. Der «Geliebte Führer» setzte den despotischen Kurs seines Vaters fort. In seine Herrschaftszeit fällt der vollständige Zusammenbruch der Wirtschaft mit Hungersnöten. 2008 erlitt er vermutlich einen Schlaganfall und war bis zu seinem Tod am 17. Dezember 2011 gesundheitlich angeschlagen.

    KIM JONG UN: Der jüngste seiner drei bekannten Söhne kam Anfang der 1980er Jahre zur Welt, das exakte Geburtsjahr ist umstritten. Er soll eine Schule in der Schweiz besucht haben. Kim Jong Il erhob ihn 2010 zum General. Ende 2011 wurde Kim Jong Un Oberbefehlshaber der Streitkräfte, im April 2012 auch Erster Vorsitzender der Zentralen Verteidigungskommission und damit laut Verfassung «Oberster Führer» des Landes.

    Der ehemaliger Lagerwachmann, der in Lager 16 von den 1980er Jahren bis Mitte der 1990er Jahre arbeitete, beschreibt in dem Bericht Hinrichtungsmethoden. Sträflinge hätten ihre eigenen Gräber ausheben müssen und seien dann mit Hammerschlägen ins Genick getötet worden. Außerdem habe er gesehen, wie Lageroffiziere Opfer stranguliert und anschließend mit Stockschlägen getötet hätten. Vergewaltigungen von weiblichen Häftlingen seien an der Tagesordnung. Die Frauen wurden nach ihren "Diensten" der Geheimhaltung wegen getötet.

    Nordkorea bei Menschenrechtsverletzungen "eigene Kategorie"

    In Lager 15 mussten dem Amnesty-Bericht zufolge Häftlinge zehn bis zwölf Stunden täglich Zwangsarbeit verrichten. Insassen berichteten von Schwerstarbeit bei Hungerrationen. Wenn die Arbeitsziele verfehlt worden seien, sei die Verpflegung zur Strafe weiter reduziert worden. Lager 15 sei 370 Quadratkilometer groß. 2011 lebten dort schätzungsweise 50.000 Menschen.

    Amnesty-Asienexperte Rajiv Narayan sagte, für Amnesty, das seit 50 Jahren Menschenrechtsverletzungen untersuche, sei Nordkorea eine "eigene Kategorie". Die Organisation forderte die nordkoreanische Führung auf, die Straflager unverzüglich zu schließen. (AFP)

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